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Die Zukunft der Urbanität

Bürgerinnen und Bürger wollen an der Gestaltung der Stadt stärker teilhaben – der öffentliche Raum wird von ihnen mittlerweile anders wahrgenommen als früher. Die Erdgeschoßzonen, die Seele der Städte, werden in den kommenden Jahren ganz wesentlich zu deren Entwicklung beitragen. Beim Immobilienforum Wien 2015 des MANAGEMENTCircle am Donnerstag, dem 29. Jänner im Sofitel Vienna Stephansdom gab es zu diesem Thema Vorträge und Diskussionen.
In ihrer Streitschrift „The Death and Life of Great American Cities“ (Tod und Leben großer amerikanischer Städte) aus dem Jahr 1961 protestierte die bekannte Stadt- und Architekturkritikerin Jane Jacobs gegen die vorherrschende Stadtplanung jener Zeit. Sie kritisierte den Verlust von gewachsenen städtischen Strukturen– mit ihren verschiedenen Nutzungen innerhalb eines Gebäudes. Sie plädierte für eine vielfältige Bebauung innerhalb einer Straße, eine große Bandbreite von verschiedenen Gebäuden in einem Viertel, das Ermöglichen lebendiger Nachbarschaften und kleinteilige, ungeplante Quartiere.

Es scheint derzeit, als sollte in vielen europäischen Städten Urbanität auf genau diese Weise wiederhergestellt werden.

Wunsch nach Mitgestaltung

Am wichtigsten, so Andrea Faast, Abteilungsleiterin Stadtplanung und Verkehrspolitik der Wirtschaftskammer Wien, sei die Frage „Wer werden die Nutzer der zukünftigen urbanen Grätzel sein?“ Die Antwort: Es sind interaktive Stadtkonsumenten, alternde Babyboomer und urbane Performer, die die Stadt in ihrem Sinn nutzen wollen, und der Bewohner wird immer mehr vom passiven Event-Konsumenten zum aktiven Mitgestalter seines Umfelds. Dies zeigen schon die BürgerInnenbeteiligungen, die mittlerweile bei jedem großen Projekt vorgesehen sind– der Wunsch nach Mitsprache und Mitgestaltung wird immer stärker.

Unterschiedliche Freizeitrhythmen

Weitere Einflussfaktoren sind auch die neuen Lebensformen: Die Ganztagsbeschäftigung verschwindet, Teilzeitarbeit nimmt zu, und damit haben die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten Freizeit; gearbeitet wird verstärkt von zu Hause oder in der näheren Umgebung– Patchworkfamilien und Singles prägen die Städte. Freizeit, Tourismus, Kultur, Bildung und Wissenschaft sind die Treiber der Urbanität, aber sie müssen miteinander vernetzt sein.

Urbanität und Leben lassen sich in bestimmten Grätzeln zwar von der Stadtpolitik steuern, doch oftmals ergibt sich auch aus einem neuen und interessanten Gastronomiekonzept ein „Kick“. So war es unter anderem im Freihausviertel und am Brunnenmarkt. Die Erdgeschoßzonen beginnen sich abseits des Mainstreams zu entwickeln und ziehen junges, urbanes Publikum an.

Gutes Zusammenspiel

Urbanität spielt sich in den Erdgeschoßzonen ab, die „ein gutes Zusammenspiel mit dem öffentlichen Raum brauchen“, so Faast. Eine wesentliche Facette des Parterres in den Wiener Gründerzeithäusern ist die hohe Raumhöhe, die eine Nutzungsoffenheit bringt. Wenn Häuser nur mehr wie Schuhschachteln hingestellt werden und entsprechende Erdgeschoße aufweisen, dann entstehen keine durchgehenden und nutzungsflexiblen Räume. „Wechselnde Grundrisse und Abwechslung schaffen wir derzeit in den Neubauten nicht“, so Faast. Zudem werden die Erdgeschoßzonen vom ruhenden und fließenden Verkehr stark in Mitleidenschaft gezogen.

Allerdings sind auch in den Erdgeschoßen die Möglichkeiten beschränkt. „Handel und Gastronomie können die Erdgeschoße nur in einem begrenzten Ausmaß bespielen“, meint Faast. Bernd Rießland, Vorstand der Sozialbau AG: „Erdgeschoß war noch nie überall. 20% der Erdgeschoßzonen kann ich für Handel und Gastronomie nützen– entsprechend der Kaufkraft der Menschen in der Stadt.“ Sprich: In jedem Erdgeschoß Lokale oder Einzelhändler anzusiedeln, geht sich rein rechnerisch nicht aus. Zwar lassen sich auch noch verschiedene andere Funktionen in das Erdgeschoß „verschieben“, wie Arztpraxen oder kleine Büros und Ateliers, aber „man muss realistisch bleiben“, so Rießland im Rahmen einer Diskussion beim Immobilienforum 2015.

Die Urbanauten

Wie ein langfristiges Zusammenspiel zwischen den Erdgeschoßen und dem öffentlichen Raum in der Praxis aussehen könnte, wird sich erst in den kommenden Jahren weisen, wobei es immer wieder neue Ideen gibt, wie etwa die von urbanauts.at: „Aus ehemaligen Geschäftslokalen machen wir Hotelzimmer für Abenteurer. Unsere Street-Lofts bewahren die Geschichte alter Geschäfte, Werkstätten und Ateliers“, verspricht die Webseite des Wiener Unternehmens. Leer stehende Gassenlokale werden zu Suiten umgebaut und als dezentrales Hotel zusammengefasst. „Das ist Stadterleben ohne Umweg durch die Hotellobby“, meinen die Betreiber, „denn auf der Straße zeigt die Stadt ihr echtes Gesicht.“

Wege in die Zukunft

Die Städte werden kleinteiliger werden und in der Kleinteiligkeit ihre Vielfalt und ihre Einzigartigkeit wiederentdecken. Es ist zu erwarten– so eine englische Sozialstudie–, dass sich die Städte umstrukturieren werden. Die einzelnen Stadtteile werden wieder verstärkt zur Identifikation mit der Stadt selbst führen und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten müssen.

Diese Vielfalt und Authentizität ist es auch, die das Besondere einer Stadt der Zukunft ausmachen soll. Die ehemalige WKW-Präsidentin Brigitte Jank beklagte immer schon die „Uniformität der Innenstädte“.

Die Rückkehr der Gewerbe

Gleichzeitig wird die Kleinteiligkeit einzelner abgeschotteter Erdgeschoßzonen in einem einzelnen Haus einem Gesamtkonzept weichen. Wenn man die weitere Entwicklung und Überalterung der Gesellschaft in Europas Staaten betrachtet, wird dies vermutlich sehr stark mit Gesundheit und auch mit der der „Versorgung“ und „Pflege“ von älteren Menschen zu tun haben. Zudem dürfte das produzierende Gewerbe wieder verstärkt Einzug halten. Neue Technologien werden hier ebenso zum Tragen kommen wie klassische emissionsfreie Produzenten. Eine Schneiderei hat ebenso ihre Berechtigung wie eine 3D-Druckerei, die mit der neuesten Technologie ausgestattet ist. Schon vor einigen Jahren sprach Immobilienprofi Alfons Metzger, Geschäftsführer der Metzger Realitäten Gruppe, davon, dass es zu einer Rückkehr des Gewerbes in die Innenstädte kommen werde.

Mehr Raum durch weniger Autos

Was bei der weiteren Entwicklung nicht übersehen werden darf, ist, dass die Autos immer mehr aus den Innenstädten verschwinden werden– speziell in Wien ist man darauf jedenfalls vorbereitet. Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien: „Wenn wir merken, dass immer mehr Menschen kein Auto mehr besitzen wollen, müssen wir die Stadt so organisieren, dass sich mehr Menschen ein Auto ausborgen können oder auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.“

Sollte sich die Anzahl der Autos tatsächlich reduzieren, so werden die Erdgeschoßzonen und Gehsteige aber ohnehin eine Veränderung erfahren, die wir heute noch sehr schwer einschätzen können.

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  • Erschienen am:
    03.02.2015
  • um:
    19:21
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