Der Fokus von österreichischen Investoren und Projektentwicklern wandert stetig über die heimischen Grenzen hinaus. Was ist naheliegender, als nach Deutschland zu gehen und dort in Wohnimmobilien zu investieren? Keine Sprachbarrieren, ein fast zehnmal größerer Markt mit vielen attraktiven Städten und nahezu den gleichen gesetzlichen Rahmenbedingungen, allerdings ohne die strengen Regeln unseres Mietrechtsgesetzes. Das alles in Verbindung mit einer scheinbar höheren Rendite bei gleichem Risiko.
Der „Run“ hält nun schon seit mehreren Jahren an, und die Prognosen zeigen weiterhin nach oben. Österreichische Investoren kommen mit Wohnimmobilien und den damit verbundenen Fördersystemen und gesetzlichen Einschränkungen gut zurecht; ebenso sind sie im Management und in der Verwaltung derartiger Portfolien erfahren und gut aufgestellt. Die Frage, ob der deutsche Wohnimmobilienmarkt einfach wirtschaftlich attraktiver ist oder ob es die heimische Politik mit ihrer Regulierungsdichte übertrieben hat, bleibt jedoch damit ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob denn eine höhere Rendite – wie sie in Deutschland möglich ist – denn nicht auch automatisch ein höheres Risiko mit sich bringt.
Die Auswirkungen auf Österreich
Einige Vorteile hat die Investitionsbereitschaft heimischer Investoren am deutschen Markt sicherlich: Einerseits wird der Investitionsdruck in Österreich dadurch nicht zu groß und die Gefahr einer Blase somit umgangen, andererseits haben österreichische Immobiliendienstleister die Möglichkeit, heimische Investoren bei ihren Auslandsinvestments zu begleiten. Immobiliendienstleister wie Verwalter, Makler, Bauträger sowie Bewerter, die in Deutschland eine nahezu idente Bewertungssystematik wie in Österreich vorfinden, haben dadurch die Chance, neue Märkte zu erschließen. Der Tellerrand „politische Grenze“ wird im Bereich Immobilieninvestment damit überschritten und ein Wachsen der Märkte ermöglicht, ohne jedoch auf das lokale bzw. regionale Know-how verzichten zu müssen.