Wien hatte immer schon einen besonderen Charme, und dieser wird von immer mehr Touristen entdeckt. Verzeichnete man im Jahr 2008 rund 10,2 Millionen Nächtigungen, so waren es 2018 bereits 16,5 Millionen, was eine Steigerung von 60 Prozent in diesem Zeitraum bedeutet. Wien gilt mittlerweile als Topmetropole im europäischen Tourismus und matcht sich hinter Berlin mit München um den zweiten Platz im deutschsprachigen Raum. Alleine bei chinesischen Touristen stiegen die Nächtigungen – allerdings von einer relativ niedrigen Zahl ausgehend – um 595 Prozent. Wenn das Wachstum aus China gleich bleibt, wird das Land bald an dritter oder vierter Stelle der ausländischen Herkunftsmärkte stehen. Noch kommen aber die meisten Gäste aus Deutschland, gefolgt von Österreich, den USA und Großbritannien. Wien weist im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt überhaupt eine große internationale Vielfalt an Übernachtungsgästen auf.
Viele Hotelimmobilien in der Pipeline
Die Hotelpreise steigen in der gesamten Bundeshauptstadt, insbesondere aber in der City. Der RevPar (= Multiplikation aus Auslastung und Durchschnittspreis) über das Jahr verteilt erhöht sich, da einerseits immer mehr Gäste kommen und damit weniger Zimmer leerstehen und andererseits der Preis in der Hochsaison steigt, da man teurer verkaufen kann. Viele betreibergeführte Hotels sind von April bis Dezember de facto „voll“. Sie verzeichnen bereits eine Auslastung von 85 bis 90 Prozent. Selbst im Luxussegment liegt diese bei 70 Prozent. Neben den steigenden Preisen ist daher zu erwarten, dass auch die Nebensaisonen gewählt werden. Wirkliche Schwächen gibt es nur noch im Jänner und Februar.
Die Nachfrage von Gästen steigt stärker als das Angebot. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Wiener Hotels heute um zehn Prozent stärker ausgelastet sind als noch vor zehn Jahren. Obwohl eine Flut an Hotelbetten – wie beispielsweise am Hauptbahnhof – auf den Markt gekommen ist, sind zahlreiche Hotelprojekte in Bau oder Planung.
Viele internationale Marken, quer durch alle Segmente, sind in Wien noch nicht vertreten. Dies gilt insbesondere für einige Luxusmarken, aber auch das Budget- und Midscale-Segment ist noch unterrepräsentiert.
Trotz des Booms in der Bundeshauptstadt ist auch im ersten Bezirk mit seinen Sehenswürdigkeiten „Overtourism“ noch kein Thema. Dennoch wären bereits Konzepte zur Ableitung weg von den klassischen Sehenswürdigkeiten und „Trampelpfaden“ notwendig.
Niedrige Rate, großes Interesse
Der Erfolg von Wien, insbesondere im Konferenzbereich, ist bis zu einem gewissen Grad den im Europavergleich niedrigeren Raten geschuldet. Allerdings können die Wiener Hoteliers dafür sieben Tage die Woche verdienen, im Gegensatz zum Beispiel zu ihren Kollegen in Frankfurt, wo die Nächtigungen im Wesentlichen nur an vier Tagen pro Woche stattfinden. Vor allem aber ist das Angebot in der Stadt an der Donau in den untersten Kategorien stärker gewachsen als in den oberen. Daher ist die „nicht steigende“ Durchschnittsrate ein statistisches Phänomen. Das lässt sich gut erkennen, wenn man die Ratenentwicklung der einzelnen Kategorien betrachtet – diese wachsen, nicht aber der gesamte Durchschnitt.
Die Investoren kümmern die Rechenbeispiele wenig – sie sind an Renditen interessiert, und die bieten Wiener Hotels auch.