Eliten– Normalbürger
Das betrifft aber nur eine ganz kleine Elite des Landes. Beim „durchschnittlichen“ Amerikaner sieht die Welt ganz anders aus. Es fällt viel mehr auf, dass sich Milliardäre Wohnräume leisten können, die jenseits jeglicher Vorstellung liegen (dazu gehören auch die abstrusen „{{article_open::220}}Keller{{link_close}}“ in London, die vier Stockwerke umfassen, mit einer Schwimmhalle und Sprungturm), während im restlichen Amerika, also eigentlich bei der restlichen Bevölkerung, still und heimlich ein Abstieg stattfindet, der von den hiesigen Medien kaum wahrgenommen wird.
Eindeutiges Zeichen dafür ist der SP/Case-Shiller-Index für Hauspreise.
Zwar sind diese im Jahresvergleich (der Report erscheint immer im Juni) um 4,5% angestiegen, aber es gab erstens starke regionale Unterschiede und zweitens seit der Präsentation eine klare Entwicklung nach unten. Während einzelne Stadtgebiete von Metropolen wie San Francisco, Denver oder Dallas nahezu zweistellige Zuwachsraten aufwiesen, zeigten die meisten anderen Regionen eine deutliche Abkühlung des Preisklimas.
So ist der Wert von 45% der Häuser im Juni 2015 binnen Jahresfrist um durchschnittlich 2% gesunken. Eine sinkende Nachfrage und die verschärften Kreditbedingungen erschweren den Hauskauf, immer mehr Familien bleiben deshalb in Wohnungen. Aktuell liegt der Anteil an Hauseigentümern in den USA auf dem tiefsten Stand seit beinahe fünf Jahrzehnten. Ein großer Anteil solcher Häuser mit sinkendem Wert könnte ein früher Warnhinweis dafür sein, dass sich der Markt in Gefahr befindet.
Dass die Preise in den Metropolregionen teilweise enorme Zuwachsraten zu verzeichnen haben, ist natürlich auch mit einem Phänomen wie New York zu erklären, wo die Preise aberwitzige Höhen erreichen und genauso in den Index eingerechnet werden, monieren zahlreiche Experten. Damit würde ein falsches Bild nach außen gegeben. Aber es gibt noch ein anderes massives Zeichen.
Die „Einzelhandels-Apokalypse“
Die „Einzelhandels-Apokalypse“, wie sie in den USA genannt wird– das hat bereits 2015 viele Schlagzeilen gemacht– hat sich ungebremst im Jahr 2016 fortgesetzt. Unerwartet stark fiel auch die Welle an Geschäftsschließungen nach den Weihnachtsfeiertagen aus. Vor allem die Konsumenten aus der Unter- und auch der Mittelschicht lassen total aus. In verarmten städtischen Gegenden ist es nicht ungewöhnlich, dass ganze Einkaufszentren völlig {{article_open::652}}aufgegeben{{link_close}} werden.
Eine Milliarde Square Feet steht leer
Geschätzte 90 Millionen Quadratmeter Einkaufsfläche stehen leer, wobei hier nicht die verfallenden Zentren eingerechnet sind. Die haben die großen Unternehmen schon abgeschrieben. Und heuer geht es weiter: Wal-Mart schließt 154 Filialen in den Vereinigten Staaten, J.C. Penney gab 40 im vergangenen Jahr auf, 47 sollen folgen, 36 sollen es bei Macy’s sein, GAP plant 175 Schließungen und Sears soll bereits 500 Filialen geschlossen haben. Das Problem: Der Umsatz in den offenen Läden sinkt weiter.
Damit beißt sich die Katze in den Schwanz, denn diejenigen, die offen halten, sind nicht mehr so bestückt, wie zu erwarten wäre, vor allem gehen die Lagerbestände drastisch zurück. Das gilt auch für Einkaufszeilen, die eigentlich die einzigen Einkaufsmöglichkeiten in entlegenen Gebieten darstellen.
Mit dem Bild eines prosperierenden Amerikas hat das nichts zu tun.