Als hätte es kein Covid-19 gegeben, blieb der Markt für Wohnimmobilien in diesem Szenario komplett gelassen. Zwar haben sich die Wohnbedürfnisse verändert, da der Wunsch nach größeren Wohneinheiten und Freiflächen gewachsen ist, aber preislich ging es stabil weiter oder auch bergauf.
Wer noch nicht hat, kauft jetzt
Wer nach dem ersten Lockdown noch zögerte, den hat der dritte Lockdown überzeugt, dass sich an den Quadratmeterpreisen nichts ändern wird, meint Elisabeth Rohr, Geschäftsführerin von Elisabeth Rohr Real Estate: „Auffällig war, dass das ganze Jahr 2020 hindurch viele Kaufinteressenten den Markt akribisch beobachteten, sich mit vielen Immobilien intensiv auseinandersetzten, Preise verglichen, sich aber letztlich zu keiner Kaufentscheidung durchringen konnten. Dies wohl teilweise in der Hoffnung, dass die Kaufpreise durch Covid-19 fallen würden.“ Das galt insbesondere für Kunden, die nicht zur Befriedigung ihres persönlichen Wohnbedürfnisses Eigentum erwerben wollten, sondern eher auf der Suche nach einer sicheren Veranlagung waren. Jetzt sieht die Sache aber anders aus. „In den letzten Wochen hat sich das Blatt gewendet, gerade im Segment zwischen 400.000 und 700.000 Euro sind meiner persönlichen Wahrnehmung nach viele Abschlüsse zu verzeichnen.“ Elisabeth Rohr geht davon aus, dass sich dieser Trend auch 2021 fortsetzen wird.
Zinshauspreise steigen weiter
Ähnliches gilt für die Zinshäuser. Die Preise sind auch dieses Jahr trotz Corona wieder gestiegen. „Die hohe Nachfrage ist einerseits klassischen Anlegern und institutionellen Investoren zu verdanken, andererseits den Immobilienentwicklern“, meint Gerhard Hudej, Geschäftsführer von Hudej Zinshäuser. Wien wird am österreichischen Zinshausmarkt zwar immer dominant bleiben, doch die Landeshauptstädte holen auf. Dies zeigt sich deutlich durch die positive Marktentwicklung der vergangenen Jahre“, so Gerhard Hudej: „Diese wird sich in Zukunft fortsetzen, da die Landeshauptstädte an Größe und Attraktivität gewinnen werden.“ Das gilt aber nicht nur für Zinshäuser. Die Stabilität des Marktes bestätigt sich in den Bundesländern auch bei Büros und Wohnraum.
Wir wollen wieder ins Büro
Die Nachfrage nach Büroflächen in Europa wurde durch den Lockdown beeinflusst und ging in den ersten drei Quartalen 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Aber auch hier wird langfristig Stabilität einkehren, ist Markus Arnold, Geschäftsführer von Arnold Immobilien, überzeugt, denn „die Leute wollen ins Büro gehen“! Der Büromarkt wird sich also nicht wegentwickeln von dem, „was er seit Jahrhunderten war: nämlich ein Ort, wo Menschen gerne zum Arbeiten zusammenkommen“, sagt Arnold. Es „gibt doch einen Unterschied in der Konzentration, je nachdem, ob ich am Bürotisch sitze oder im Esszimmer“, und daran werde auch die Corona-Pandemie langfristig nichts ändern.
Der Office-Markt ist nicht tot
Man könne schon ein, zwei Tage zu Hause arbeiten – „aber am dritten Tag werde ich nachlässig“; nicht zuletzt „sind wir soziale Wesen. Wir brauchen den sozialen Austausch mit anderen.“ Peter Ulm, allora Immobilien, vertritt eine ganz ähnliche Ansicht. „Der Office-Markt ist nicht tot! Ich glaube an den Wiener Büromarkt, Totgesagte leben länger“, fasst er seine Einschätzung zu Office-Immobilien – auch für 2021 – zusammen.
Die Hotellerie litt und leidet
Ein Segment litt besonders unter den Covid-Verordnungen. „Die Pandemie traf in ganz Europa und so auch in Österreich insbesondere die Stadthotellerie, die auf internationale Touristen, Kongresse und Messen angewiesen ist“, so Lukas Hochedlinger, Geschäftsführer von Christie & Co. Viele Hotels wurden kurzfristig geschlossen, und es ist davon auszugehen, dass ein Teil davon vermutlich nicht wieder öffnen wird. Aber es gibt auch klare Gewinner wie etwa die Ferienhotellerie.“ Diese hat in einigen Teilen Österreichs eine hervorragende Sommersaison verzeichnen können. Trotz des Dämpfers, den die Branche erlitten hat, ist der Tourismus doch einer der wesentlichen Wirtschaftsmotoren in Österreich, und die Reiselust wird mit Abflachen der Pandemiekurve wieder zurückkommen. Hochedlinger: „Durch die Marktbereinigung werden sich Chancen ergeben, neue Nischen zu bedienen bzw. Konzepte zu überarbeiten.“
Insgesamt ist die Immobilienbranche recht gut durch die Krise gekommen – „da hat es andere Branchen viel härter getroffen“, meint Markus Arnold und erinnert an die „Immobilie als beste Investition in Krisenzeiten“. Und diesem Ruf könnte sie auch 2021 gerecht werden.