Es sind aber auch Sicherheit, Lebensqualität und die Stabilität des österreichischen Marktes, die wieder verstärkt Interessenten für Zweitwohnsitze nach Österreich locken. „Der Markt ist nicht sprunghaft und die Investition von ihrem Wert her sicher“, erklärt Peter Marschall, geschäftsführender Gesellschafter von Marschall Immobilien, die Nachfrage: „Das spricht neben den klassischen Argumenten wie Lebensqualität und Sauberkeit für eine Investition in den Bergregionen.“
Wandel der Preise
Die Nachfrage in den Bergen hat mittlerweile die Immobilienpreise zur Wiener Innenstadt aufschließen lassen. Laut der Marktstudie von Dr. Max Huber „Die Topregionen Österreich“ liegen in Kitzbühel die Preise für Wohnungseigentum mit 7.100 bis 12.000 Euro pro Quadratmeter nur marginal unter der Wiener Innenstadt. Bei Einfamilienhäusern ist Kitzbühel mit Preisen von 1,4 bis 1,95 Millionen und bei Villen von 3,1 bis knapp vier Millionen bereits an erster Stelle, dann kommt erst der Wiener Nobelbezirk Döbling. Dass zu den teuersten Baugrundstücken in Österreich auch die Orte Reith bei Kitzbühel und Ischgl zählen, ist für Max Huber keine Überraschung: „Der Wandel der klassischen Wintersportorte hin zu ganzjährigen Luxusurlaubsorten mit einem übersaisonalen Angebot trägt auch dazu bei, dass gerade beim Eigentum die Preise im Steigen begriffen sind.“
Zwei Saisonen sind wichtig
Tatsächlich hat sich das Käuferinteresse gewandelt und man will nicht mehr entweder Sommer oder Winter wählen, sondern beide im eigenen Haus genießen. „Die Leute kaufen zwar primär ein Skidomizil, wollen aber auch den Sommer in den Bergen nützen“, erklärt Birgitt Jäger, Leitung Marketing und PR bei Jäger Bau. Neue Projekte werden von Jäger Bau daher nur noch in Destinationen mit zwei Saisonen realisiert– beziehungsweise dort, wo beide Saisonen gleichzeitig möglich sind. „Vormittags am Mölltaler Gletscher Ski fahren und nachmittags im wasserreichsten See Kärntens mit Trinkwasserqualität schwimmen“, so beschreibt Markus Unterdorfer-Morgenstern, RE/MAX Impuls Seeboden, Kombinationsmöglichkeiten am Millstätter See.
Die neuen und die alten Kunden
Da gute Plätze immer rarer werden, greift man auch vermehrt auf bestehende Immobilien zurück. „Wir revitalisieren teilweise alte Hotels aus den 60er- und 70er-Jahren, passen sie technisch an und geben ihnen eine moderne Architektur“, so Jäger. Der Vorteil der 50 Jahre alten Appartementkomplexe: Sie stehen in guter Lage, da damals die Orte noch um einiges kleiner waren. Wobei Projekte in modernem alpinem Stil am besten ankommen. Nichtssagende Bauten in den Bergen sind für diese Käuferschicht uninteressant. „Alles, was traditionell mit Österreich in Verbindung steht, ist am beliebtesten“, erklärt Marlies Muhr, die ein eigenes Büro in Salzburg betreibt. Dazu zählen Tiroler Alpenchalets, Bauernhäuser, Skihütten, aber auch Wohnungen in den Skiregionen. Flair sollen sie haben, denn die betuchte Käuferschicht, die ein zweites Zuhause sucht, ist nur zu wenigen Kompromissen bereit. Und diese Schicht kommt nach einer Zwangspause im Jahr 2009 wieder vermehrt aus CEE/SEE. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es in einigen Regionen eine spezifische Nachfrage von Käufern aus gleichen Ländern gibt: In Salzburg sind es Skandinavier und Holländer, weiter westlich die Italiener. „Der Kitzbühler Raum wird etwas überspitzt als ,Vorort von München’ bezeichnet“, weiß Peter Marschall über die Interessenten aus Bayerns Landeshauptstadt. Allerdings beginnen sich auch komplett „neue“ Käufer zu etablieren, stellt Muhr fest: „Wir spüren vermehrt die Nachfrage von Auslands-Österreichern, die sich hier wieder ein Stück ,Heimat’ kaufen wollen.“
Trends in den Bergen
Diese sind ebenso neu wie der immer stärker werdende Trend zu den „Serviced Appartements“. Die Wohneinheiten sind an „Hotels angeschlossen und damit an die gesamte Infrastruktur“, so Marschall: „Vom Hotel aus kümmert man sich um die Appartements– vom Saubermachen bis hin zur Vermietung.“ Diese ist für zahlreiche Käufer mittlerweile eine wesentliche Voraussetzung, um in gewisser Weise einen Return of Investment zu generieren. „Immer mehr Menschen sehen ihre Ferienimmobilie als Kapitalanlage und wollen diese, wenn sie nicht selbst genutzt wird, auch vermieten“, so Muhr. Was in einem gefragten Land wie Österreich relativ leicht ist. Bernhard Schragl, Pressesprecher der Österreichischen Bundesforste, hat noch eine weitere interessante Erfahrung gemacht: „Was unsere Immobilien betrifft, so merken wir, dass immer stärker in hohen Lagen gekauft wird. Skifahren wird sich immer weiter nach oben verschieben, wenn man noch auf Naturschnee fahren will.“ Genau diese hohen Lagen waren es, die vor vielen Jahren an den Staat fielen, da sie „ohne Nutzen waren“ und sie daher keiner haben wollte. Jetzt werden sie wieder interessant. Aber auch nur, wenn sie relativ leicht erreichbar sind, denn das spielt eine große Rolle. Jäger: „Die Leute sind zwar bereit, für ihren Wohnsitz im alpinen Bereich ein Stück zu fahren, aber es muss bequem sein.“ Auch Teleworking verändert die Nachfrage, stellt Schragl fest: „Wer von zu Hause aus arbeitet, muss nicht jeden Tag in die Arbeit fahren, und daher nimmt er auch längere Anreisezeiten in Kauf. Lagen, die früher schwierig zu verwerten waren, gehen jetzt besser.“ Auch Baurecht, so wie es die Bundesforste anbieten, kommt immer mehr in Mode– sowohl in Ost- als auch in Westösterreich. Damit lässt sich das Haus in den Bergen auch ohne Grundstückskauf verwirklichen.
Artikel aus dem Magazin Skyline