Renditeziele nicht erreichbar
Was die Unsicherheit der 171 professionellen Immobilien-Anleger in Deutschland, Frankreich und Großbritannien wohl am deutlichsten zeigt, ist die Tatsache, dass knapp mehr als die Hälfte von ihnen glaubt, in den kommenden drei Jahren ihre selbstgesteckten Renditeziele nicht erreichen zu können. Sie gehen davon aus, dass die Preise weiterhin steigen und die Renditen sinken werden. Das hat damit zu tun, dass noch sehr viel mehr Geld auf dem Markt ist, wie Michael Zöchling, Geschäftsführer der BAR erklärt: „Zahlreiche internationale Investoren haben im vergangenen Jahr nur 50 bis 70% ihrer Investitionssumme erreicht.“ Das heißt, die übrig gebliebenen 30 bis 50% „strömen jetzt zusätzlich auf den europäischen Markt, der faktisch ausverkauft ist.“
Rettungsanker Immobilien
Grund für diesen Ausverkauf sind die wirtschaftlichen Unsicherheiten, denen sich nicht nur die institutionellen, sondern faktisch alle Investoren gegenüber sehen. Denn die Käufer haben– unabhängig von günstigen Finanzierungsmöglichkeiten– nur dann Geld, wenn man es ihnen auch gibt, und das dürften sehr viele tun. Egal, was die Medien berichten, die Verunsicherung, was die Zukunft betrifft, ist groß, und als rettender Anker bieten sich nun einmal Immobilien an. Dazu kommen zahlreiche neue Investoren, wie z.B. aus dem nordamerikanischen Raum und aus Asien. Die wirtschaftliche Liberalisierung einiger asiatischer Länder hat die Hürden für Investitionen im Ausland herabgesetzt, weshalb auch viele Käufer aus Korea oder China aktiv waren und es weiterhin sind.
Es muss gekauft werden– und es wird gekauft
Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch bei der Union Investment Real Estate GmbH: „Gleichzeitig zwingen die sinkende Verfügbarkeit und das Preisniveau von Prime Assets den Immobilien-Investoren jedoch eine wachsende Risikoorientierung auf.“ Wie die Union Investment-Umfrage zeigt, werden auf der Suche nach renditestarken Investments auch Immobilien-Portfolios immer interessanter– vor allem bei den Immobilien-Investoren in Frankreich und Großbritannien. So gibt die Hälfte aller Befragten an, sich aktiv mit dem Ankauf von Immobilien-Portfolios zu beschäftigen.
More risk, no fun
Besonders aufschlussreich ist dabei die Erwartung von 80% der Befragten, dass 2016 vor allem risikobehaftete Portfolios verstärkt gehandelt werden dürften– eine Bestätigung der zunehmenden Renditeorientierung britischer, französischer, aber auch internationaler Anleger wie z.B. aus Asien und Nordamerika. Diese Investoren könnten noch dazu Paketdeals als Möglichkeit zum raschen Einstieg in den gesamteuropäischen Markt nutzen: Daher erwarten 70% der befragten Marktteilnehmer, dass mehr und mehr paneuropäische Portfolios auf den Markt kommen werden.
Fast 60% glauben sogar, dass dabei Pakete mit Immobilien unterschiedlicher Nutzungsarten stärker gehandelt werden. Natürlich sind Portfoliodeals kein neues Phänomen, aber bis vor kurzem hatten diese einen klaren Nutzungsfokus. Der hat sich im vierten Quartal 2015 immer mehr aufgelöst zu Gunsten gemischter Portfolios.
Da drängt sich der Eindruck auf: Es wird zusammengetragen, was geht.