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Die Verlierer der Immobilienkrise in den USA

Was haben junge Menschen, alte Menschen und illegale Einwanderer gemeinsam? Die Immobilienkrise wirkt sich auf diese Menschen ganz besonders aus. Während die einen ihr Heim gar nicht verlassen, verlieren es die anderen oder kehren auch dorthin zurück .

Während der jüngsten Rezession ist die Anzahl der Haushaltsgründungen in den USA drastisch gefallen. Wurden zwischen 1997 und 2007 jedes Jahr noch rund 1,5 Millionen neue Haushalte gegründet, fiel die Zahl in den folgenden drei Jahren auf 500.000 per annum– trotz der Tatsache, dass die Bevölkerung mit 2,7 Millionen Personen pro Jahr nur geringfügig langsamer wuchs als in den Jahren zuvor. Selbst wenn sich die Statistik 2011 wieder auf 1,1 Millionen erholte: Der Einbruch wird sich zumindest vorübergehend negativ auf den Immobilienmarkt auswirken, da weniger Haushalte auch weniger Bedarf an neuen Wohnungen und Häusern bedeutet.

Junge Menschen und die Krise

In einer Rezession sind vor allem junge Leute weniger bereit und in der Lage, einen Haushalt zu gründen. Sie wohnen weiterhin bei ihren Eltern oder zusammen mit anderen Personen. In der jetzigen Situation kommt erschwerend hinzu, dass die Möglichkeiten, für eine Wohnung oder ein Eigenheim eine Hypothek aufzunehmen, drastisch erschwert sind. Als Folge muss länger für die Anzahlung, den Aufbau der „Credit History“ oder die Reparatur der angeschlagenen Kreditwürdigkeit gearbeitet werden. Zudem werden bestehende Haushalte gezwungen, sich aufzulösen und mit anderen Haushalten zusammenzugehen.

Besser zu Hause bleiben

Zwischen 2007 und 2011 hat sich die Anzahl der 18- bis 34-Jährigen, die noch bei Ihren Eltern wohnen, von 28,2% auf 31% erhöht. Dies entspricht zusätzlichen zwei Millionen jungen Erwachsenen, die in „normalen“ Jahren einen Haushalt gegründet hätten. Lebten vor der Rezession noch 40% der jungen US-Amerikaner im eigenen Heim, hat sich die Zahl nun auf 35,5% verringert und liegt damit unter dem Wert von 1995.

Auch in den nächsten Jahren: weniger Haushalte

Die wesentlichen Gründe für die geringere Anzahl an Haushaltsgründungen sind zum einen in der wirtschaftlichen Entwicklung, zum anderen in demografischen Entwicklungen zu suchen. Selbst wenn die Wirtschaft sich erholen sollte, wird die Zahl der Haushaltsneugründungen geringer bleiben als in früheren Jahren. Insofern wird meiner Ansicht nach der Nachholbedarf an neuen Wohnungen und Häusern niedrig bleiben und nur bei etwa 750.000 statt den 2,6 Millionen liegen.

Krise vertreibt sogar illegale Einwanderer

In den USA leben etwa elf Millionen illegale Einwanderer. Die Wirtschaftskrise hat die Zuwanderung von Illegalen deutlich reduziert. Zudem sind viele Immigranten wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Kamen früher jedes Jahr 500.000 Mexikaner illegal über die Grenze, waren es in den letzten Jahren nur noch 100.000.

Die Situation der Plus-55-Generation

Noch vor wenigen Jahren lebten 80% aller Amerikaner über 50 Jahre im eigenen Heim. Doch zuletzt haben mehr als 1,5 Millionen „Seniors“ ihre Häuser und Wohnungen durch Zwangsversteigerung verloren. Am stärksten sind Menschen reiferen Jahrgangs aus der schwarzen und hispanischen Bevölkerung betroffen. Viele verzweifelte Senioren versuchen noch, durch einen Nebenjob zusätzlich Geld für den Schuldendienst der Hypothek aufzubringen.

Doch gemäß der AARP, der Lobby für Amerikaner über 55 Jahre, laufen derzeit gegen mehr als 600.000 Hauseigentümer über 50 Jahre Zwangsversteigerungsverfahren, und weitere 625.000 Personen sind in dieser Altersgruppe mindestens drei Monate mit ihren Hypothekenzahlungen in Verzug. Die Zahl der in Verzug befindlichen Eigentümer in dieser Altersgruppe ist in den vergangenen fünf Jahren um 450% gestiegen. Dazu kommt noch, dass ungefähr 3,5 Millionen ältere Hauseigentümer „unter Wasser“ sind, das heißt, der Wert ihrer Hypothek übersteigt den des Objekts.

Ältere Menschen haben weniger Chancen

Ältere Menschen haben eine geringe Chance, sich finanziell vom Zusammenbruch des Immobilienmarkts und der Börsen-/Finanzkrise von 2008 zu erholen– naturgemäß bleiben ihnen weniger Arbeitsjahre, um die Verluste wieder wettzumachen. Die meisten leben von einem „Fixed Income“, das heißt einem festen Einkommen aus Renten, Lebensversicherungen und Erspartem, und verfügen darüber hinaus über keine weiteren Einkünfte. Die geringen finanziellen Reserven sind vor diesem Hintergrund schnell aufgebraucht. Die Konsequenz ist oft der Verlust des eigenen Heims– eine Tatsache, die den Gesamtmarkt für Immobilien in den USA noch auf geraume Zeit belasten wird.

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Geschrieben von:

Rainer N. Filthaut

Unser Korrespondent aus Florida  ist Gründer und Geschäftsführer der IRC International Reality Corporation in Naples (Florida). Er ist zudem „Certified Commercial Investment Member“ (CCIM) und „Certified International Property Specialist“ (CIPS). Seit 16 Jahren berät er mehrheitlich europäische Investoren bei ihren US-Immobilientransaktionen.www.inter-realty.com

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  • Erschienen am:
    06.12.2012
  • um:
    11:05
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