Sie haben sich dem Thema Homeoffice und den Entwicklungen auf den Büromarkt aus einer anderen Perspektive genähert. Können Sie das kurz beschreiben?
Axel Drwenski: Homeoffice ist eine spannende Entwicklung, die wir schon seit Jahren verfolgen. Ich habe über die Monate viele Statistiken und Analysen zur aktuellen und zukünftigen Bedeutung des mobilen Arbeitens gelesen und festgestellt, dass zwar der Trend hin zu mehr mobilem Arbeiten in den Befragungen eindeutig ist, aber Aussagen zur Bedeutung oder zum Anteil des mobilen Arbeitens in der Zukunft stark divergieren. Um an diesem für Eigentümer und Investoren wichtigen Punkt einen messbaren Wert in die Diskussion einzubringen, haben wir zusammen mit der Glanos GmbH Stellenanzeigen dahingehend analysiert, wie häufig mobiles Arbeiten angeboten wird und ob sich der Anteil an „mobilen“ Arbeitsangeboten über die Zeit verändert hat. Der Gedanke dahinter war, dass eine Veränderung über die Zeit des Anteils von Stellenanzeigen, die explizit auf eine mobile Arbeitsweise verweisen, als Indikator für die zukünftige Bedeutung dieser Arbeitsweise genutzt werden kann. Kurz, wenn mehr Stellenanzeigen auf diese Arbeitsform verweisen, wird in Zukunft auch mehr mobil gearbeitet werden. Mit diesem Ansatz waren wir meines Wissens die Ersten.
Was waren die Ergebnisse dieser Umfrage?
Axel Drwenski: Wie haben uns fast acht Millionen Stellenanzeigen für Büroarbeitsplätze von Anfang 2019 bis Anfang 2021 angesehen, und der Trend ist eindeutig: Der Anteil der Stellenanzeigen, die eine mobile Arbeitsweise anboten, stieg deutlich an.
Was hat Sie am meisten erstaunt?
Axel Drwenski: Der geringe Anteil an Stellen mit explizitem Homeoffice-Bezug! Über die knapp zwei Jahre des Betrachtungszeitraums konnten wir in den 7,8 Millionen Anzeigen für Bürojobs in Deutschland gerade 3,5 Prozent oder etwas über 270.000 Anzeigen finden, in denen mindestens eines unserer 13 Schlüsselwörter vorkam. Zwar verdoppelte sich Corona-bedingt in etwa der Anteil der Stellenanzeigen mit Homeoffice-Bezug seit 2019, aber der maximale Anteil von 5,5 Prozent im Dezember 2020 ist gelinde gesagt „bescheiden“. Wir hatten – insbesondere im Licht der gesellschaftlichen und medialen Reflexion dieses Themas – einen deutlich höheren Wert erwartet.
Gehen aber nicht viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber davon aus, dass Homeoffice quasi schon zum Standard gehört?
Axel Drwenski: Gute Frage, auf die ich keine verbindliche Antwort habe. Ich denke, dass in vielen Branchen und Unternehmen das mobile Arbeiten inzwischen so normal ist, dass dafür nicht mehr extra geworben wird. Es gibt ja auch keine Stellenanzeigen, wo mit einem eigenen Bürostuhl geworben wird. In den Gesprächen, die ich im Nachhinein mit Personalern aus unterschiedlichen Firmen geführt habe, ließ sich aber auch ein anderer Grund für eine gewisse Zurückhaltung bei dem Thema Homeoffice in Stellenanzeigen heraushören. Warum, so sagte mir eine Mitarbeiterin aus dem Personalbüro eines größeren Investmentunternehmens, soll etwas bereits verbindlich in einer Anzeige zugesagt werden, wenn man dies als zusätzlichen Benefit im Einstellungsgespräch in die Waage werfen kann?
Ihre Conclusio aus der Studie für den Büromarkt?
Axel Drwenski: Der Trend zu mehr mobilem Arbeiten ist nicht aufzuhalten, aber es gibt in den Personalbüros offensichtlich noch eine spürbare Zurückhaltung, wenn es um ein deutliches und frühzeitiges Commitment zum mobilen Arbeiten geht. Ich bin mir aber sicher, dass der Anteil in einem Jahr, wenn wir die Umfrage wiederholen, weiter angestiegen sein wird.
Welche Veränderungen könnten sich für den Büromarkt in den kommenden Jahren ergeben?
Axel Drwenski: Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Flächen einerseits insgesamt tendenziell nachlässt und sich andererseits verschiebt. Moderne und flexible Flächen in guten und leicht erreichbaren Lagen gewinnen zur Freude ihrer Eigentümer – Eigentümer von schlecht erreichbaren und unflexiblen Flächen müssen sich hingegen genau überlegen, wie sie ihre Fläche zukünftig positionieren wollen.
Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Büroflächen in den kommenden Jahren gestalten?
Axel Drwenski: Ich bin kein Freund davon, jetzt für dieses oder jenes Flächenkonzept die Fahne hochzuhalten. Dafür bin ich schon zu lange in der Branche und habe schon viele Säue gesehen, die durchs Dorf getrieben wurden. Ich glaube deswegen nicht, dass sich ein einziges Flächenkonzept durchsetzen wird, und erwarte eher, dass wir künftig eine Vielzahl von Konzepten unter einem Dach finden werden: Das fängt bei hochflexiblen Flächen für Mitarbeiter an, die nur temporär im Büro arbeiten, und endet bei festen Arbeitsplätzen in kleinen Büroeinheiten für die Mitarbeiter, die nur selten oder gar nicht mobil arbeiten.