Ein umfassender Begriff
Während die einen auf den nächsten– also vierten– Schritt in der industriellen Fertigung abzielen, fassen andere den Begriff weiter und meinen damit auch die Kommunikation zwischen Maschinen– „Internet der Dinge“– oder generell die Digitalisierung vieler Lebensbereiche im Sinne einer engen Daten-Vernetzung zwischen Mensch, Maschine, Produkt oder Dienstleistung. Industrie 4.0 ist also ein Paradigmenwechsel nicht nur für die produzierende Industrie, sondern steht auf Grund seiner weitreichenden Thematik im Mittelpunkt vieler Zukunftskonzepte von Unternehmen, Wirtschaft und Politik.
Auflösung herkömmlicher Modelle
Wir wissen noch nicht genau, wie sie sich entfalten wird, aber eines ist klar: Sie ist allumfassend und konzertiert alle Stakeholder des globalen Gemeinwesens, vom öffentlichen über den privaten Sektor bis hin zur akademischen Welt und der Zivilgesellschaft. Es wird notwendig sein, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, denn die alten Wirtschaftsstrukturen werden sich in der digitalen Transformation auflösen.
Immobilie im Wandel
Damit ist aber auch klar, dass Immobilien in diesen maßgeblichen Wandel mit eingeschlossen sind. Die Industrie 4.0 gibt Bedingungen vor, so wie die Fließbandproduktion den Aufbau von Fabrikhallen diktierte oder die erste Welle der Digitalisierung die Anforderungen an Büroflächen verändert hat. Daher stellt sich die Frage: Welche Immobilie wird in den kommenden Jahren diesen Anforderungen gerecht werden? Wie muss eine Immobile gestaltet sein, die diesen Wandel mitmacht, um auch für die Zukunft wettbewerbsfähig zu sein? Kann sich eine Immobilie, die vor zehn oder zwanzig Jahren errichtet wurde, den entsprechenden Gegebenheiten anpassen?
Undenkbares ist denkbar
Es ist schon sehr viel Weitblick notwendig, um den immer schneller laufenden Entwicklungen entgegenzutreten. Immerhin weiß man zum Errichtungszeitpunkt nicht, welche Veränderungen vor uns liegen. Natürlich konnte man dies auch vor 30 oder 40 Jahren nicht, aber die Zeitabstände zwischen den Entwicklungen sind kürzer geworden. Wir sehen heute, dass Bürolösungen, die noch vor zehn Jahren nicht denkbar waren, in die Planung und die Entwürfe von neuen Büroimmobilien einfließen.
Bewertung von Gebäuden
Bei der Bewertung von Immobilien bedeutet der Sprung zur Industrie 4.0 eine enorme Herausforderung an deren Flexibilität, denn der Großteil der Verschiebungen findet innerhalb der Gebäude statt. Räume werden anders genutzt oder nicht mehr gebraucht– es werden neuartige Arbeitsbereiche geschaffen. Betrachtet man, wie vor allem internetaffine Start-ups in den vergangenen Jahren in unkonventionelle Bürolösungen investiert haben, dann gibt das einen Vorgeschmack von dem, was uns erwartet: zum Beispiel die Verschmelzung von Produktions- und Büroflächen.
Neue Anforderungen an das Innere
Schlüsselfunktionen wie Forschung und Entwicklung mit anschließender Prototypen- oder Spezialprodukt-Fertigung werden in den Flächen zusammengeführt. So sind auch unterschiedlichste Nutzungsarten in einem Gebäudekomplex möglich: von Light Industrial über Medizintechnik-Produktion, chemische und physikalische Labors und eventuell auch noch hochwertige Showrooms– alles in Verbindung mit Büroflächen, letztere sowohl mit klassischen Einzel- oder Mehrpersonen-Räumen als auch als Open-Space-Lösung.
Produzierendes Gewerbe kommt zurück
Zudem wird auch das produzierende Gewerbe wieder verstärkt in den Städten und auch in kleineren Gewerbeflächen Einzug halten. Sowohl neue Technologien als auch klassische emissionsfreie Produktionen werden hier zum Tragen kommen. Eine Schneiderei hat ebenso ihre Berechtigung wie eine 3D-Druckerei, die mit der neuesten Technologie ausgestattet ist. In diesem Zusammenhang erweitern sich somit auch die Möglichkeiten von Immobilien, und Flächen, die bis dato nicht vernünftig verwertbar waren, finden jetzt eine neue Verwendung.
Die Industrie 4.0 ist vielfältig und wird auch viele Chancen bieten.