DELTA hat vor Kurzem in der Ukraine einen zweiten Standort eröffnet.
Gomernik: Ja, im zwölften Jahr unseres Wirkens in der Ukraine ist nun die Zeit reif für eine zweite DELTA Home Base – und zwar das DELTA-Büro in Lemberg/Lviv.
Wie lange ist das Unternehmen schon in der Ukraine?
Gomernik: Das sind die besagten zwölf Jahre, wobei wir die Firmengründung vor rund elf Jahren abgeschlossen haben. Wenn Sie in der Ukraine die letzten 13 Jahre erfolgreich überstanden haben, spricht man gerne von „Brutto- und Nettodasein“. Mit „netto“ ist ein einigermaßen ruhiges wirtschaftliches und politisches Fahrwasser gemeint. Wir haben zwei Krisen gemeistert, und das war ein gutes Stück Überlebenskunst, gepaart mit Durchhaltevermögen.
Das heißt, Sie haben das Land auch in der Krise nicht verlassen. Warum?
Gomernik: Es sind drei Gründe: Erstens die Menschen. Wir hatten von Beginn an ein einmaliges, bunt gemischtes Team an 45 Menschen mit enormem Potenzial. Diese lässt man als Unternehmer mit Weitblick nicht einfach fallen. Zweitens gab es auch während und unmittelbar nach der schwierigsten Krisenzeit Aufträge, die abzuwickeln waren. Unmittelbar nach der Finanzkrise haben wir zum Beispiel einiges an „Post Merger Due Diligences“ für internationale Investoren abgewickelt. Die Überraschung darüber, was da im Rahmen der Goldgräberstimmung alles an Immobilien angespült wurde, war ja bei manchen nicht klein. Der dritte Grund war das Potenzial des Landes und der Gesellschaft. Es war uns bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Land als logische östliche Weiterentwicklung wieder am Radar der Investoren auftauchen wird. Als flächenmäßig größtes Land Europas (europäischer Teil Russlands ausgenommen, Anm.). Mit über 40 Millionen Einwohnern und zig Städten mit über 300.000 Einwohnern birgt die Ukraine großes Potenzial in sich. Natürlich war die Enttäuschung groß, als die zweite Krise unseres wirtschaftlichen Daseins eintraf – Revolution, Krim-Konflikt, Krieg. Damit erlebten wir ganz neue Seiten unternehmerischen Wirkens in diesem Land.
Gibt es vonseiten der Immobilienwirtschaft Nachfrage nach Immobilien in der Ukraine?
Gomernik: Hier gilt es zu differenzieren. Große, internationale Finanzinvestoren sind seit Jahren aktiv. Der Großteil der Immobilienwirtschaft, den man auf der EXPO Real trifft, ist nicht aktiv bzw. froh darüber, das Land hinter sich gelassen zu haben. Aber etwas Neues gab’s für uns heuer auf der EXPO hinsichtlich der Ukraine: Das Interesse war so groß wie seit der Finanzkrise nicht mehr.
Welche aktuellen Projekte werden derzeit von DELTA umgesetzt?
Gomernik: Wir sind stolz auf unser breites Spektrum. Wir setzen einige Projekte in Industrie und Gewerbe um, vom Headquarter für die produzierenden Industrie für Automobile, Electronics, Landwirtschaft und viele weitere unterschiedliche Gebäude. Coworking ist als erfolgreiches Konzept angekommen, und so sind wir auch für das größte „SPACES“-Büro dieser Art in der Ukraine verantwortlich. Für eine polnische Gruppe realisieren wir ein Privatkrankenhaus in der Westukraine. In der ostukrainischen Stadt Zaporozhie sind wir für einen ukrainischen Investor bei der Entwicklung eines innerstädtischen Einkaufszentrums in Toplage verantwortlich. Unser Team umfasst 45 einmalige Menschen, die derzeit an insgesamt 14 Projektstandorten über die Ukraine verstreut aktiv sind. Letzte Woche hat ein Team mit Flugzeug und Auto 4.000 Kilometer zurückgelegt, um das Portfolio eines Kunden zu betreuen. Die Mehrzahl der Projekte stammt von internationalen Investoren, die in der Regel bereits vor Ort sind. Aber – und das freut uns – die Anzahl ukrainischer Kunden und von Neuzugängen aus dem Ausland steigt wieder.
Was ist das Besondere bzw. Spannende an der Ukraine?
Gomernik: Der ungebrochene Drang, etwas zu erreichen, es besser machen zu wollen für die Nachwelt, als man es selbst hatte. Die Ukraine ist spannend und überspringt die Epochen der digitalen Welt. Ein Beispiel dafür ist der Sprung vom – milde ausgedrückt – undurchsichtigen Landkataster zur Blockchain. Learning by doing ist Alltag, genauso wie das Verlassen der Komfortzonen und das Einstecken von Niederlagen. Aber das macht’s eben spannend.