„Wir werden in vielen Regionen eine Stagnation bei den Preisen haben“, ist Alexander Ertler, Geschäftsführer der Immobilienplattform Immobilien.net, überzeugt. Preissteigerungen für Miet- sowie Eigentumsobjekte sind in diesem Jahr nicht zu erwarten, und in Expertenkreisen ist man sich einig: Mit größter Wahrscheinlichkeit werden die Immobilienpreise – mit Ausnahme von Objekten in zentralen städtischen Lagen – stagnieren. Vor allem die Mietpreise haben ihre Obergrenze längst erreicht. Diese Entwicklung begann bereits 2013 und wird sich in diesem Jahr fortsetzen. Als besonders „käuferfreundlich“ bezeichnen die Immobilienmakler von RE/MAX den diesjährigen Markt, auch deshalb, weil das Angebot größer wird.
Weniger Nachfrage bei Top-Objekten
Um 2,5 % weniger gefragt seien dieses Jahr Objekte im oberen Preissegment. Weil das Angebot unverändert bleibe, käme es zu einer Preisreduktion um 1,4 %. RE/MAX-Direktor Anton Nenning erklärt: „Je teurer eine Immobilie ist, desto eher ist 2014 mit einer Preiskorrektur nach unten zu rechnen.“ Zahlreiche Anleger sind aber der immer noch teuren Preise überdrüssig und weiten ihr Suchareal auf bisher unbeachtete Grätzel aus.
Ausweichbewegungen schaffen neue In-Viertel
Zentrale urbane Lagen werden wie bisher auch weiterhin hoch im Kurs stehen. Die stetig zunehmende Landflucht fördert Agglomerationen rund um die Ballungszentren – Stichwort Speckgürtel – und schafft einen großen Bedarf an Miet- sowie Wohnobjekten in gut erschlossenen Stadtvierteln, die mit bester Anbindung punkten können. Für die Stadt Wien bedeutet das Folgendes: Lagen, die aktuell als noch nicht „zentral“ gelten, werden in den nächsten Jahren spannende Hotspots. Interessant wird auch, wie sich gewisse Gegenden rund um die U-Bahn-Stationen entwickeln werden, vor allem in den Bezirken Floridsdorf und Donaustadt. Aufgrund von Ausweichbewegungen sind besonders die Bezirke Simmering und Favoriten für Anleger interessant. Hier bekomme man einfach bessere Renditen bei Anlagewohnungen, betont Ertler.
Single-Haushalte auf dem Vormarsch – gesucht: kleinere Wohnungen
Anhalten wird der Boom bei Single-Wohnungen. Diese werden künftig in Wien und anderen Landeshauptstädten immer gefragter werden. Das bedeutet, dass in Wien in den kommenden 16 Jahren die Hälfte aller Haushalte von Singles bewohnt sein wird. Eine merkliche Nachfrage in diese Richtung wird es bereits dieses Jahr geben. EHL Immobilien etwa verzeichnet für Mietwohnungen mit 40 bis 60 Quadratmetern Fläche die meisten Anfragen. Bei Eigentumswohnungen sind 70-Quadratmeter-Objekte am beliebtesten.
Mehr Qualität gefordert!
Galt früher unter Immobilienmaklern die 3-L-Richtlinie „Lage, Lage, Lage!“, muss es heute „Lage, Licht, Lärm!“ heißen. Der Trend zu mehr Wohnqualität ist wohl eine Folge des neuen Bewusstseins der jungen Work-Life-Balance-Generation. Neben einer zentralen Lage soll die Traumimmobilie auch hell und ruhig sein. Ein guter Grundriss sowie die optimale Verkehrsanbindung sind ebenfalls gefragter denn je. Und natürlich muss auch die Ausstattung zeitgemäß sein und den modernen qualitativen Standards entsprechen. Hinzu kommt, dass Energie ein noch wichtigeres Thema wird. „Ich prophezeie, dass die Energiemaßzahlen eine höhere Bedeutung bekommen werden als in den letzten Jahren“, verdeutlicht Ertler. Wir werden sehen, wohin hier die Reise geht.
Kaufentscheidungen werden hinausgezögert
Der Trend zur Anlage setzt sich 2014, wenn auch abgeschwächt, fort. Aber für Kaufentscheidungen lässt man sich nun noch länger Zeit! Womöglich ist das verstärkte Qualitätsbewusstsein der Kunden eine Erklärung dafür, dass vor dem eigentlichen Kauf länger als früher überlegt wird und sich darum der Zeitraum zwischen Angebot und Nachfrage vergrößert. „Die Vermarktungsdauer ist stark steigend – das betrifft vor allem teure Objekte. Starke Probleme gibt es hier bei Luxusmieten in Ballungsgebieten“, betont Ertler.
Mein Haus, mein Garten: Wohnen im Grünen
Der Traum vom Haus im Grünen ist nicht vorbei! Weiterhin stark begehrt sind Einfamilienhäuser am Stadtrand. Heuer gibt es mehr Angebot und mehr Nachfrage denn je. Die sogenannten Speckgürtel (etwa Schwechat vor Wien oder Leonding bei Linz) werden auch 2014 einen regen Zuzug erleben. Doch so stark die Nachfrage am Stadtrand ist, so schwach ist sie am Land. Der Preis für eine Eigentumswohnung dürfte somit in ländlichen Gegenden sinken. Was die Finanzierung des Eigenheims anlangt, ist eine Trendwende zu beobachten. Wurde bisher noch viel durch Eigenkapital finanziert, übernimmt dies in Zukunft verstärkt ein Kapitalgeber, so die Einschätzung von EHL Immobilien. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern wird mit 1,6 % Anstieg als relativ gut eingeschätzt, das Angebot wird um 0,7 % ansteigen. Das sollte eigentlich eine leichte Preiserhöhung nach sich ziehen, doch RE/MAX-Direktor Nenning sieht einen Preisrückgang von 0,4 % als realistisch an. Einkommenshöhe, Jobsituation oder Kreditfähigkeit seien hier eingreifende und begrenzende Faktoren.
Büro wird Wohnung
Was in Wien früher noch Besprechungszimmer und Chefbüros enthielt, nutzt man heute verstärkt als Wohnraum. Ein weiterer anhaltender Trend ist die gezielte Umwandlung von Büroobjekten aus den 80er-Jahren in Wohnprojekte. Neu ist aber, dass ab sofort nicht nur Luxusstandorte, sondern auch Durchschnittslagen dafür in Betracht gezogen werden.