Auf EU-Ebene gab es zuletzt eine neue EU-Bauprodukteverordnung. Diese soll bald über eine neue OIB-Richtlinie zur „nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen“ Eingang in die heimischen Bauordnungen finden. Betreffend die Ausrichtung lautet die Ankündigung so: „Für das Bauwerk müssen umweltverträgliche Rohstoffe und Sekundärbaustoffe verwendet werden. Baustoffe müssen nach dem Abriss wiederverwendet oder recycelt werden können.“
Material sparen
Beim weltweit tätigen Baustoffproduzenten Saint-Gobain betont man, über die letzten 25 Jahre im Sinne der Nachhaltigkeit bereits aktiv gewesen zu sein. Peter Giffinger, Geschäftsführer in Österreich, verweist zum Beispiel auf den Recyclinganteil bei Rigipsplatten von 25 Prozent: „Gipskarton ist mit wenig Energieeinsatz praktisch endlos wiederverwendbar.“ Gemeinsam mit Saubermacher und PORR Umwelttechnik will man in einer eigenen Aufbereitungsanlage den Anteil jetzt auf 40 Prozent heben. Schon heute werden Verschnitte auf Baustellen wieder zurückgeführt. Den ökonomischen Wandel weg vom linearen zum Kreislaufdenken will man im Unternehmen langfristig vollzogen wissen. Den Bedarf an nicht erneuerbarem Strom für die Produktion reduziert man an diversen Konzernstandorten laufend. Außerdem gibt es ein Pilotprojekt, bei dem man hofft, Erdgas durch Wasserstoff als Energiemedium ersetzen zu können. Dies wäre der einzig denkbare Weg, um in der eigenen Industrie den Durchbruch zur CO2-Neutralität zu schaffen. Den Bauträgern wird mit dem Leichtbau Hoffnung gemacht. Der stellvertretende Konzernleiter Patrick Dupin sah darin bei einer Presskonferenz in Wien etwa den entscheidenden Hebel für die Dekarbonisierung: „Im Vergleich zu traditionellen Bauweisen werden 50 Prozent weniger Rohstoffe benötigt.“ Ein Drittel der Gesamtemissionen von Gebäuden würde beim Bauprozess anfallen. Aber auch danach, über den sogenannten Lebenszyklus, könne der Leichtbau zehn bis zwanzig Prozent an Einsparungen liefern. Um hier Vorreiter zu sein, hat man sich sogar in einen modularen Systemproduzenten eingekauft.
Häuser drucken
Beim Betonieren könnte es in Zukunft ebenfalls Richtung Leichtbau gehen. Anlässlich der ersten gedruckten Hauseinheit in Österreich im Auftrag der STRABAG waren Konzernchefs im letzten Herbst nach Hausleiten in Niederösterreich gereist. Die beim Bürozubau am STRABAG-Standort gemachten Erfahrungen wurden auch mit der Fachpresse geteilt. „Wir konnten wichtige Erkenntnisse für den künftigen Einsatz der Technologie gewinnen“, berichtete Vorstandsmitglied Klemens Haselsteiner, ausnahmsweise in der Rolle als Bauherr. Das 3D-Druckverfahren gilt unter anderem als materialsparend. Es gibt Hohlkammern, die mit Dämmmaterial befüllt werden. Die derzeit noch eingesetzte Betonfüllung einer zweiten Kammer könne bei entsprechend positiven Erfahrungen weggelassen werden, versichern die Fachleute. Damit würde der Bau vergleichsweise materialschonend sein. Partner beim Pilotprojekt war auch der Betonhersteller Lafarge, und dessen Geschäftsführer in Österreich, Berthold Kren, betont dann auch: „So sind wir in der Lage, mehr mit weniger zu bauen.“ Versuche im internationalen Kontext gibt es auch mit Recyclingbeton oder sogar mit lehmartigen Baumaterialien. Die in der Errichtung benötigte Energie hält sich beim Druckvorgang von in Summe einer Woche übrigens sehr in Grenzen. Druckerhersteller verweisen auf einen Energiebedarf vergleichbar mit wenigen Haarföhns. Der Schalungshersteller PERI hatte als Technologieanbieter die Innovation in Hausleiten angeregt. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Christian Schwörer, strebt nach dem Einkauf des Drucker-Start-ups COBOD die möglichst rasche Technologiereife an: „Wir wollen die Tauglichkeit in unterschiedlichen Ländern und bei unterschiedlichen Projektarten unter Beweis stellen.“
Ökobilanz ziehen
Der Wienerberger-Konzern hat mit dem Backen von Ziegeln auch so seine CO2-Reduktionsthemen. Umso bemerkenswerter ist, dass es ihm fast wie im Handumdrehen gelungen ist, sich ein CO2-neutrales Produkt zertifizieren zu lassen. Ausgleichsmechanismen über fünf zertifizierte Klimaschutzprojekte ermöglichten das, zum Beispiel über Aufforstungen. Bleibt nur zu hoffen, dass die dank Klimabewusstsein stark nachgefragte Holzbauindustrie da den Forst nicht schon in ihrer Bilanz drinnen hat.