Bei den PropTechs handelt es sich beispielsweise um digitale Dienste wie Vermieter-Apps, die die Terminkoordination in der Vermietung oder das komplette digitale Management eines Mietzyklus übernehmen. Dahinter stecken aber auch Crowdinvesting-Plattformen sowie Anbieter, die wahlweise die Arbeit der Makler übernehmen – oder aber bei der Maklersuche unterstützen wollen.
Einfach, flexibel und kostengünstig
Drei Beispiele: Das 2014 gegründete Startup Homeday schlägt mit Mithilfe eines umfangreichen Algorithmus innerhalb kurzer Zeit bis zu drei Makler vor, die den Nutzer beim Verkauf seines Objekts unterstützen. Finanziert wird die Plattform über eine Provision, die Homeday pro verkaufte Immobilie vom Makler einstreicht. Für den Verkäufer ist die Dienstleistung kostenlos.
McMakler.de wiederum verbindet seit Mitte 2015 als sogenannter Hybridmakler die klassische persönliche Beratung von Verkäufern, Käufern, Vermietern und Mietern mit onlinegestützter und mobiler Kommunikations- und Vermarkungstechnologie. Dafür beschäftigt das Startup mit rund 100 Mitarbeitern auch ehemalige Immobilienmakler. Der Vermieter zahlt einen Festpreis ab 498 Euro für eine erfolgreiche Vermietung seiner Immobilie; der Verkauf von Immobilien ist kostenfrei. Das Unternehmen gilt als eines der wachsenden Maklerunternehmen in Deutschland. Erst vor einem halben Jahr konnten neue Investoren gewonnen und weitere 8,5 Millionen Euro Kapital angesammelt werden.
Neu am Markt ist das Start-up Optionspace, eine Online-Buchungsplattform für möblierte und unmöblierte Büroflächen. Mit Hilfe der Plattform sollen Unternehmen die Möglichkeit bekommen, ungenutzte Flächen kurzfristig untervermieten zu können. Bei erfolgreicher Vermittlung erhält Optionspace eine monatliche Gebühr in Höhe von 10 % der Warmmiete vom Vermieter – maximal für zwölf Monate. Das Credo der Gründer: Ein Büro zu mieten sollte so einfach und flexibel sein wie eine Wohnungs- oder Zimmerbuchung über Airbnb.
Europa hinkt nach
Drei Beispiele von vielen. Den Markt für PropTechs in (aktuelle) Zahlen zu gießen ist freilich schwer. Laut einer Studie von Immobilienberater Catellawurden 2015 weltweit 1,7 Milliarden US-Dollar in dieses Segment investiert. Allerdings landeten davon nur 4 % in Europa und hier vor allem in Großbritannien. Das meiste Geld ging in die USA (49 %) und nach China (26 %). Ende 2016 lag das Investmentkapital bei rund 2,3 Milliarden US-Dollar. „Der Weg zu einer echten Marktveränderung ist noch weit“, sagt Thomas Beyerle, Head of Group Research bei Catella.
Den meisten PropTechs fehlt schlicht noch der Zugang zur Industrie. Auch das strukturelle Defizit der Datenverfügbarkeit, um die Geschäftsmodelle mit Leben füllen zu können, wiegt schwer. „Ferner darf die innere Entwicklungskraft der Immobilienbranche selbst nicht unterschätzt werden“,sagt Beyerle. Aktuell gibt es in Deutschland rund 140 Startups, die Informationstechnologie und Immobilien miteinander verbinden. Die Mehrheit der neuen Geschäftsmodelle ist auf die wohnwirtschaftliche Immobilienvermarktung ausgerichtet.
Nachwuchs beflügelt
Der etablierten Immobilienwirtschaft bereiten diese Unternehmen einstweilen noch kein Kopfzerbrechen. Neun von zehn klassischen Immobilienunternehmen haben das Thema „Digitale Transformation“ zwar auf ihrer Agenda, aber lediglich 14 % sehen in einer Umfrage von Ernst & Young Real Estate und dem ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) eine ernst zu nehmende Gefahr. 152 Unternehmen wurden zu ihren digitalen Strategien befragt. „Im Gegenteil erwarten viele der etablierten Marktteilnehmer, dass ihr Geschäft durch die innovativen Player zusätzlich beflügelt wird“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei EY. Umgekehrt denkt allerdings die Mehrheit der digitalen Jungunternehmer (63 %) durchaus, dass sie die alten Platzhirsche herausfordern können.
Unter dem Strich macht ein Miteinander Sinn. „Kooperationen bieten Chancen für beide Seiten, nur werden sie bislang noch nicht ausreichend genutzt“, sagt Martin Rodeck, Innovationsbeauftragter beim ZIA und Geschäftsführer der OVG Real Estate in Deutschland. „Dabei muss es nicht immer gleich Geld sein, das ein etabliertes Unternehmen in ein Start-up investiert. Oft genügen schon Informationsaustausch und Netzwerken.“
Trends auf Knopfdruck
Als die wichtigsten Zukunftsthemen werden von den etablierten und den neuen Marktteilnehmern gleichermaßen Big Data und Datenstrukturierung gesehen. „Ziel ist es, Rückschlüsse auf das Verhalten der jeweiligen Kunden zu ziehen“, sagt Rodeck. Warum klicken viele Nutzer eine bestimme Immobilie an, eine andere aber nicht? „Eine automatisierte Auswertung großer Datenmengen kann in vielen Fällen Trends aufzeigen, möglicherweise auch Wanderungsbewegungen innerhalb einer Stadt sichtbar machen.“
Allerdings werden auch nicht alle Zukunftsvisionen geteilt. Ein Beispiel ist die künstliche Intelligenz. Das Thema wird laut Studie von den etablierten Unternehmen als weniger wichtig gewertet. Gleiches gilt für Augmented Reality – etwa Datenbrillen für virtuelle Wohnungsbesichtigungen – oder für das Internet der Dinge, wonach alle technischen Geräte automatisch über das Netz miteinander kommunizieren.
Um die neuen Player am Markt auf die internationale Bühne zu holen, wurde auf der Immobilienmesse Mipim eigens ein neuer Wettbewerb ins Leben gerufen. Die Gewinner der diesjährigen Startup Competition sind Ravti, ein US-Softwareanbieter für Gebäudetechnik, Envelope, ein US-Unternehmen, dessen Software die Visualisierung von Bebauungsplänen erleichtert, sowie Storefront, ein Onlinevermittler von temporären Ladenflächen mit Sitz in Großbritannien.