Würden Sie ein Haus mit der Nummer 13 kaufen wollen? Obwohl die meisten von uns – zumindest nach außen hin – Aberglauben strikt negieren, ist er doch oftmals der wahre Drahtzieher unserer Entscheidungen. Besonders die Briten können ein Lied davon singen, gelten sie doch als Menschen mit Hang zum Übersinnlichen. Die Empfänglichkeit für okkulte Gruselgeschichten oder sonderbare Begebenheiten hat in Großbritannien größere Auswirkungen auf den Alltag, als man zunächst vielleicht meinen möchte, zum Beispiel beim Thema Eigenheim. Mehr als ein Drittel des Inselvolks entscheidet beim Hauskauf nicht allein nach objektiven Kriterien wie Lage oder Wert einer Immobilie, sondern auch aufgrund feinstofflicher, gar transzendenter Qualitätskriterien, die es zu beachten gilt. So sind die Auswirkungen einer vom Aberglauben infiltrierten Gesellschaft auch beim Verkauf von Häusern ersichtlich.
12 plus 1 ist 14
Ziert die eigene Verkaufsimmobilie die Hausnummer 13, ist es wahrscheinlich, den Verkaufspreis um 4.000 bis 6.500 Pfund nach unten drücken zu müssen, zu sehr sticht die Unglückszahl den Kaufinteressenten ins Auge. Diese unangenehme Gegebenheit führt flächendeckend zu 34 Prozent weniger Verkaufsabschlüssen. Überhaupt gilt die Zahl 13 in Großbritannien gemeinhin als Unglückszahl. Dieser Tatsache zur Folge wird in nahezu einem Drittel der britischen Straßen die Nummer 13 ausgelassen, und „Friday 13th“ ist ein Garant für eine totale Verkaufsflaute im Immo-Business. Die britischen Immobilienmakler der Immobilienplattform zoopla.co.uk (früher Findaproperty.com) kennen ihre abergläubische Klientel und registrieren an einem Freitag, dem 13., immerhin einen Verkaufsrückgang in der Höhe von 32 %. Ähnliche Erfahrungen sammelte Richard Aldous, Sales und Marketing Manager des Bauträgers Hopkins Homes: Die Mehrheit der Käufer verweigere überhaupt Verkaufsabschlüsse an diesem sogenannten Unglückstag.
Geistreiche Bewohner
Und der Aberglaube kennt bekanntlich keine Grenzen. Poltergeister, Gespenster und verlorene Seelen sollen auch heute in manch jemands englischem Wohnzimmer ihr Unwesen treiben. Ob Realität oder Märchen, ist wohl eine Glaubensfrage. Ebenfalls schwer am Immobilienmarkt haben es daher Häuser, in denen es gerüchteweise spuken soll. Die Bank Lloyds TSB untersuchte im Rahmen einer Umfrage, was dran sein soll am Einfluss abstruser Spuk- und Gruselgeschichten auf das Kaufverhalten der Kundschaft – und das ist eine ganze Menge!
Soll es im Haus spuken, sind fast 50 % der Briten nicht bereit, dieses zu kaufen oder wenigstens zu mieten. Ähnlich verhält es sich mit blutigen Ereignissen in der Geschichte des angedachten Kaufobjekts. Sieht man sich die Vergangenheit mancher Gebäude etwas genauer an, kommen mancherorts unschöne, wenn auch meist dem fantasievollen Geist der Nachbarn entsprungene Geschichten zum Vorschein. Über brutale Morde, kopflose Geister und tragische Todesereignisse wird dann berichtet.
Mythen oder Märchen? Nun, in jeder Geschichte steckt bekanntlich ein Quäntchen Wahrheit, ist die landläufige Meinung dazu. So reicht bereits eine einfache Scheidung aus, um den Kauflustigen die Immobilie unschmackhaft zu machen. Ein Haus, in dem zuvor schon jemand verstorben sei, lehnen immerhin 39 % der Interessenten ab, geht aus der Lloyd-TSB-Umfrage hervor. Doch der Aberglaube beeinflusst auch anders herum. Ein Haus, das geweiht wurde, verspricht Glück und Segen, dessen ist sich ein Drittel der Befragten sicher. Übrigens: Der Aberglaube ist keinesfalls ein englisches Phänomen.
Feng-Shui und Zahlen, die das Glück bedeuten
Auch die Chinesen sind bekannt für ihre ganz eigenen abergläubischen Auswüchse. Hier sind die Zahlen 4, 17, 19 und 53 Zeichen des Unglücks. Hingegen werden die Hausnummern 1, 2, 6, 8 und 68 mit Glück und Wohlstand verbunden. Dementsprechend vom Glück geweiht sind jene Immobilienverkäufer, deren Häuser die begehrten Glückszahlen an der Fassade prangen haben. Ebenfalls großen Einfluss übt die Lehre des Feng-Shui auf die chinesischen Gemüter aus. Dank der zahlreichen chinesischen Einwanderer hat sich Großbritannien auch auf diese Käufer mit Feng-Shui-konformen Immobilien eingestellt, um Wohnen im Einklang mit den positiven Energien zu ermöglichen. Na dann, ein Häufchen Salz über die Schulter geworfen, in Hausnummer 1 einziehen, und ab sofort kann lebenstechnisch nichts mehr schiefgehen, oder?