Staatliche Restriktionen am heimischen– sprich chinesischen– Markt und damit verbundene schwindende Renditen von 1 bis 2% führen zu einer gesteigerten Investitionstätigkeit von Chinesen im Ausland. Diese ist nach wie vor mit hohen regulatorischen Anforderungen und Offenlegungspflichten verbunden, Experten beobachten allerdings auch eine gewisse „Aufweichung“ der Reglements. Die Kapitalgeber orientieren sich vor allem an Märkten, in denen es bereits große chinesische Communities gibt– wie in Australien, Kanada oder den USA. Bereits 2012 lag China mit 66 Milliarden Euro auf Platz drei der größten Investoren in Übersee, für die nächsten fünf Jahre erwarten die Real-Estate-Fachleute rund 400 Milliarden Euro. Eine besonders gern gesehene Assetklasse sind Hotels und Resorts. Die starke chinesische Reiselust und der damit indirekt beeinflussbare Erfolg „ihrer“ Hotels ist einer der Hauptgründe für die Favorisierung von Hotelimmobilien.
Das „GUCCI-Visum“ in Australien
Einer der größten Nutznießer der chinesischen Investitionsbereitschaft ist Australien, wobei auch hier touristische Immobilien am beliebtesten sind. Insgesamt zeigt sich aber ein Wertgewinn in allen Real-Estate-Klassen, was unter anderem am niedrigsten Zinsniveau in der Geschichte des Landes liegt. Zudem empfängt Australien Investoren mit offenen Armen, was auch das sogenannte „GUCCI-Visum“ beweist: eine Aufenthaltserlaubnis ab einer Investitionssumme von fünf Millionen australische Dollar ohne Wirtschaftsförderungsauflage wie die Schaffung von Arbeitsplätzen, die in vielen anderen Ländern, auch in Österreich, vorgeschrieben ist.
Schlüsselrolle und gewachsener Bestand
Von einem spannenden Trend berichteten die kanadischen Deloitte-Experten. Wie Australien war Kanada weniger hart von der Immobilienkrise betroffen als viele europäische Länder und die USA. Das Land zählt heute zu den wichtigsten Investoren in den Vereinigten Staaten, insbesondere bei den Gewerbe- und Büroimmobilien. „Interessanterweise spielen auch hier die chinesischen Communities eine Schlüsselrolle. Den Großteil der kanadischen Investments tätigen Angehörige der dortigen chinesischen Gemeinde“, erklärt Herbert Kovar, Partner Deloitte Österreich und National Leader Chinese Service Group Deloitte. Interessant ist auch der Umstand, dass insbesondere Chinesen gewachsenen Bestand schätzen. So werden beispielsweise traditionsreiche Immobilien in attraktiven Stadtzentren wie New York, London, Paris oder eben auch Wien sehr gerne als Wohnsitze gekauft. Und einmal hier ansässig, würden Investoren ihr Kapital häufig in andere Wirtschaftsbereiche wie die Industrie oder eben den Tourismus stecken, so die Deloitte-Experten.