Kompakte Wohnformen sind gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen – allen Unkenrufen zum Trotz. Viel wurde über das „neue“ Wohnen geschrieben, die größeren Wohnungen, den Zug ins Grüne, die neue Qualität des Wohnens. Das scheint auch zu stimmen, aber eben nur für eine gewisse Zielgruppe. Die meisten müssen sich nach der Decke strecken. Und das ist der Grund für den Siegeszug der Kleinwohnungen.
Kaufpreise in urbanen Lagen am stärksten gestiegen
Die qualitäts- und lagebereinigten Mieten sind in Deutschland im Durchschnitt um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Bei den entsprechenden Kaufpreisen fällt die Steigerung mit 10,5 Prozent noch deutlicher aus. Das geht aus dem Cube Compact Living Report des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Zusammenarbeit mit der Cube Real Estate GmbH hervor. Im Rahmen der Untersuchung hat das IW den Immobilienmarkt für kompakte Wohnformen in 71 kreisfreien Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern sowie den angrenzenden Umlandgemeinden analysiert. Als Compact Living werden dabei Ein- und Eineinhalb-Zimmer-Wohnungen bezeichnet, die neu sind oder vor wenigen Jahren fertiggestellt wurden. Dabei haben die Kaufpreise in urbanen Innenstadtlagen am stärksten zugelegt. „Die Dynamik des Segments Compact Living im Corona-Jahr 2020 hat uns überrascht“, kommentiert Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfeldes Finanz- und Immobilienmärkte am IW, die Ergebnisse des Reports. Für eine von vielen Branchenbeobachtern vermutete geringere Präferenz für innerstädtische Lagen sehen die Autoren im Segment kompakte Wohnformen aktuell keine Anhaltspunkte. Ganz im Gegenteil.
Rekordvolumen in Deutschland
In Deutschland boomt der Transaktionsmarkt der kleinen möblierten Wohnungen. Für das erste Halbjahr stellt CBRE ein Dealvolumen von 738 Millionen Euro fest, was mehr als dem 4,5-Fachen des Halbjahresvolumens 2020 entspricht und bereits das Ergebnis des gesamten Vorjahres übertrifft. Laut CBRE ist der Boom zum einen dadurch bedingt, dass die Auslastung der Apartments während der Pandemie geringer zurückgegangen ist als erwartet. Zum anderen profitiere die Assetklasse von begonnenen Veränderungen bei den Pendlerströmen. „Die Zahl der Wochenpendler steigt, da mehr Arbeitnehmer an die Peripherie ziehen“, beobachtet der zuständige Director Sebastian Schütte.
Markt wird sich ausdifferenzieren
Vor dem Hintergrund der Bevölkerungsprognose 2040 des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gehen die Autoren von tendenziell günstigen Rahmenbedingungen für kompakte Wohnformen aus. Nicht nur Pendler und Studenten werden auf diesem Markt als potenzielle Mieter gesehen, sondern auch ältere Menschen. „Der Markt für kompakte Wohnungen wird sich mit Blick auf die Nutzungsarten zunehmend ausdifferenzieren“, sagt Moritz Laufer aus dem Bereich An- und Verkauf sowie Research bei Cube Real Estate. „Wir sehen ein hohes Interesse an dieser Wohnform, und zwar von Menschen aller Altersstufen – von Studierenden über Projektarbeitende bis hin zu Senioren. Gerade Letztere sind in Zukunft wahrscheinlich noch deutlich aktiver und mobiler als heute. Deshalb gehen wir davon aus, dass sich Senioren zu einer wichtigen Zielgruppe entwickeln.“