Stefan Artner, Dorda Brugger Jordis Rechtsanwälte:
Das Hauptdiskussionsthema ist kein immobilienwirtschaftliches, sondern die Flüchtlingsfrage. Das beschäftigt die Deutschen, aber auch die Österreicher, denn es ist ein Thema, das Europa an seine Grenzen bringt. Es hat nicht unmittelbare Auswirkungen auf das Immobilienbusiness, aber es wird uns in den kommenden Jahren sicherlich maßgeblich beschäftigen. Das Thema bewegt wirklich viele Branchenteilnehmer.
Die Leute wissen auch nicht, wie es gelöst wird. Manche Immobilienentwickler sehen es als Chance, da gerade im Residencialbereich ein Bedarf gegeben sein wird.
Stephan Barasits, WSE:
Das Smart-City-Konzept der Stadt Wien findet international Beachtung– die Leute sind sehr interessiert, wie das alles organisiert ist, und da ist die Stadt Wien mit ihren Unternehmen die Basis dafür. Damit wird ermöglicht, dass die Smart-City-Konzepte auch realisierbar sind. Auch die Umsetzung von ppp-Modellen ist ein wichtiger und richtiger Weg.
Das Interesse an Investmentprodukten von Investoren, die Wien als sicheren Standort sehen, ist sowohl in Wohn- und Gewerbebauten gegeben, als auch bei gemischt genutzten Projekten. Hier führen wir einige interessante Gespräche– unter anderem auch zu unseren Standorten in der Rathausstraße und in Neu-Marx.
Martin Bartl, one8one:
Es gibt viele Gespräche über Finanzierungen und mit Investoren. Fondsgesellschaften, private Investoren, institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds schauen sich verstärkt um und wollen ihr Geld vornehmlich in Immobilien investieren.
Sandra Bauernfeind, EHL Immobilien:
Investoren kommen zu uns sehr gezielt auf den Stand. Wohnen und Gewerbe sind prinzipiell die Schwerpunkte. Wichtig ist auch für viele Unternehmen die Optimierung der Bewirtschaftungskosten– darauf wird ganz massiv ein Schwerpunkt gelegt. Die geforderten Qualitätsstandards werden teilweise sogar noch erhöht.
Gerald Beck, Raiffeisen evolution:
Ich habe das Gefühl, dass alle sehr zufrieden sind, aber die Vorsicht steigt, da alle wissen, dass wir in einer Periode der niedrigen Zinsen sind und daher das Geschäft leichter geht. Die Frage ist, was passiert, wenn die Zinsen angehoben werden. Da kann es rasch zu einem Effekt kommen, der vieles verändern wird.
Natürlich werden wir auf die Zusammenarbeit zwischen ÖBB Immobilien, Wiener Städtische und uns beim Nordbahnhofprojekt angesprochen. Die Flächenknappheit in Wien ist spürbar, und diese zentralen Flächen stoßen auf großes Interesse. Das Gesamtprojekt wird über Jahre abgewickelt, vor allem muss ja auch die Infrastruktur geschaffen werden. Von Seiten der Stadtplanung ist es der richtige Weg: Innerstädtische Verdichtung mit viel Grünraum versus Speckgürtel.
Michael Beck, S+B Gruppe:
Der Veranlagungsdruck ist gewaltig, und es gibt nur wenige Alternativprodukte zu Immobilien. Diese bieten eine Realsicherheit, und anderseits ist eine Verzinsung gewährleistet; dazu habe ich über die Mieten eine Inflationsanpassung.
Anton Bondi, Bondi Consult:
Es herrscht relativ gute Stimmung, allerdings ist das Thema „Flüchtlinge“ überall präsent. Auch jetzt gerade hatte ich eine Besprechung, und die Frage ist, was können wir als Immobilienwirtschaft tun und wie können wir uns einbringen? Weitere wichtige Themen: die Wiener Wahlen und Finanzierungen.
Martin Cserni, Cserni Group:
Wir treffen viele Auftraggeber und Partner, und in dieser Frequenz treffen wir die verschiedenen Entscheidungsträger nirgends an. Wir haben auch eine Niederlassung in Hamburg, und ich war einige Stunden am Hamburg-Stand, um Kontakte zu knüpfen und Gespräche zu führen und mit meinen Partnern die Zukunft zu besprechen.
Wolfgang Dvorak, MA 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung:
Wir wurden von der Messe München eingeladen, Wien gemeinsam mit Stockholm als Smart City zu präsentieren. Das machen wir dreimal am Tag, und wir haben immer sehr viele Zuhörer, und ich bin selbst ganz überrascht über dieses starke Interesse.
Man kann drei Stunden über das Thema „Smart City“ reden, oder man kann– so wie wir heuer– an Hand von Beispielen zeigen, was alles möglich ist. Das beginnt schon mit der Wasserleitung, die Wien seit 200 Jahren hat– daran haben wir uns zwar alle schon gewöhnt, aber das ist eine wirklich tolle Sache.
Viele Städte beginnen sich jetzt für „Smart City“ zu interessieren, aber Wien ist weiterhin eine Stadt, die in diesem Bereich am Markt führend ist.
Wir werden auf jeden Fall in den kommenden Jahren die Politik wieder stärker einbinden. Heuer, kurz vor der Wien-Wahl, war das terminlich sehr schwer möglich.
Michael Ehlmaier, EHL Immobilien:
Die Stimmung ist gut, und statt Small Talk gibt es sehr konkrete Gespräche mit Investoren. Darunter waren nicht nur die üblichen Verdächtigen wie deutsche Fonds, sondern auch einige Unternehmen, die neu auf dem österreichischen Markt aktiv werden wollen, wie Investoren aus Australien und dem asiatischen Markt. Zielinvestmentgebiet ist meist primär Deutschland, aber wenn sie beginnen, sich dort mit den einzelnen Teilmärkten zu beschäftigen, wird Österreich, insbesondere Wien, oft gleich mitgenommen.
Bruno Ettenauer, CA Immo:
Hauptthemen auf der Messe sind eindeutig „Kauf und Verkauf“.
Im Wesentlichen sind unsere Themen die Stadtentwicklungen wie in Berlin oder München, denn wir sind in Deutschland derzeit sicher der größte Quartiersentwickler und bei Büroentwicklungen unter den Top Drei. In diesem Zusammenhang bekommen wir auch sehr viele Anfragen von Kommunen, die sich für eine Kooperation mit uns interessieren. Einerseits zeigen wir ja in Mainz und in Regensburg mit Umnutzungen, wie man attraktive Stadtteile schaffen kann und was alles möglich ist, und andererseits ist unser Track-Record schon sehr auffällig und wird auch in Deutschland ganz klar wahrgenommen. Wenn man unsere Strategie betrachtet, dass wir 2006 mit dem Kauf der Vivico in Deutschland einen Ausgleich zu CEE finden wollten, dann ist diese Strategie voll aufgegangen.
Derzeit arbeiten wir auch an der Portfoliooptimierung. Unser Ziel ist es, ca. 80 Immobilien mit rund vier Milliarden Euro zu besitzen. Wir stellen auch unsere Projekte vor in CEE, wie zum Beispiel die Orhideea Towers in Bukarest.
Georg Fichtinger, CBRE Austria:
Die Stimmung ist prächtig, ich habe das Gefühl, dass mehr Leute als letztes Jahr hier sind. Alle wollen kaufen, aber es gibt einfach zu wenige Projekte am Markt.
Georg Folian, Warimpex:
Die Renditen sinken und die Preise steigen– das ist zentrales Thema, und es betrifft faktisch alle Assetklassen. Die Investoren hatten sehr viel Geld und haben es noch immer. Ein Investor hat gemeint, er hätte noch elf Milliarden Euro, die bis Ende des Jahres veranlagt werden müssen.
Die typische Aussage eines Investors: Ich kaufe um 3,5 Prozent. Wenn die Renditen steigen, ist mir das auch egal, aber auf die nächsten zehn Jahre habe ich 3,5 Prozent. Im Vergleich zu 0,9 Prozent bei deutschen Bundesanleihen gehe ich lieber in Immobilien.
Michael Griesmayr, value one holding:
Wir sind hier, da wir für unser Konzept „MILESTONE Student Living“ Standorte in Europa suchen– und es gibt noch genug Städte.
Von Seiten Viertel Zwei sind wir hier, um Kontakte zu Investoren zu pflegen und neue zu suchen. Im Grunde betrifft das auch MILESTONE, da wir Developer sind und die Projekte nicht im Bestand halten. Die Investoren sind vorsichtiger geworden, was unserem Produkt MILESTONE entgegenkommt, da die Vermietung von kleinen Appartements risikoärmer ist als bei Wohnungen.
Beata Gogl, JP Immobilien:
Das Geschäft läuft gut, und wir können uns nicht beklagen. Wir haben im Gewerbebereich einen kleinen schlanken Apparat und haben noch zwei, drei größere Deals in Wien in der Pipeline. Die Entscheidung bezüglich Übersiedelung ist von unseren Kunden gefallen, jetzt geht es um die Shortlist.
Wir suchen auch für internationale Kunden in den Bundesländern.
Gerald Gollenz, Ing. Gerald Gollenz Immobilienmanagement:
Ich habe nicht das Gefühl, dass es das eine spezielle Thema gibt, die Themen sind ähnlich wie letztes Jahr. Natürlich gibt es neue Projekte und neue Regionen. Ich bin halt nur erstaunt, wie klein sich Österreich präsentiert, wenn man die deutschen Stände sieht.
Es stört mich seit Jahren, dass es Österreich nicht schafft, einen gemeinsamen Stand zu machen. Österreich ist nun mal ein kleines Land, und es würde mehr hergeben, wenn man einen gemeinsamen Stand hätte.
Gerhard Haumer, Immobilienmanagement Beratung:
Man merkt hier von der Atmosphäre, dass sich in der Immobranche wieder eine Hochphase abzeichnet, die Niedergeschlagenheit ist vorbei. Sehr viel Eigenkapital ist im Markt, und das muss veranlagt werden. Das führt eher dazu, dass man auf der einen Seite die Preise in die Höhe treibt, was wir schon einmal kennen vor 2008.
Auf der anderen Seite ist viel Nachfrage vom Eigenkapital und nicht vom Fremdkapital getrieben, was die Situation gegenüber 2008 verbessert.
Was man hier auf der Messe feststellen kann, dass man bei den Projekten sehr kreativ wird mit modulartigen Lösungen, um dem Markt neue Impulse zu geben. Man erfindet also nicht jedes Projekt neu, sondern entwickelt Module, die man an unterschiedlichen Standorten positionieren kann– MILESTONE ist ein gutes Beispiel dafür.
Hannes Horvath, Hand Gmbh:
Ich bemerke, dass auf der Messe wieder mehr Unternehmen aus dem Vertrieb dabei sind und aus den branchenahen Dienstleistern, wie Immobilienplattformen, Assetmanager, Werbeagenturen, Anwälte oder Steuerberater.
Wolfdieter Jarisch, S+B Gruppe:
Wohnbauten sind im Moment die gefragten Immobilien, und wir sind mit den Danube Flats auf unserem Stand präsent. Bei den Danube Flats handelt es sich um den höchsten Wohnturm Österreichs und den dritthöchsten in der EU. Die Nachfrage nach Wohnungen ist vorwiegend national.
In den nächsten zwei bis drei Jahren planen wir in Wien Wohnbauprojekte mit insgesamt bis zu 3.000 Wohnungen. Wir bauen an etablierten Standorten mit Potential, wie auf der Platte, im Zentrum von Wien, beim Hauptbahnhof oder in der Nähe des Krankenhaus Nord.
Daniel Jelitzka, JP Immobilien:
Es herrscht gute Stimmung wie in den letzten Jahren nicht, und es ist sehr viel Dynamik drin. Der Wohnungsmarkt ist dominierend, aber es kommt auch in den Büromarkt wieder mehr Bewegung. Ich kann zwar als „Wohnungsmensch“ die positive Stimmung im Büromarkt nicht ganz nachvollziehen, aber wichtig ist, dass sich etwas tut und die Leute motiviert sind.
Kurt Kasperak, List-Gruppe:
Die deutschen Regionen präsentieren sich sehr stark, und hier merkt man die starke deutsche Binnenwirtschaft. Wir merken auch hier am Stand, dass es sehr viel Interesse an Investitionen in Österreich gibt.
Wir wollen die Plattform hier nützen, um unsere BOE auch in Deutschland präsentieren zu können. Wir suchen Garageninvestments und Managements im deutschen Raum– das ist heuer unser Hauptaufgabengebiet.
Philipp Kaufmann, ÖGNI-Gründungspräsident:
Nachhaltigkeit ist seit 2009 das Megathema der Immobilienwirtschaft. Auf der Expo Real ist dies durch die zahlreichen Zertifizierungen, aber auch in den Inhalten spürbar. Aktuelle Trends sind weiterhin nachhaltige Mietverträge, Fragen der Bewirtschaftung und des Bestandes, historische Gebäude oder neue Formen der Finanzierung wie crowd funding. Die Themen sind nicht nur plakativ sondern werden nach Jahren der theoretischen Beschäftigung umgesetzt– Nachhaltigkeit ist somit in unserer Branche angekommen.
Margarete Landertshammer, Hel-Wacht:
Wir stellen auf der Expo unser neues Aufzugsnotrufkommunikationssystem LIFTeye-P vor. Das System benötigt keine Telefonleitungen mehr, sondern funktioniert über eine IP-Adresse, weshalb einerseits keine teure Nachrüstung erforderlich ist, und andererseits kommt es auch durch Fehlalarme nicht mehr zu Fehleinsätzen.
Hinter unserem TÜV-zertifizierten Produkt steht ein tolles Finanzierungskonzept, womit man schon ab 48 Euro im Monat LIFTeye-P nutzen kann.
Andreas Liebsch, GO ASSET Development GmbH:
Logistik ist wieder gefragt. Bisher hat es an der Nachfrage gemangelt, aber die ist jetzt spürbar gestiegen. Gesucht sind in unserem Umfeld hochwertige Logistikimmobilien in der Slowakei und Österreich. In Österreich war das bisher überhaupt kaum der Fall.
Wir werden nächstes Jahr eine große Logistikimmobilie mit rund 25.000 Quadratmetern in der Nähe von Bratislava bauen– allerdings nicht spekulativ, sondern zu 100% vorvermietet.
Die Stimmung auf der Messe ist angenehm, aber es ist auch sehr anstrengend. Richtig angenehm wird es erst ab 17:30 Uhr.
Herbert Logar, ÖBB Immobilien:
Die Expo ist ein wesentlicher Imageträger, wenn man in Österreich präsent ist, und außerdem ist es eine Drehscheibe für die österreichischen und internationalen Investoren; vor allem, wenn ich an unsere Projekte „Das Blaue Haus“ oder an die Elisabethstraße denke.
Für einige Projekte ist der heimische Markt zu eng, wie zum Beispiel im Luxussegment, und da ist die Expo Real ideal.
Martina Maly-Gärtner, Michaeler Partner:
Die Lust auf Hotelimmobilien ist sehr groß, und es ist eine wirklich gute Assetklasse geworden. Büros haben den Plafond erreicht, und beim Wohnen ist der Return durch die Preise auch nicht mehr so spannend.
Die erwarteten Returns sind aber relativ niedrig, man gibt sich schon mit wenig Rendite zufrieden. Sie sind knapp berechnet. Die Herausforderung besteht ja darin, dass man bei Büroimmobilien kurzfristige Mietverträge hat, während es bei Hotelimmobilien zwischen 15 und 20 Jahre sind.
Es haben sich viele Marktteilnehmer von Assets getrennt, die vielleicht noch vor fünf oder sechs Jahren gut funktioniert haben, aber jeder achtet darauf, dass er ein sicheres Portfolio hat.
Es schauen sich die Käufer die Immobilen viel besser an, und die Projekte werden gut analysiert. Man hat Studien und second opinions– das finde ich sehr positiv, solange es eine neutrale Meinung ist.
Alfons Metzger, Metzger Realitäten Gruppe:
Wir bemerken einen starken Schwerpunkt auf Hotel und Tourismus. Wir sehen auch, dass das Thema Bewertung in dieser Zeit des Verkaufsdrucks enorm wichtig wird, und haben sogar Anfragen, in den USA tätig zu werden.
Ewald Müller, Alukönigstahl:
Ich glaube, dass man sich nach längerer Zeit jetzt wieder mit den kaufmännischen Themen der Immobilienwirtschaft beschäftigt, da das Basisgeschäft wieder zu kommen scheint. Es gab Jahre, da sprachen wir über die Zukunft der Immobilienwirtschaft, und jetzt reden wir wieder über Konkretes und damit auch über Finanzierungen. Es ist sehr spannend. Wir merken speziell in Südosteuropa, dass im Thema Immobilien Bewegung ist und wir uns in einer Beschleunigungsphase befinden. Wir haben eine veränderte Situation zu den letzten beiden Jahren, und es entwickelt sich in die richtige Richtung. 2015 war schon gut, aber für 2016 und 2017 haben wir flächendeckend gute Signale.
Gerhard Müller, Walter Business Park:
Mit Ende Oktober stellen wir die 7. Baustufe des Walter Business Park fertig, und da kommt uns die Messe sehr gelegen. Aufgrund der nachhaltigen Umsetzung dieses Projektes wird die neue Baustufe nach dem Gebäudebewertungssystem “Green Building” der europäischen Union zertifiziert werden.
Als Investor nutzen wir die Expo, um uns einen Überblick über jene Märkte zu verschaffen, die für Investments in Frage kommen. Darüber hinaus führen wir Detailgespräche über konkrete Projekte in München, Berlin und Wien.
Martin Müller, JP Immobilien:
Wir haben die letzten Jahre die Anleihe Eins und Zwei herausgerbacht und konzipieren derzeit das nächste Produkt. Das teasen wir mit institutionellen Investoren einmal an und werden mit Anfang nächsten Jahres ein neues Finanzprodukt herausbringen.
Sigrid Oblak, Wien Holding:
Ein großes Thema sind Smart Cities und überhaupt Stadtentwicklung. Das war in den vergangenen Jahren nicht so nachgefragt. Ich führe am Stand Gespräche mit Leuten, die sich mit Stadtplanung beschäftigen, egal ob Deutsche, Franzosen oder Italiener. Am anderen Ende der Halle A1 gibt es auch eine große Ausstellung, in der sich Wien und Stockholm zum Thema „Smart City“ präsentieren. Einige Besucher der Ausstellung kommen danach zu uns und wollen weitere Informationen.
Franz Pöltl, EHL Immobilien:
Gerade in den klassischen Segmenten Büro und Retail kann in Wien das Angebot mit der starken Nachfrage nicht mithalten. Aufgrund des knappen Angebots rücken vor allem bei Immobilienfonds zunehmend auch Infrastrukturimmobilien mit öffentlichen Mietern wie z.B. Bildungseinrichtungen ins Blickfeld. Diese Assetklasse war in Österreich bislang relativ wenig gefragt– hier hat der Markt sicher noch großes Potenzial.
Daniel Riedl, BUWOG:
Es schwirren hier sehr viele Investmentbanker herum. Bei den Wohnimmobilien geht es immer mehr um Fusionen. Derzeit übernimmt ja in Deutschland gerade der zweitgrößte Player den drittgrößten Player, also die Deutsche Wohnen die LEG.
Für uns sind Akquisitionen das Hauptthema, und wir wollen da, wo wir aktiv tätig sind, nämlich zwischen Kiel und Kassel, dichter werden und weiter zukaufen. In Berlin geht es prinzipiell um Grundstücke.
Martin Sabelko, CBRE Global Investors:
Für mich ist das die erste Expo seit langem wieder, die ich in vollen Zügen genieße, weil sie schon am Montag in der Früh beginnt. In den Vorjahren haben es die Leute erst am Montag zu Mittag hierher geschafft. Meine Crew hat Termine im Stundentakt.
Es sind viele Unternehmen sehr, sehr liquid, und leider sind wirklich gute Projekte zur Mangelware geworden. Man kauft in Zweitstädten, so wie wir es heuer schon vier Mal in Zentraleuropa gemacht haben. Die Voraussetzung ist aber: Location, Location, Location. Also zentralste Lage mitten in der Stadt. Keine Experimente.
Es ist für mich immer noch ein Unikum, dass die Österreicher nach München fahren, um sich am Österreichstand zu treffen, da sie in Österreich nie Zeit finden, da sie so beschäftigt sind.
Reinhard Schertler, S+B Gruppe:
Es geht hauptsächlich um Core- und Core Plus-Projekte, und welcher Investor kann sich was schnappen. Man ist wieder wer als Projektentwickler, und das ist eine schöne Situation. In Warschau, Prag und Wien ist Vollgas, Bukarest braucht noch etwas, aber wir haben Hoffnung.
Wir sind wieder unterwegs, neue Projekte zu akquirieren– das ist für uns als Projektentwickler ganz wichtig, und die Zeit ist gut. Die Arbeit macht wieder Spaß. Also, es macht immer Spaß, aber jetzt macht es richtig Spaß.
Man merkt bei den Banken, dass sie wieder Geschäft machen wollen, und nur „nein“ sagen wie 2010 bis 2012 geht nicht. Jetzt ist man bei der Bank wieder Kunde– und nicht nur Schuldner.
Hanno Soravia, Soravia Group:
Unsere Kernmärkte sind weiterhin die vier „B“s: Bratislava, Budapest, Bukarest und Belgrad, und da sehen wir nach fünf Jahren wieder eine steigende Nachfrage. Langsam kommt wieder Bewegung in CEE, und zwar deshalb, weil die Renditen in Bukarest, Bratislava oder Belgrad zwei- bis dreimal so hoch sind wie in anderen Staaten. Und immer nur um 2% Immobilien zu kaufen wird nicht gehen, wobei es bei den Renditen egal ist, aber wenn die Zinsen steigen …
Die Investoren schauen sehr genau, aber sie beginnen zu den westeuropäischen Portfolios ein oder zwei osteuropäische Immobilien dazuzumischen, damit die Gesamtrendite besser wird. Allerdings werden bei den Immobilien ganz andere Garantien verlangt als früher– man hat aus den vergangenen Jahren sehr wohl gelernt.
Herwig Teufelsdorfer, BUWOG:
Hauptdiskussionspunkte sind sicherlich, dass es relativ wenig am Markt zu kaufen gibt– egal ob Wohnungen oder Gewerbe. Wenn es gute Immobilien sind, dann zu grenzwertigen Preisen. Mangels Alternativen werden auch Projekte gekauft, die ihre Aufgaben und Schwierigkeiten mit sich bringen. Und für manche, die nur über ihr Portfolio und somit über Zukauf wachsen können, ist es alternativlos.
Das Zukaufen von Portfolios, die zu 100% die eigene Asset Allocation betreffen, ist schwierig. Man muss flexibel sein und Teile weitertraden.
Die große Frage ist für viele: Wie wird die Situation in zwei Jahren ausschauen?
Marcus Wild, SES:
Im Einzelhandel sind Mieter und Unternehmer wieder stärker interessiert an Norditalien, Slowenien und Ungarn. Kroatien ist noch nicht so stark, aber im Kommen. Das kann natürlich auch nur eine subjektive Wahrnehmung aus unserem Unternehmen sein. Absolut aktuell ist der Multichannel-Handel, der zur wichtigsten Vertriebsform wird. Jeder geht den Weg dahin, und daher ist die Dienstleistungsorientierung besonders wichtig.
Walter Wittmann, Premium Immobilien:
Bei unserem Gemeinschaftsprojekt mit der ARE, der Erdberger Lände, haben wir die Vorplanungen unserer Projektentwicklung abgeschlossen, und es geht in Richtung Einreichung. Damit wird das Projekt auch für Investoren griffig. Auf zehn Bauplätzen werden rund 700 Wohnungen entstehen, und das Gesamtprojekt ist so konzipiert, dass wir die einzelnen– fertigen– Immobilien auch verkaufen können. Wir wollen die Projekte alle selbst realisieren, um die Gesamtheit des Areals zu wahren– es soll homogen bleiben. Neben den Wohnungen beschäftigen wir uns noch intensiv mit einem 6.000 Quadratmeter großen öffentlichen Park in diesem Areal.
Auf der Messe selbst habe ich das Gefühl, es ist kein „Come together“, sondern es geht um die Sache.
Michael Wurzinger, UBM Development AG:
Überraschenderweise wird das Thema Preise nicht so stark diskutiert, wie ich angenommen habe. Wenn das Projekt gut ist, dann passt auch der Preis, auch wenn er etwas höher ist.
Ich schließe daraus, dass viele Investoren die Entwicklung genau beobachtet haben und deswegen gerade im Herbst noch Objekte kaufen wollen, weil die allgemeine Einschätzung wohl die ist, dass es 2016 nicht günstiger wird. Sie haben das Marktumfeld beobachtet und sind jetzt kaufbereit.
Auffällig ist auch, dass bei fertigen Projekten und Projektentwicklungen, die in den nächsten 12 bis 24 Monaten fertig werden, mindestens das gleiche Interesse von Seiten der Investoren besteht. Der Markt, der letztes Jahr schon sehr gut war, ist heuer noch mehr geprägt von den Investoren, und Immobilien wird im Vergleich zu anderen Anlageformen ein höherer Stellenwert beigemessen.
Zusammenfassung
- Großes Thema in Deutschland: Flüchtlingskrise; Thema in Österreich: die Wiener Wahlen.
- Quer durch alle Immobiliensparten steigen die Preise und die Renditen sinken.
- Sehr viel Geld am Markt. Fondsgesellschaften, private Investoren, institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds müssen kaufen.
- Kauf und Verkauf dominieren das Messegeschehen.
- Zu wenige Projekte am Markt – gute Projekte sind zur Mangelware geworden.
- Fertige Projekte und Projektentwicklungen, die in Fertigstellung sind, werden von den Investoren gleich behandelt.
- Trotz Preiskampf und Anlagedruck überwiegt die Vorsicht bei den Investoren.
- Immobilien haben im Vergleich zu anderen Anlageformen einen höheren Stellenwert.
- Optimierung der Bewirtschaftungskosten und des Portfolios steht für viele im Vordergrund.
- Neue Projekte mit modulartigen Lösungen.
- Der Wohnungsmarkt ist weiterhin wichtiger als der Gewerbemarkt.
- Südosteuropa ist zwar noch mit Risiko behaftet, aber wieder im Kommen.
- Durchweg in allen Kernländern der CEE-Region steigen das Investoreninteresse und die Preise für erstklassige Immobilien.
- Der Multichannel-Handel wird zur wichtigsten Vertriebsform.
- Durch die Veränderungen im Handel mit E-Commerce ist Logistik verstärkt gefragt.
- Smart-City-Konzepte sind ein großes Thema.
- Stadtentwicklung wird nicht nur für große Städte, sondern auch für kleinere Kommunen immer wichtiger.