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Die Zinsfalle der Zentralbanken: Gefangen zwischen Inflation und Hilflosigkeit

In der komplexen Welt der Finanzen spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Zinsen. Neben der Geldpolitik der Zentralbanken und der Fiskalpolitik der Regierungen sind auch die allgemeinen Finanzbedingungen (Financial Conditions) von großer Bedeutung.

© stockbusters

Unter dem Begriff „Financial Conditions“ werden verschiedene Indikatoren wie Zinssätze, Aktienkurse, Wechselkurse und Kreditverfügbarkeit zusammengefasst, die den Gesamtzustand der Finanzmärkte widerspiegeln. Diese Bedingungen beeinflussen maßgeblich das Verhalten von Haushalten und Unternehmen sowie die wirtschaftliche Aktivität insgesamt. So können restriktive Finanzbedingungen mit hohen Zinssätzen und enger Kreditvergabe das Wirtschaftswachstum bremsen, während lockere Bedingungen das Gegenteil bewirken können.

Aktienmärkte auf Allzeithochs wirken den hohen Zinsen entgegen

In Zeiten neuer Höchststände an den Kapitalmärkten fühlen sich die Anleger finanziell bessergestellt und sind bereit, mehr zu investieren bzw. auszugeben. Dies kann zu einem Anstieg des Konsums und der Investitionen führen, was wiederum die wirtschaftliche Aktivität ankurbelt. Paradoxerweise können in solchen Phasen die Finanzbedingungen durch den Aktienmarkt dermaßen aufgeweicht werden, dass die hohen Zinsen nicht mehr restriktiv genug wirken und somit ihren Effekt verlieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Zinsentwicklung ist die Rolle der Fiskalpolitik 

Diese umfasst die Entscheidungen der Regierungen bezüglich Staatsausgaben und Steuern. Eine expansive Fiskalpolitik, gekennzeichnet durch hohe Staatsausgaben, kann die finanziellen Bedingungen zusätzlich aufweichen und einer restriktiven Geldpolitik entgegenwirken. In einer solchen Situation kann die Notwendigkeit einer expansiven Geldpolitik verringert sein, was möglicherweise zu Spannungen zwischen Geld- und Fiskalpolitik führt.

Sinkende Leitzinsen - niedrige Kreditzinsen?

Eine weit verbreitete Annahme ist, dass sinkende Leitzinsen automatisch zu niedrigeren Kreditzinsen führen würden. Doch die Realität ist komplexer. Die Kreditzinsen hängen nicht nur vom Leitzins ab, sondern auch von anderen Faktoren wie der Risikobereitschaft der Banken, der Kreditnachfrage und der allgemeinen Marktsituation. Insbesondere in unsicheren Zeiten zögern Banken manchmal, die vollen Zinssenkungen der Zentralbanken an die Verbraucher weiterzugeben. Stattdessen können sie ihre Kreditstandards verschärfen oder höhere Risikoprämien verlangen, was zu relativ stabilen oder sogar steigenden Kreditzinsen führen kann, trotz niedrigerer Leitzinsen.

Herausforderung ist der inflationäre Druck

Eine erhebliche Herausforderung ergibt sich, wenn die Wirtschaft bereits einem ansteigenden inflationären Druck ausgesetzt ist. In einer solchen Situation könnte es schwierig sein, die Zinssätze zu senken, ohne die Inflation weiter anzufachen. Dies stellt die Zentralbanken vor eine komplexe Aufgabe, da sie gleichzeitig das Wirtschaftswachstum unterstützen und die Inflation eindämmen müssen. Das Finden des richtigen Gleichgewichts zwischen diesen beiden Zielen erfordert eine sorgfältige Abwägung und könnte in einem Umfeld steigender Inflation eine noch größere Herausforderung darstellen. Von September 2023 bis zum Frühling 2024 hatten die Zentralbanken ein gewisses Zeitfenster, um die Zinsen moderat zu senken, ohne einen übermäßigen Inflationsdruck zu erzeugen. Jedoch haben die aktuellen Anzeichen einer erneuten steigenden Inflation und die fortgesetzten hohen Fiskalausgaben meiner Meinung nach jegliche Möglichkeit von Zinssenkungen in den USA zunichtegemacht. Europa mag hier noch etwas mehr Spielraum haben, aber auch dieses Zeitfenster wird sich meiner Ansicht nach bald schließen. Die Zentralbanken stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen der Unterstützung des Wirtschaftswachstums und der Eindämmung der Inflation zu finden, und diese Aufgabe wird angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend schwieriger.

 Düstere Zukunft?

Die jüngsten Äußerungen von Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, haben zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Zinsentwicklung gelenkt. Dimon skizzierte bei einem Auftritt beim New York Times DealBook Summit 2023 eine düstere Zukunft, in der die Zinsen auf bis zu acht Prozent steigen könnten. Seine Besorgnis über die potenziellen Auswirkungen der beispiellosen Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Zinslandschaft vor großen Herausforderungen steht. Wenn seine Vorhersagen eintreten, könnten sowohl Aktien- als auch Immobilieninvestoren vor erheblichen Herausforderungen stehen, da die Aktienbewertungen bereits auf ihrem Höchststand sind. Dimons Warnungen kommen zu einer Zeit, in der die Stimmung der Investoren optimistisch erscheint, da die wichtigsten Aktienindizes Rekordhöhen erreichen und sich am Immobilienmarkt die ersten Käufer in Erwartung niedrigerer Zinsen bereits in Stellung bringen. Die vorsichtige Haltung von Dimon ist eine deutliche Erinnerung an die potenziellen Risiken, die bevorstehen, und unterstreicht die Bedeutung von Wachsamkeit und Vorbereitung für die Navigation durch unsicheres wirtschaftliches Gelände.

 Fazit

Die Märkte reagierten im vierten Quartal 2023 in Erwartung erneut sinkender Zinsen zunehmend euphorisch, wurden jedoch von der Realität anhaltender inflationärer Tendenzen rasch wieder eingeholt. Die Zinssenkungen werden von den Zentralbanken immer weiter hinausgeschoben. In den USA findet sich die Federal Reserve bereits in einem Szenario wieder, in welchem die Financial Conditions trotz hoher Zinsen nicht mehr restriktiv wirken und die Inflation erneut anzuziehen beginnt. Geopolitische Spannungen im Nahen Osten wirken sich historisch gesehen oft auf die globalen Märkte aus, insbesondere auf den Ölpreis. Wie schon im Russland-Ukraine-Konflikt könnte eine Eskalation in Nahen Osten erneut zu einem Anstieg der Energiepreise führen, was wiederum die Kosten für Unternehmen und Verbraucher erhöhen und die Inflation antreiben würde. Ein vergleichbares Szenario ereignete sich in den 1970er-Jahren während des Jom-Kippur-Kriegs und der darauffolgenden Ölkrise, als die Ölpreise drastisch stiegen und die weltweite Inflation in die Höhe trieben. Die Inflation breitete sich in drei Wellen aus, was zu einer Stagflation führte, einem Szenario, das hohe Inflation mit einer stagnierenden Wirtschaft verbindet. Um die Inflation zu bekämpfen, mussten Zentralbanken drastische Maßnahmen ergreifen, darunter zweistellige Zinssätze, wie sie beispielsweise von Paul Volcker, dem damaligen Vorsitzenden der Federal Reserve, umgesetzt wurde. Ein ähnliches Szenario könnte sich wiederholen, sollte die Situation im Nahen Osten weiter eskalieren.

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  • Erschienen am:
    19.04.2024
  • um:
    06:00
  • Lesezeit:
    4 min
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