Der österreichische Immobilienmarkt steht vor außergewöhnlichen Herausforderungen, die durch den aktuellen Neubaubericht 2025 in erschreckender Deutlichkeit zum Vorschein kommen. Die Fertigstellungszahlen im Wohnungsneubau sind binnen kürzester Zeit von 46.000 Einheiten im Jahr 2022 auf lediglich 25.000 Wohnungen im laufenden Jahr eingebrochen – ein drastischer Rückgang von 50 Prozent, der weitreichende Konsequenzen für den gesamten Immobiliensektor mit sich bringt.
Alarmierender Rückgang mit gesellschaftspolitischen Folgen
„Wenn ich meinen Gürtel normal halte, habe ich 93 Zentimeter. Jetzt nehme ich 50 Prozent weg. Dann habe ich einen Durchmesser, der in etwa 50 Zentimeter sich zeigt. Und kann das noch gesund sein?", verdeutlichte Herwig Pernsteiner, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV), die aktuelle Situation mit einem anschaulichen Vergleich während der Präsentation des Neubauberichts. Die Metapher des zu eng geschnallten Gürtels veranschaulicht nicht nur die wirtschaftlichen Einschnitte für die Branche, sondern wirft auch entscheidende gesellschaftspolitische Fragestellungen auf: Wo und wie kann künftig leistbarer Wohnraum generiert werden?
Gemeinnützige und gewerbliche Bauträger im selben Boot
Eine bemerkenswerte Entwicklung, die aus der aktuellen Krisensituation hervorgegangen ist, manifestiert sich in der zunehmenden Kooperation zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Bauträgern. „Das ist für mich ein absolutes Novum", betonte Pernsteiner und hob die positive Dynamik dieser Zusammenarbeit hervor. Der gemeinsame Schulterschluss ermöglicht eine stärkere Positionierung in der Bewältigung der vielschichtigen Herausforderungen, mit denen sich die gesamte Immobilienwirtschaft konfrontiert sieht.
Gemeinsame Grundlagen, gemeinsame Ziele
Die Parallelitäten zwischen den beiden Sektoren sind beachtlich. „Wir haben sicher 97 Prozent der Regeln, die Vorgaben der Inhalte sind deckungsgleich. Bei uns kommt noch das Bonus Gemeinnützigkeit Gesetz hinzu", erläuterte Pernsteiner die strukturellen Gemeinsamkeiten. Beide Sektoren fungieren als verlässliche Partner bei der Schaffung eines wesentlichen Gutes – Wohnraum – und leisten einen substanziellen Beitrag zur Wertschöpfung in Österreich.
Regionale Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Der intensivste Austausch zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Bauträgern findet auf Landesebene statt, wo die regionale Verbundenheit und gegenseitige Kenntnis besonders ausgeprägt ist. „In den einzelnen Bundesländern kennt man sich besser. Ist das regionale Bezugs, die regionale Bezirksebene näher", erklärte Pernsteiner. Diese dezentrale Vernetzung bildet eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auch auf nationaler Ebene.
Herausforderungen als Katalysator für verstärkte Kooperation
Die gegenwärtigen Verwerfungen am Immobilienmarkt haben paradoxerweise einen positiven Nebeneffekt: Sie haben die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Branche verdeutlicht. „Manchmal braucht es ein bisschen eine schlichte Zeit, um zusammenzufinden", resümierte Pernsteiner. Diese Erkenntnis birgt trotz aller Widrigkeiten einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft des österreichischen Immobiliensektors.
Ausblick: Teamarbeit als Schlüssel zur Bewältigung künftiger Herausforderungen
Mit Blick auf die Zukunft steht fest, dass weitere Herausforderungen auf die Branche zukommen werden. „Der Einzelkämpfer hatte immer einen Nachteil", betonte Pernsteiner und unterstrich die Bedeutung eines teamorientierten Ansatzes. Die intensivierte Zusammenarbeit zwischen gemeinnützigen und gewerblichen Bauträgern wird ein entscheidender Faktor sein, um die bevorstehenden Aufgaben erfolgreich zu meistern und den österreichischen Wohnungsmarkt wieder in stabilere Bahnen zu lenken.