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Der IFM-Kongress 2016

Neue Arbeitswelten, Roboter und FM, weltwirtschaftliche Entwicklungen und ihre Einflüsse auf das Immobilien- und Facility Management waren Themen am 9. IFM-Kongress in der technischen Universität Wien. Rund 170 Teilnehmer aus mehr als 15 Ländern nutzten die Chance, sich über aktuelle Themen des Immobilien- und Facility Managements auszutauschen.
Facility Management hat ein Ziel: das Kerngeschäft bestmöglich zu unterstützen und die Performance des Auftraggebers zu verbessern.

Das gesamte Marktvolumen von FM in Österreich beträgt nach einer vorsichtigen Schätzung rund sieben Milliarden Euro mit rund 450.000 Arbeitsplätzen. Im Vergleich dazu liegt das Volumen in Deutschland bei rund 130 Milliarden Euro mit rund vier Millionen Mitarbeitern gesamt.

Neue Arbeitswelten im „Dorf“

Richard Wilkinson, Vorstand von Immorent, und Peter Weiss, Head of Group PMO, Erste Group Bank AG, präsentierten nicht nur ein Bürogebäude, sondern das offene „Dorf“, den ERSTE Campus in Wien. 25 Bankstandorte, die über ganz Wien verstreut waren, wurden an einem Standort zusammengeführt. Ein in dieser Dimension am Bankensektor einzigartiges Vorgehen in Wien und Österreich, „wo im Atrium alle willkommen sind, wo Homebases zur besseren Kommunikation beitragen und jeder sich selbst den Arbeitsplatz sucht, der für seine Arbeit aber auch für sein Wohlbefinden am besten ist“, begeistert sich Alexander Redlein, Abteilungsleiter IFM der TU-Wien.

Arbeitsplatz ist Sicherheit

Wenn immer 15 bis 30% der Mitarbeiter nicht im Büro sind, warum soll dann jeder seinen eigenen Arbeitsplatz haben? Antwort: Weil laut Gehirnforschern der eigene Arbeitsplatz im Unterbewusstsein mit Jobsicherheit verknüpft ist. Wie aber ist dieses Paradigma zu durchbrechen? Weiss: „Durch gemeinsames Besichtigen von Referenzprojekten, intensive Einbindung der Mitarbeiter und ,Meinungsbildner‘. Dann kann der Vorstand innerhalb von 15 Minuten überzeugt werden, dass auch er für sich keine Einzelbüros braucht.“

Die Best-Practice-Beispiele überzeugen

Und weiter: So ein Umzugsprojekt wie der Erste Campus besteht immer aus drei vernetzten Themen, den IT-Mobilitätsthemen, dem People-Management, nämlich, daraus ein positives Arbeitsumfeld durch Möblierung und dergleichen zu schaffen, und drittens dem Changemanagement. „Effiziente und damit kostengünstige Arbeitsprozesse interessieren alle. Die merken Sie nie, die merken Sie nur, wenn etwas nicht geht“, so Weiss. Es wurden viele 100 Betriebsprozesse angeschaut und festgestellt, dass sie einfach nicht mehr passen. Auch bei den Arbeitsprozessen wurde alles komplett neu aufgestellt. Da ging es hauptsächlich um das Thema Papier. So konnte der Verbrauch von rund 11 Laufmetern Papier pro Person auf maximal 2,4 Laufmeter reduziert werden. Wie das möglich ist? Laut Peter Weiss durch Motivation der Mitarbeiter. Es wurden zum Beispiel im Sommer 2016 in nur sechs Wochen während der Urlaubszeit rund 220 Tonnen Papier gesammelt und gespart. Das entspricht ungefähr der Strecke von Wien nach Wiener Neustadt.

Auch die tatsächlich erlebte Geschichte von Peter Weiss vom klassischen dunklen Bankkorridor, wo alle dicken Eichenholztüren geschlossen sind, das Linoleum am Boden gesprungen ist und der Innendienst-Mitarbeiter mit Birkenstock-Sandalen und Jogginghosen erstaunt aufschaut, wenn wirklich jemand seinen Arbeitsplatz betritt, gehört der Vergangenheit an.

Und das Ganze rechnet sich auch noch!

Laut Richard Wilkinson entstehen 90% der Innovationen in Gesprächen. Durch die Zusammenfassung der über 25 Standorte treffen sich die Leute wieder. Auch Andreas Treichl, Vorstand der Erste Group, sieht das als wichtigste Auswirkung des neuen Campus.

Aber das bedeutet auch einen Wandel im Betrieb: Es gibt keine Umzüge mehr im Erste Campus. „Wenn sich dieses Konzept weiter durchsetzt, verschwindet eine ganze Branche– zumindest im Office-Bereich“, so Alexander Redlein.

Roboter und FM: Mensch oder Maschine?–Wie sieht die Zukunft aus?

Markus Vincze, Professor für Robotik, sieht die goße Wahrscheinlichkeit, dass in 10 bis 15 Jahren alle repetitiven Arbeiten von Robotern durchgeführt werden.

Was bleibt für den Menschen? Alle Bevölkerungsgruppen müssen sich weiterbilden, Menschen erledigen vor den Robotern die flexiblen, schöpferischen Aufgaben. Damit werden Menschen auch von gesundheitlich anstrengenden Tätigkeiten entlastet, und ihre Sicherheit und Gesundheit wächst. „Derzeit werden aber eher Themen wie Sensorik und Internet of Things, sprich die Vernetzung der einzelnen Anlagen in den Gebäuden, wirtschaftlich sinnvoll genutzt“, erläutern Gerhard Schenk von HSG Zander und Michael Freitag von Sodexo. Denn die Roboter für komplexere Aufgaben, wie z.B. Reinigungsroboter, sind noch nicht ausgereift. „Aber auch diese werden sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren übernehmen können“, meint Redlein.

Sind Roboter unsere Zukunft?

Reinigungsroboter oder Roboter, die Rasen mähen, sind bereits relativ üblich. Aber Pflegeroboter, sogenannte Hobbits, sind in Entwicklung und werden für ältere oder pflegebedürftige Menschen eine Möglichkeit darstellen, in Zukunft immer besser leben zu können. Und die selbstfahrenden Autos von Tesla sind sowieso in aller Munde. Derzeit fährt allerdings noch der Mensch. Rechner vergleichen die Entscheidungen des selbstfahrenden Systems mit den Entscheidungen des Fahrers und lernen daraus. Diese Lernfähigkeit wird die Zukunft im Büro massiv verändern.

Work on the MoveII

Über weltweite Trends informierten Prof. AlexiMarmot (UK) und Pat Turnbull (US), MitautorInnen des erfolgreichen Buches „Work on the Move II“. „Im Jahr 2020 werden 40% der Beschäftigten als Einzelunternehmer arbeiten“, so Marmot. Sie werden in einzelne Projekte für bestimmte Zeit eingebunden. Das bedeutet weitreichende Veränderungen auch in der benötigten Infrastruktur und den Services. Co-Working-Spaces gewinnen überall an Bedeutung. Wohnung und Büro wachsen zusammen. Ob dafür Micro-Flat-Konzepte geeignet sind, ist fraglich.

New Ways of Working

Im „War for Talen“ werden weltweit junge, bestens ausgebildete, technisch kompetente Digital Natives umkämpft. Heutzutage ist es für die meisten Menschen möglich, von überall digital zu arbeiten. Dennoch macht die Anwesenheit anderer Mitarbeiter im selben Gebäude einen Arbeitsplatz auch sehr attraktiv, da die Möglichkeit für persönliche Treffen, Zusammenarbeit und Networking besteht. Ermöglicht ein Arbeitsplatz einerseits individuelles Arbeiten, andererseits Besprechungen und Teamarbeit, so ist die Arbeitsumgebung ein machtvolles Instrument, das die Unternehmenswerte unterstützt, Arbeitskräfte inspiriert und dem Unternehmen zum Erfolg verhilft. „Facility Manager müssen daher lernen, eine optimale Infrastruktur und Services zu bieten, sonst wird es Human Relations (Personal) oder IT übernehmen“, so Pat Turnbull.

Firmen wie zum Beispiel Google, Facebook und technische Start-ups setzen vermehrt auf eine Arbeitsumgebung, die soziale Interaktionen, die Wahl des eigenen Arbeitsplatzes und Spaß bei der Arbeit zulässt.

Serviceleistungen werden teurer

Überhaupt sind weltwirtschaftliche Entwicklungen und ihre Einflüsse und Auswirkungen auf das Immobilien- und Facility Management zu berücksichtigen. Facility Management greift in jeden Bereich des Bauens und Wohnens ein.

„Aber auch in der Finanz stehen Änderungen bevor. Nicht nur in den USA steigen die Zinsen, auch in Europa ist ein Anstieg der langfristigen (10 Jahres-) Zinsen in den nächsten Monaten zu sehen. Man soll sich nicht täuschen lassen, dass die kurzfristigen Zinsen die nächsten Jahre weiter bei 0,5% bleiben. Langfristige Steigerungen werden schon jetzt eingepreist,“ so Hofstätter von Raiffeisen Research. Das wird langfristig natürlich auch die Serviceleistungen des Facility Management teurer machen.

Alexander Redlein fasst zusammen: „Wenn etwas passiert, passiert es sehr schnell. Es geht also darum, sich vorzubereiten. Die Roboter stehen dank intelligenten Technologien vor der Tür, und es gibt plötzlich eine ganze andere Art und Weise, wie Serviceprovider anbieten können.“ Denn letztendlich ist es egal, ob ein Mensch oder ein Roboter die Leistung erbringt– Hauptsache, sie passt. Marktplayer, die sich dieser Tatsache nicht stellen und auch die damit verbundene Kosteneinsparung nicht realisieren, werden eine alles andere als rosige Zukunft haben.

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Geschrieben von:

Eva Brunnsteiner

Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit Kunstgeschichte Forschungsinteressen: Dissertation: Visuelle Kommunikation der Aboriginals Australiens Berufserfahrung: Ich bin selbstständig als PR-Berater.

Interview-Partner:
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  • Erschienen am:
    01.12.2016
  • um:
    12:28
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Kategorie: Trends

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