Bautechnik und Betriebsinformatik
15 Jahre lang agierte er nebenberuflich als Vorstand der Immobilien AG, im Hauptberuf war er Vorstand der Immorent. Dabei hatte Ernst Vejdovszky die HTL als Bautechniker beendet und danach Betriebsinformatik studiert. „Nach zwei Jahren auf der wissenschaftlichen Seite im Institut für höhere Studien war mir klar: Ich bin kein Bautechniker kein Informatiker und auch kein Wissenschaftler, sondern ein Wirtschafter.“ Das war auch der Grund, warum er 1982 seine Karriere in einer Bank begann.
Investment in der Ferne– in Graz
Im Jahr 2000 betrug das Portfolio dann bereits 70 Millionen Euro, und Vejdovszky wechselte hauptberuflich in die S IMMO AG. Er verwaltet heute ein Immobilienvermögen von knapp zwei Milliarden Euro. Die Immobilien befinden sich in ganz Europa.
Zu Beginn, so Vejdovszky, „haben wir in Wohnhäuser in Wien investiert, und wenn wir in die Ferne gegangen sind, dann war das ein Objekt in Graz.“ Es war die Zeit um die Jahrtausendwende, als die österreichische Immobilienbranche sich nicht nur im eigenen Land selbst neu erfand, sondern auch den CEE/SEE-Raum entdeckte. „Ab 2000 war klar: Die Welt hat sich verändert– und wir sind in die Nachbarländer gegangen.“ Nicht nur mit neuen Ländern, sondern auch mit anderen Summen musste man umzugehen lernen: „Um das Jahr 2000 hatte ein Vorstand in der damaligen Erste Bank ein Pouvoir von 20 Millionen Schilling (ca. 1,4 Millionen Euro)– heute ist man in völlig anderen Dimensionen, und das war schon ein sehr radikaler Wechsel.“ Wie radikal, zeigt ein Beispiel: Als die SIMMOAG in Ungarn um 200 Millionen eine Immobilie erwarb, war das in der gesamten Bank Gesprächsthema. „Dabei handelte es sich nicht um 200 Millionen Forint, wie die meisten glaubten, sondern um 200 Millionen D-Mark (ca. 100 Millionen Euro)– also um ein Vielfaches davon.“
Richtige Grundidee
Es war ein Boom, der die Immobilienwelt in Zentral- und Osteuropa erfasste, und im Rückblick meint Vejdovszky selbstkritisch: „Wir waren alle in einem kollektiv übertriebenen Optimismus. Man hätte es wissen können, dass der Boom nicht ewig weitergehen würde, aber keiner konnte sich dem Trend entziehen.“ Die CEE/SEE-Region ist aber für ihn weiterhin sehr wichtig und zukunftsträchtig. „Zentraleuropa wird wieder kommen. Die Grundidee, in dieser Region zu investieren, war richtig, doch die Geschwindigkeit zu schnell. Hier geht es um Zeitspannen von zwei Generationen.“
Eine Strategie, die milde belächelt wurde
Trotz des Enthusiasmus in der Branche blieb der Vorstandsvorsitzende der SIMMOAG vorsichtig und verfolgte die Strategie, nicht alles in den neuen Staaten zu veranlagen. Er investierte die Hälfte des Vermögens in Deutschland, wofür er und sein Team milde belächelt wurden. „Die Entscheidung, nach Deutschland zu gehen, wurde ,geduldet‘, denn fast alle sahen die großen Chancen und Renditen in Zentral- und Osteuropa.“ Heute verkauft die SIMMOAG Immobilien, die damals im geduldeten Deutschland erworben wurden, teilweise um den doppelten Preis, und das sind auch seine Lieblingsimmobilien, wie Ernst Vejdovszky scherzhaft anmerkt: nämlich solche, die sich wirtschaftlich rentieren. Es funktioniert aber nur, „wenn man einen entsprechenden Weitblick hat, gut einkauft, die Immobilie gut bewirtschaftet und entsprechend verkauft“. Daher ist auch Architektur für ihn ein wesentlicher Faktor, allerdings nicht um der Architektur willen, sondern für den wirtschaftlichen Erfolg: „Eine schöne funktionale Immobilie mit guter Architektur lässt sich besser vermieten und verwerten. Daher ist Kunst am Bau wichtig.“
Was auf lange Sicht zählt
Apropos Erfolg: „Es gibt niemanden, der ein Wirtschaftsunternehmen führt und nur Erfolge hat. Es ist aber auf lange Sicht wichtiger, dass man mehr Erfolge als Misserfolge hat– das ist die große Herausforderung. Wenn man in der Mehrzahl die richtigen Entscheidungen trifft, dann zeigt sich das im wirtschaftlichen Ergebnis.“
Der größte Erfolg? Den könne er nicht nennen, wie er sagt: „Ich habe viele Erfolge gehabt, und ich hoffe, es kommen noch viele mehr und weiterhin auch mehr Erfolge als Misserfolge.“ So etwas sagt man wohl nur, wenn man schon sehr lange im Immobilienbusiness ist.
Der Beruf und vor allem auch das ganze Tätigkeitsgebiet sind für ihn wichtig, denn immerhin „verbringen wir 70% unserer Wachzeit in unserem beruflichen Umfeld, und daher ist es wichtig, dass es einem Freude bereitet. Aber es gibt auch einen privaten Bereich, da gehört ganz stark die Familie dazu, und das ist eigentlich noch wichtiger als der Erfolg im Beruf.“