Laut einer aktuellen Studie von RegioPlan Consulting sind 450 Einzelhändler für ihre Expansionszwecke auf der Suche nach rund 1.500 Standorten in Österreich. Dies ist weniger als in den Jahren zuvor, jedoch gab es schon stärkere Stimmungseinbrüche, wie etwa im Jahr 2010, als die befragten Unternehmen „nur“ noch 1.200 Standorte suchten. „Bedenkt man, wie stark der Onlinehandel wächst, ist es bemerkenswert, dass der Handel nach wie vor so viele stationäre Geschäfte sucht“, kommentiert Hanna Bomba-Wilhelmi, CEO des internationalen Standortberaters RegioPlan Consulting. Allerdings: Nicht alle diese Standorte werden auch gefunden und zu eigenen Shops umgebaut, meistens wird nur ein kleiner Prozentsatz pro Jahr überhaupt realisiert. „Die Umfrage spiegelt vielmehr die Stimmung einer Branche wider“, erklärt die RegioPlan-Geschäftsführerin. „Und diese ist gut“, so Bomba-Wilhelmi. Die regelmäßige Umfrage lässt auch Jahresvergleiche zu: Es werden in Summe zwar weniger Standorte als noch in den Spitzenzeiten im Jahr 2008 gesucht, doch ist diese Anzahl weiterhin beachtlich. Die expansivste Branche bleibt der Bekleidungshandel, der rund 450 Standorte sucht, gefolgt vom Lebensmittelhandel mit etwa 150 und dem Gastronomiesektor mit zirka 120 gesuchten Standorten. Apropos Bekleidungshandel: Erst vor Kurzem kündigten Inditex und HM an, weltweit bis zu 480 bzw. rund 350 neue Geschäfte eröffnen zu wollen.
Österreichs Kaufkraft liegt europaweit ganz vorne
Zurück nach Österreich: Das Land ist für Einzelhändler deshalb so interessant, weil die durchschnittliche Kaufkraft eines Bewohners von Österreich aktuell nahezu 20.000 Euro im Jahr erreicht– wie RegioData dokumentiert. Damit belegen wir den 7. Platz im Ranking der kaufkräftigsten Länder Europas nach Luxemburg, der Schweiz, Norwegen, Großbritannien, Schweden und Dänemark. Seit Jahren schon bewegt sich die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Salzburg auf einem ähnlich hohen Niveau und erreicht aktuell rund 20.200 Euro pro Kopf im Jahr. „Während sich der Kaufkraftanstieg Wiens und Salzburgs immer mehr verlangsamt, profitiert Niederösterreich nach wie vor von dem Kaufkraftzufluss aus Wien“, erklärt Alexandra Popescu von RegioData Research: „Wohlhabende Wiener ziehen in die Nachbargemeinden der Bundeshauptstadt in Niederösterreich.“
Waren bis vor einigen Jahren die südliche und die westliche Umgebung Wiens sehr beliebt, so gibt es nun auch einen Kaufkraftzuwachs nördlich von Wien. Davon profitieren Bezirke wie Tulln, Korneuburg, Mistelbach und Gänserndorf. Mit Ausnahme von Gänserndorf registrierten alle diese Bezirke in den vergangenen fünf Jahren einen Kaufkraftzuwachs von je 11 bis 12%. Im gleichen Zeitraum wuchs die durchschnittliche Kaufkraft in Österreich um 11%. Auch zwischen den Bezirken werden die Kaufkraftunterschiede immer geringer. Überdurchschnittliche Steigerungen registrierten zwischen 2008 und 2013 Randbezirke wie Zwettl (+16%), Hollabrunn (15%) und Horn (14%).
Die Suche nach dem richtigen Standort
Galten vor einigen Jahren noch die Fachmarktzentren außerhalb des Ortskerns als das Nonplusultra, gibt es mittlerweile einige Spezialisten, die sich wieder auf den Weg in die Innenstadt machen, wie zum Beispiel Hubert Czernin, CEO von CZERNIN PARTNER. Die Projekte in der Stadt zu bauen ist für Czernin wichtig, denn „der Überbesatz ist einfach enorm, und wir haben an den Ausfallstraßen genug Projekte entwickelt“. Er sucht daher innerstädtische und ungewöhnliche Standorte, wie zum Beispiel in Wieselburg. 3.000 Einwohner hat die niederösterreichische Kleinstadt, aber „das Einzugsgebiet ist sehr gut“, befand Czernin vor einigen Jahren, und auch der damalige Bürgermeister freundete sich mit der Idee an. So wurde die alte Brauerei im Ortskern zu einem 11.000 Quadratmeter großen Citycenter entwickelt. „Am Anfang hat uns beiden keiner geglaubt, aber auch an neuralgischen Punkten kann man Einkaufszentren mit Nahversorgern schaffen“, freut sich Czernin heute, dass sein Konzept so gut aufging. Mittlerweile gibt es zehn City-Center-Projekte in Österreich: Das kleinste ist in Reichenau an der Rax mit 4.500 Quadratmetern und der REWE-Gruppe als Generalmieter, das größte Projekt mit 30.000 Quadratmetern entsteht am Rathausplatz der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten.
FMZ bei Mietern und Investoren beliebt
Dennoch bleiben die Fachmarktzentren bei den Mietern weiterhin äußerst beliebt. Insgesamt zeigen die Angaben der Mieter zur Performance ihrer Stores in ausgewählten österreichischen Fachmarktzentren einen sehr hohen Zufriedenheitsgrad. Dies geht aus dem „Shopping Center Performance Report Österreich 2013“ hervor, der von ecostra und Standort+Markt erstellt wurde. Keines der 33 ins Ranking aufgenommenen Fachmarktzentren erhielt eine unterdurchschnittliche Bewertung von schlechter als 3,00. Elf Fachmarktzentren verfügen mit Durchschnittsbewertungen von besser als 2,00 über eine äußerst zufriedene Mieterschaft. Der Mittelwert der Bewertungen für alle 42 Fachmarktzentren liegt bei ca. 2,23. Damit wird durch die befragten Mieter für die österreichischen Fachmarktzentren im Durchschnitt eine eindeutig bessere Performance festgestellt als für die Shoppingcenter, für die ein Durchschnittswert von insgesamt ca. 2,46 ermittelt wurde.
Die Fachmarktzentren sind mittlerweile auch zu einer nennenswerten Immobilienkategorie geworden. Sie sind in Deutschland die Einzelhandelsimmobilien mit den höchsten Renditen und weitaus rentabler als Büros, Wohnungen oder andere Einzelhandelsstandorte. Die Spitzenrendite liegt laut dem deutschen Maklerunternehmen BNP Paribas Real Estate bei 6,3%, in Einzelfällen sogar bei 6,75%. Grund für das große Interesse an diesen Immobilien ist die Tatsache, dass die Güter für den täglichen Bedarf, die von den Zentren angeboten werden, auch in schwächeren Konsumphasen gefragt sind.