Status quo in den USA
Die Finanzkrise nahm ihren Anfang auf dem US-Immobilienmarkt. Das Platzen der von den Banken konstruierten Immobilienblase führte zu massiven Wertverlusten in fast allen Regionen der USA. 2010 machte sich sogar Hoffnung breit, dass das Schlimmste schon überstanden sei, aber jetzt geht es mit den Immobilienpreisen erneut abwärts, und zwar flächendeckend. Ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung der aktuellen Lage auf dem US-Immobilienmarkt ist der SP Case Shiller Hauspreisindex (www.standardandpoors.com), der Anfang Juni veröffentlicht wurde. Danach hat es im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Hauspreise von 5,1% gegeben. Dies ist noch weit entfernt vom Absturz aus dem ersten Quartal 2009, als es um rund 18% mit den Preisen nach unten ging. Aber alleine im ersten Quartal 2011– und das ist das eigentlich Schlimme– war ein Minus von 4,2% zu verzeichnen.
Die wichtigsten Regionen sind betroffen
In vielen Regionen sind die Immobilienpreise auf das Niveau von 2002 abgesackt. In einigen Regionen Floridas, Nevadas oder auch Kaliforniens haben sich die Immobilienpreise seit dem Hoch halbiert. Besonders heftig fiel der Absturz in Minneapolis aus, wo es im Vergleich zum Vorjahr mit den Preisen um 10% nach unten ging. Das war der erste zweistellige Wertverlust auf Jahresbasis seit März 2010. Damals waren die Preise in Las Vegas um 12% abgestürzt. Was aber das Ausmaß des Rückgangs am deutlichsten zeigt, ist die Tatsache, dass es in 19 der 20 wichtigsten Metropolregionen der USA mit den Preisen im Vergleich zum Vorjahr nach unten ging.
Wenig Hoffnung auf Besserung
Diese aktuellen Werte geben ganz klar eine Tendenz wieder: Die Erholung auf dem US-Immobilienmarkt ist vorerst zu Ende. Immerhin umfasst der Index die 20 wichtigsten Metropolregionen der USA und gibt somit ein gutes Stimmungsbild für das gesamte Land. Vor allem gibt es keine Hoffnung auf eine kurzfristige Verbesserung der Lage. „Die Hauspreise befinden sich in einer Abwärtsspirale und es ist keine Besserung in Sicht“, sagte David Blitzer, Chairman von SP, bei der Vorstellung der aktuellen Daten.
Die Zukunftsaussichten und die Wirtschaftslage
Wie sich die Preise entwickeln werden, lässt sich nicht sagen, aber es sind die Indikatoren rundherum, die eher für eine Stagnation oder ein weiteres Absacken sprechen als für eine Erholung. Die Lage in den USA ist schon dramatisch. In diesem Jahr dürfte nach aktuellen Berechnungen die Bruttoverschuldung der USA auf bis zu 99 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. Zudem gibt es ein riesiges Haushaltsdefizit: Aktuell beläuft es sich auf 1,65 Billionen Dollar. Das entspricht immerhin annähernd 11% der US-Wirtschaftsleistung. Um das Defizit einzugrenzen, werden wohl in diesem Jahr und auch noch 2012 insgesamt 450.000 Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von UBS. Nach jetzigen Prognosen wird die US-Staatsverschuldung trotzdem jährlich um eine weitere Billion Dollar wachsen. Das hieße: 18,4 Billionen Dollar im Jahr 2019. Dafür werden dann allein 700 Milliarden Dollar an Zinsen anfallen– was selbst für die größte Volkswirtschaft der Erde schwer zu bewältigen ist.