Bis dato ist man ob des Umfangs der Auswirkungen, die der Lockdown auf die gesamte (Welt-)Wirtschaft hat, nur auf Vermutungen und Spekulationen angewiesen. Zu viele Aspekte sind hier zu berücksichtigen, sodass es schwer ist, irgendwelche Voraussagen zu treffen. Betrachten wir den Wiener Büromarkt: Bereits im ersten Quartal 2020 ist die Vermietungsleistung im Vergleich zum Fünf-Jahres-Durchschnitt um rund 60 Prozent zurückgegangen und lag bei etwa 23.000 Quadratmetern.
Kaum neue Flächen gesucht
Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven in vielen Branchen werden neue Flächengesuche seit Mitte März nur sehr eingeschränkt am Markt platziert. „Dieser Rückgang ist auch auf die Covid-19-Entwicklungen zurückzuführen, allerdings ist primär das geringe Neuflächenangebot ausschlaggebend“, so Patrick Schild, Head of Agency bei CBRE Österreich.
Unabhängig davon, was verantwortlich war oder ist, heißt das für die Büromakler, dass die Aufträge auch um 60 Prozent zurückgegangen sind. Und es heißt, dass sich die einzelnen Firmen mehr als schwertun – das betrifft die großen ebenso wie auch die kleinen. Während die kleinen Unternehmer um ihre Existenz fürchten, haben die großen auch noch die Verantwortung ihren Mitarbeitern gegenüber wahrzunehmen.
Sicherer Hafen, oder …
Beim Beratungsunternehmen Savills geht man im Marktbericht in jedem Fall davon aus, dass „in Krisenzeiten Immobilien noch mehr als sonst als sicherer Hafen wahrgenommen werden. Da die Zinssätze auf Rekordtiefständen liegen, muss insbesondere von institutionellen Anlegern grenzüberschreitend noch viel Kapital allokiert werden, damit diese ihre Anlageziele erreichen können“, erklärt Paul Tostevin, Director World Research bei Savills. Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir einen wirtschaftlichen Zusammenbruch hatten, der jetzt in der Immobilienwirtschaft ankommt.
… das dicke Ende?
Die eingeschränkten Flächengesuche seit Mitte März sind ein Teil davon. Dieser Rückgang wird allerdings erst im zweiten Halbjahr 2020 sowie Anfang 2021 Einfluss auf die Vermietungsleistung haben. Dieser Rückgang wird allerdings erst im zweiten Halbjahr 2020 sowie Anfang 2021 Einfluss auf die Vermietungsleistung haben. Da stellt sich die Frage, ob ein noch dickeres Ende kommt? Das gilt auch für die Bauindustrie. „Deren Auftragsbücher sind weit über den Jahreswechsel hinaus gut gefüllt, und auch die meisten Gewerbebetriebe sind bis in den Herbst hinein gut ausgelastet“, schreibt Bernd Affenzeller im Bau & Immobilien Report. Was danach kommt, traut sich heute niemand vorherzusagen. „Wenn nichts geschieht, steuert der Bau nach Abarbeiten der laufenden Projekte flächendeckend auf einen zweiten Konjunktureinbruch zu“, warnt Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel.
72 Prozent glauben, dass die Expo fällt
Dass es aber weitergeht, davon ist auszugehen. Wie, weiß man nicht. Aber man bleibt optimistisch, denn die Messe München hat bereits Hygienevorgaben für die EXPO REAL herausgegeben … und bekräftigt zugleich, am Termin von 5. bis 7. Oktober festzuhalten. Vielen in der Immobilienbranche fällt es nach wie vor schwer zu glauben, dass die Messe stattfindet. Eine Umfrage der deutschen Immobilien Zeitung, an der fast 600 Immobilienprofis teilgenommen haben, liefert ein sehr deutliches Stimmungsbild. Rund 72 Prozent der Teilnehmer glauben, dass die EXPO REAL dieses Jahr ausfallen wird; knapp zwölf Prozent meinen, dass es eine digitale Messe geben wird, und nur etwa jeder Zehnte ist der Ansicht, dass der Branchentreff am geplanten Termin in München zustande kommen wird, und zwar mit Regeln zu Mundschutz und Abstand.
Das alles zeigt die enorme Unsicherheit und auch, an wie vielen Stellschrauben eigentlich gedreht wurde und wieder gedreht werden muss, um die Situation ins Lot zu bekommen. Vermutlich wissen wir mit den Zahlen für das zweite und dritte Quartal mehr, aber die Unsicherheit, wie es weitergeht, bleibt.