Arnold Investments wird immer internationaler.
Markus Arnold: Das war auch immer der Plan. Ich wollte ein europäischer Makler sein, und in wenigen Jahren wird es meines Erachtens auch gar nicht mehr anders gehen, weil es immer mehr Kunden gibt, die überregional denken. So wie die Menschen in die ganze Welt auf Urlaub fahren, kaufen auch die Investoren überall ein, und man muss ihnen die Möglichkeit geben, und sie bei den Investments unterstützen.
Wer sucht derzeit?
Alle, die Geld haben. Die Angst vor einer Inflation ist so groß wie nie, und eine gewisse Wertsicherung und Nachhaltigkeit sind in den Sachwerten darstellbar. Wir haben zwar jetzt wieder ein Konkurrenzprodukt, da die Renditen der Staatsanleihen attraktiver sind, aber wohin sich alles entwickelt, das wissen wir nicht. Am Ende des Tages gehört die Immobilie dir, und du kannst sie angreifen, und das ist für die Entscheider wichtig. Die Aktienmärkte haben ja gezeigt, dass es mit Schmerzen verbunden sein kann, Aktien zu besitzen.
Ich sehe aber, dass es bei Family-Offices immer mehr den Trend gibt, sich zusammenzuschließen, um Kapitalstärke zu bekommen. Je größer die Summe, desto kleiner die Konkurrenz.
Gab es einen bestimmten „Ablaufplan“ bei der Expansion?
Nein, die Erweiterung ergab sich am Ende des Tages aus den wirtschaftlichen Abläufen. Wir sprechen mit unseren Kunden und nehmen deren Feedback wahr. Wenn sie meinen, dass ein Markt spannend ist, dann richten wir uns danach und schauen uns diesen an. Wenn er interessant ist, eröffnen wir eine Niederlassung. Aktuell sind das Stockholm und Amsterdam. Ich wollte immer eine Niederlassung in Skandinavien haben und eine in den Benelux-Ländern.
Wie wird ein neuer Standort aufgebaut?
Wir haben ein eigenes Expansionsteam, das sich darum kümmert. Es schaut sich im jeweiligen Land um, wie wir am schnellsten ein Büro und gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen und welche formalen Voraussetzungen notwendig sind. Natürlich wird es immer leichter, da wir auch sehr viel Expertise aus den vorangegangenen Gründungen mitnehmen. In Stockholm war es aber definitiv am komplexesten. Die Compliance-Prüfungen sind sehr genau. Auch wenn es etwas langwieriger war, so muss ich sagen, ich mag das ja, wenn die Leute korrekt sind.
Bei so vielen Niederlassungen: Worin sehen Sie Unterschiede in Europa?
In jedem Land gibt es Eigenheiten und Besonderheiten, und viele Vorurteile bestätigen sich, aber wenn man damit zu tun hat, dann werden sie liebenswerter. Was die Immobilien betrifft, so sind die Interessen überall gleich, und die Kunden haben alle dieselben Themen. Es gibt auch keinen Unterschied bei den Immobilienwünschen – vielmehr geht es darum, was in den jeweiligen Ländern gefragt ist.
Die Menschen haben alles außer Zeit und wollen sich nicht mit einer komplexen Materie auseinandersetzen. Das Investment muss so vorbereitet sein, dass es dem Kunden interessant erscheint. Darauf haben wir 13 Jahre als Arnold Investments hingearbeitet. Wenn man Investments im hohen Millionenbereich abwickelt und der Kunde zufrieden ist, dann wird er Dauergast. Es ist wichtig, dass alles funktioniert, und das bedingt eine umfassende Beratung und Dienstleistung. Es erfordert Manpower, Wissen und natürlich Qualität.
Der Trend, den wir feststellen, ist, dass die Dienstleistung in die Breite geht und ein hohes Qualitätsniveau vorhanden sein muss. Das ist nur mit einer großen Mannschaft möglich. Investment ist ein wahnsinnig komplexes Thema, es ist zeitintensiv und aufwendig. Der Generalist muss darstellen, dass er die Möglichkeit hat, Verkäufer, Käufer und Waren zu bringen.
Wie schätzen Sie die Preisentwicklung ein?
Prinzipiell muss man sagen, dass jeder, der in den letzten 15 Jahren Immobilien gekauft hat, ein Gewinner ist. Ich sehe keinen Einbruch in Wien oder Österreich. Ich sehe allerdings, dass wir derzeit eine gewisse Hysterie haben, die allerdings unbegründet ist. Weder sind die Zinsen extrem gestiegen, noch ist uns das Gas ausgegangen. Dass es in beiden Bereichen in gewisser Weise enger wird, stimmt, aber das sind keine Weltuntergänge. Seit Corona ist Hysterie Teil der allgemeinen Stimmungslage. Das ist schlecht, insbesondere wenn es auf die Wirtschaft abstrahlt.
Wie zeigt sich die Hysterie bei den Immobilien? Wird schneller gekauft?
Momentan ist das Gegenteil der Fall. Die Hysterie hat eine Unsicherheit erzeugt und beeinflusst das Kaufverhalten in die andere Richtung. Die Leute überlegen, und die Abwicklung und der Verkauf dauern länger. Wobei es Unterschiede gibt. Die erstklassige einmalige Ware – das sind fünf Prozent – verkauft sich enorm schnell. Wir haben ein Haus in der Wiener Innenstadt vermittelt und waren in vier Wochen 20 Prozent über dem Kaufpreis. Im Unterschied dazu muss eine Liegenschaft im 10. Bezirk schon um einiges weniger kosten, damit es schnell geht.
Merken Sie eine Aufteilung zwischen guten und schlechten Immobilien?
Das ist relativ. Wenn ich Steine kaufe, ist das schon einmal gut. Seit 15 Jahren steigen die Preise jedes Jahr und das um rund zehn Prozent. Das ist die Wahrheit. Ich glaube, schlechte Immobilien bedingt ja immer nur das Gesamtpaket. Wenn ich teuer qualitativ schlechte Ware kaufe, ist es schlecht.
Welche Länder sind für Österreichs Investorinnen und Investoren interessant?
Egal, in welchem Land ich mich befinde, ich treffe viele Investoren aus Österreich, auch einige, die ich teilweise noch gar nicht kannte. Wer die Möglichkeit hat, differenziert sein Portfolio. Nur an einem Ort zu kaufen ist obsolet. Je breiter man aufgestellt ist, desto sicherer – nicht nur regional, sondern auch bei den Assetklassen. Ich stelle fest, dass die Staatsgrenzen so nicht mehr existieren. Wer Immobilien kauft oder sie entwickelt, der weiß, dass dies grundsätzlich in jedem anderen Land ebenfalls funktioniert. Im Überbau gibt es Formalitäten, die anders sind, aber das kann man lernen. Im Prinzip funktioniert es überall gleich. Nehmen Sie zum Beispiel Uganda. Da funktioniert es genauso, lediglich die Variablen sind anders als bei uns.
Warum ist das Ausland interessant?
Schlicht und einfach, weil die Kaufpreise besser sind als bei uns. Das Rendite-Kaufpreis-Verhältnis ist besser. Man muss sich vor Augen führen, dass sich in Österreich in den Preisen die Nachhaltigkeit, die Sicherheit und die Lebensqualität des Landes widerspiegeln. Das muss so sein, alles andere wäre absurd.