--}}
 

Gegen die Wand

Es ist ein bemerkenswerter Bau, der eine Felsformation auf beeindruckende Weise integriert: Das Fußballstadion in Braga des portugiesischen Architekt en Eduardo Souto de Moura. In einem Gastbeitrag für das Architekturmagazin „Baumeister“ (www.baumeister.de) beschreibt der deutsche Fernsehkommentator Marcel Reif, weshalb Arenen wie die legendäre Liverpooler Anfield Road, der Betzenberg in Kaiserslautern oder das Stadion im portugiesischen Braga eine solch starke und eindrückliche Aura entfalten.

„Dann spielen wir halt nächste Saison gegen die Wand!“ Wenn Franz Beckenbauer mal wieder so richtig angefressen ist über die Hervorbringungen seines FC Bayern, zumal wenn das vermeintlich gottgegebene Erreichen der Champions League gefährdet scheint, immer dann bemüht der „Kaiser“ gern „die Wand“. Und dabei hat er keineswegs irgendeine perfide Strafmaßnahme im Sinn oder gar Allegorisches. Nein, Beckenbauer meint schon ganz konkret eine ganz bestimmte Felsformation in einem ganz real existierenden Stadion: vor Augen hat er die eine Schmalseite des Stadions im portugiesischen Braga. Die wird nicht, wie üblich, von einer Zuschauertribüne gebildet sondern von einer in den Monte Castro, Bragas höchsten Punkt, gehauene Natursteinwand. Hinter einem Tor also ist nur Fels und die daran befestigte elektronische Anzeigentafel.

Provinz gegen den FC Bayern

Hier ist der SC Braga zuhause, ein Provinzklub, der es regelmäßig schafft, sich in den oberen Tabellenregionen der portugiesischen Liga festzusetzen. Zum ganz großen Coup reicht es nie, zu groß ist die Überlegenheit des FC Porto und der Großvereine aus der Hauptstadt Lissabon. Das Erreichen der Euro League allerdings schafft man in schöner Regelmäßigkeit. Glückwunsch und Respekt! Da aber für den FC Bayern die ungleich bedeutendere Champions League unabdingbare Selbstverpflichtung ist und die Euro League gleich nach dem Fegefeuer kommt, dürfen wir davon ausgehen, dass Franz Beckenbauers „Wand“-Aversion keinen ästhetischen oder gar architekturkritischen Hintergrund hat. Braga könnte vor Zuckerbäcker-Stuck– oder vor gar keinen Tribünen spielen– es bliebe halt doch „nur“ Euro League. Und das ist nun mal unter der Würde des FC Bayern.

Arsenal London kriselt im Emirates Stadium

Dabei wäre es durchaus interessant, bei gegnerischen Mannschaften abzufragen, wie es ist, auf diese Wand zuzulaufen, Fußball zu spielen mit dieser ziemlich einzigartige Perspektive; und wie sich das auswirkt auf die Leistung. Fußball-Profis, hochbezahlt, wissenschaftlich austrainiert, sind nämlich durchaus sensible Wesen, die meisten jedenfalls. Nicht wenige machen auch keinen Hehl aus zuweilen geradezu abergläubischen Anwandlungen. Und da passiert es schon mal, dass das „wirkliche“ Leben dieser irrationalen Geisteshaltung folgt. Wie anders ist es zu erklären, dass etwa die Mannschaft des ruhmreichen Londoner Klubs FC Arsenal nach dem Umzug in ihre neue State-of-the-art-Arena „Emirates Stadium“ im Jahre 2006 eine bemerkenswerte sportliche Schwächephase durchmachte, ja– glaubt man Spielern, Trainer und auch Fans zwangsläufig durchmachen musste: alle verwiesen unisono als einzig mögliche Erklärung auf den Verlust der jahrhundertalten geliebten Heimstatt „Highbury“.

Wann verlässt Liverpool die Anfield Road?

Ein paar Hundert Kilometer nordwestlich graust es alle im Umfeld des FC Liverpool davor, eines nahen Tages die berühmt berüchtigte „Anfield Road“ für einen neuen Spielort zu verlassen. Dabei kann niemand am Mersey ernsthaft bestreiten, dass „Anfield“ längst zu klein, zu eng und letztlich zu marode ist für modernen Spitzenfußball (so wie es „Highbury“ gewesen ist). Auch die wirtschaftliche Situation des Klubs wird sich mit und in einem neuen Stadion signifikant verbessern: mehr Zuschauer bringen höhere Einnahmen; und luxuriöse Businesss-Vip-Logen sowieso. Aber! Aber die Tradition? Die Aura der früheren Erfolge? Die den Gegner einschüchternde und die eigene Mannschaft aufputschende geradezu körperliche Nähe zu den Zuschauern („You’ll never walk alone…“). Was, wenn die an der Anfield Road bleiben und damit auch die alte Leistungsstärke?

Bierbecher am neuen Millerntor

Apropos Business Logen. Beim selbsternannten „Kult“- Klub FC St.Pauli waren sie immer stolz, anders zu sein. Das Publikum am altehrwürdigen Millerntor war zwar irgendwie schräg, aber stets für seine sprichwörtliche Fairness berühmt– auch dem Gegner und den Schiedsrichtern gegenüber. Dann aber mussten sie auch am Hamburger Kiez der Entwicklung im Profifußball Rechnung tragen, mussten das Stadion umbauen, um konkurrenzfähig zu sein. Und was passierte kürzlich? Von einer der neuen Tribünen flog ein voller Bierbecher an den Kopf des Schiedsrichterassistenten. Das Spiel wurde abgebrochen, die Bundesliga hatte einen, St. Pauli war der Skandal. Niemand wird behaupten, dass in jedem neuen oder modernisierten Stadion zwangsläufig Bierbecher fliegen. Allerdings findet sich auf den Tribünen am umgebauten „Millerntor“ jetzt ein vielschichtigeres, nicht immer wirklich besseres Publikum.

So schwer wie eine Bergbesteigung

In meiner Fußballheimat Kaiserslautern war der „Betzenberg“ mit seinen „300 und ein paar“ Metern einst für die angereisten Gegner fast so schwer einzunehmen wie ein Himalaya-8000er. Die Linienrichter mussten den Lauterer Trainer um Erlaubnis bitten, wenn sie an der Außenlinie an der FCK-Bank vorbeilaufen und ihren Job verrichten wollten … nur um dann den durch den ganz nahen Zaun drohend durchgesteckten Regenschirmen der Fans auszuweichen. Gespielt wurde, bis der 1. FC Kaiserslautern endlich in Führung lag. So jedenfalls kommt es mir in der Erinnerung vor. Dann wurde das Stadion für die WM 2006 umgebaut, der Klub verschuldete sich heillos und stieg ab in die 2. Liga. Allerdings geht es jetzt entschieden gesitteter zu im „Fritz-Walter-Stadion“, die Linienrichter haben genügend Platz und bleiben unbehelligt.

Ein sehenswertes Bauwerk

Ob und wie der Neubau des Architekten Eduardo Souto de Moura in Braga die dortige Zuschauer-Soziologie verändert hat, weiß ich nicht. Jedenfalls gilt der Rasen als weithin vorbildlich. Die zweite Schmalseite nämlich ist zur Ebene hin vollkommen offen, was eine ausreichende Durchlüftung der Arena gewährleistet (ein Parameter, der vielen Stadion- planern offenbar ziemlich vernachlässigenswert zu sein scheint!). Das, der Fels gegenüber, die 80 quer über das Spielfeld gespannten Stahlseile– das alles macht das Estadio Municipal de Braga zu einem höchst attraktiven, spannenden, sehenswerten Bauwerk– nur eben partout nicht für den FC Bayern München. Franz Beckenbauer will halt nicht Europa League spielen … „gegen die Wand“.

30.05.2025

Die Kraft der Räume – Juni

Farbe des Monats: GRÜN – Zahl des Monats: 45721861984 – Thema des Monats : Licht & Farben – Motto des Monats: Wer bin ich?

28.05.2025

Das Wiener Zinshaus als nachhaltigste Wohnform

Im Rahmen des DREA & ÖGNI Events „Future Real Estate: Digital. Nachhaltig. Transformativ.", präsentierte Stephan Pasquali, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, seine fundierten Erkenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit des Wiener Zinshauses. In seinem Vortrag analysierte er die stadtbildprägenden Gebäude und führte den Beweis an, dass diese traditionelle Bauform „die nachhaltigste Form des Wohnens gewesen ist”.

27.05.2025

Johannes Wild über aktuelle Herausforderungen für Immobilienverwalter und notwendige Reformen

Die Altbausanierung in Österreich steht vor einem komplexen Geflecht aus gesetzlichen Anforderungen und wachsendem Handlungsdruck. Dieser Spannungsbereich bildete auch den thematischen Schwerpunkt eines Gesprächs mit Johannes Wild, Fachverbandsobmann-Stellvertreter und Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Geschrieben von:

Marcel Reif

Michaela Ragoßnig-Angst ist Geschäftsführerin von Vermessung Angst ZT, Angst Group. Die Unternehmensgruppe der Familie Angst mit Sitz in Wien ist seit knapp fünf Jahrzehnten branchenübergreifend im Bau- und Immobilienbereich tätig. In der Angst Group sind die Aktivitäten Vermessung, Architektur, Projektentwicklung, Immobilienvermittlung, Hausverwaltung und Umwelttechnik gebündelt.

Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    30.05.2011
  • um:
    13:45
  • Lesezeit:
    5 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Ausland

Artikel:355

 Es ist wesentlich, einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen. Speziell nach Deutschland, wo zahlreiche österreichische Immobilienunternehmen engagiert sind.
In Artikeln und Interviews mit CEOs von Immobilienunternehmen bringen wir einen umfassenden Marktüberblick, der die aktuelle Immobiliensituation in Deutschland widerspiegelt.
Wir informieren aber nicht nur über die Geschehnisse bei unseren direkten nördlichen Nachbarn, sondern erfassen auch andere Trends in Europa und weltweit. 

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 21/2025

Wir Gratulieren Winegg Realitäten GmbH zu erreichten 20 Punkten!

Winegg Realitäten GmbH

Herrengasse 1-3, 1010 Wien

Seit über 25 Jahren ist die WINEGG als Investor, Projektentwickler, Bauträger und Makler tätig. Das Kerngeschäft war in den Anfangsjahren das Zinshaus, doch in den letzten Jahren wurde auch das Bauträgergeschäft im Neubau forciert. Die Immobilien der WINEGG bestechen durch eine hervorragende Mikrolage, eine hochwertige Ausführung und eine nachhaltige Konzeptionierung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

EHL Immobilien Gruppe

Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien

EHL Immobilien ist einer der führenden Immobiliendienstleister Österreichs und auf Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie Investment spezialisiert. Das Spektrum reicht von Immobilienvermittlung über Immobilienbewertung, Asset- und Portfolio Management bis zu Market Research und Investmentberatung. Die exklusive Partnerschaft mit dem globalen Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate sichert der EHL-Gruppe ein globales Netzwerk und Markt Know-how in 23Ländern.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

NOE Immobilien Development GmbH

Rennbahnstraße 2, 3100 Sankt Pölten

Die NID (NOE Immobilien Development GmbH) ist ein renommierter Immobilienentwickler mit Tätigkeitsschwerpunkt "Wohnbau" in Niederösterreich und Wien. Mit einem Projektvolumen von über 300 Mio. Euro ist die NID eines der größeren Entwicklungsunternehmen auf dem ostösterreichischen Markt. Projektentwicklungen der NID sind geprägt durch abgestimmte Architektur, nachhaltige Denkweise und Einbeziehung aller Stakeholder – mit dem Ziel, ein gutes Angebot an qualitativen, hochwertigen Wohnungen mit attraktivem Preisniveau für alle Kund:innen zu erzielen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News