Präsidenten, Musiker, Schauspieler und sonstige Superstars haben hier ihre Villen, und selbst Gangsterbosse zog es nach Florida. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ist im Sunshine Staate eine amerikanische Riviera entstanden, und ab den 30er-Jahren verbrachten die reichen Amerikaner hier ihren Lebensabend oder entflohen dem Winter. Da der Staat im Süden der USA faktisch eine Halbinsel ist, gibt es viele Strände, und die angesagtesten davon befinden sich ganz im Südosten, in Miami.
Wo US-Präsidenten residieren
Miami Beach und Palm Beach im Norden, rund eine Autostunde entfernt, sind weltweit bekannt und repräsentieren wie keine andere Region den American Way of Life. Wer hier wohnt, der hat auch das Geld, es sich leisten zu können. 1900 war Palm Beach bereits als Winterferienort für die Superreichen bekannt. Daran hat sich nichts geändert – außer den Preisen. Joseph Kennedy, der Vater des ehemaligen US-Präsidenten, erstand dort Ende der 20er-Jahre eine Villa. Damals noch für rund 87.000 Euro – heute ist sie gut 30 Millionen wert. Laut New York Times hat auch Präsident Donald Trump seit Oktober 2019 seinen permanenten Wohnsitz von Manhattan nach Palm Beach verlegt. Genauer gesagt in seinen Mar-a-Lago Club.
„Zwischen 15.000 und 32.000 Dollar pro Quadratmeter sind je nach Lage und Bauqualität der Immobilie zu zahlen“, meint Jason Mansfield vom internationalen Maklernetzwerk Knight Frank. Trotz dieser enormen Preise ist die Nachfrage sehr hoch. Und sie bleibt es auch, wie Mansfield bestätigt: „Betrachtet man den Juli 2020, so waren die Verkäufe von Villen und Eigentumswohnungen fast doppelt so hoch wie im Vorjahr.“ Verantwortlich dafür ist nicht nur die traumhafte Landschaft, sondern auch die niedrigen Steuern: „Florida profitiert von der zunehmenden Einwanderung aus den höher besteuerten Regionen der USA.“
Wenig Platz für sehr Reiche
Nahe Miami Beach befinden in der Biscayne Bay sich noch einige künstliche Inseln, deren bekannteste Star Island ist. Bei 35 Hektar Größe ist Grund und Boden wirklich knapp, und so befindet sich eine überschaubare Anzahl von Häusern auf der Insel mit ihren knapp 100 Einwohnern. Das macht sich auch in den Preisen bemerkbar. Für 40 Millionen US-Dollar haben sich Jennifer Lopez und Alex Rodriguez dort vor Kurzem eine adäquate Bleibe gekauft. Dafür gibt es nicht nur die Brise der Biscayne Bay, sondern unter anderem auch zehn Schlafzimmer, zwölf Badezimmer, einen Aufzug, eine Bibliothek, ein Weinzimmer, eine atemberaubende Küche, ein Familienzimmer und ein Gästehaus – und einen Blick auf die Bucht und die Skyline von Miami.
Direkt daneben befindet sich ein weiteres Eiland, von Menschenhand erschaffen. „Palm Island ist der Inbegriff des Lifestyles von Miami Beach“, meint die Immobilienberaterin Lourdes Alatriste von Engel & Völkers Miami Coconut Grove. Das wusste schon 1928 der wohl berühmteste Gangsterboss der USA, Al Capone. Die Villa auf Palm Island mit fantastischem Blick auf die Bucht von Miami diente ihm aber nicht als Unterschlupf, sondern als offizieller Wohnsitz. Auch die letzten sieben Jahres seines Lebens – von seiner Entlassung aus Alcatraz im Januar 1939 bis zu seinem Tod 1947 – verbrachte Capone auf diesem Anwesen.
Die andere Seite der Halbinsel
Wer in Florida günstiger kaufen möchte, der muss nur einmal quer über die Halbinsel fahren. In knapp eineinhalb Stunden ist man mit dem Auto in Naples, und da werden die preislichen Unterschiede deutlich. Der Verkaufspreis im Median stieg zwar „in einem Jahr um 13,5 Prozent, aber die Hauspreise liegen durchschnittlich bei 368.750 US-Dollar“, so Jens Cramer, Makler bei Estate Reality International. Dafür schaut man eben nicht auf den Atlantik, sondern auf den Golf von Mexiko. Etwas weiter südlicher, auf Marco Island, betragen die Durchschnittspreise 735.000 US-Dollar, also Welten entfernt vom quirligen Miami. Die Westküste ist freilich kein „Florida für Arme“, denn noch etwas weiter südlich, in Cape Coral, gelten wieder ähnliche Höchstpreise wie in der Metropole.
Eines haben aber alle Immobilien gemeinsam: Der Lockdown hat sich bei den Preisen de facto nicht bemerkbar gemacht. Das wird auch in Zukunft so bleiben, ist Jason Mansfield von Knight Frank überzeugt: „In Florida dreht sich alles um eine gute Lebensqualität, und Miami ist einer der besten Standorte des Bundesstaats, daher sind die langfristigen Wachstumserwartungen hoch.“