Die letzten fünf Jahre waren für den brasilianischen Immobilienmarkt ausgesprochen gut. Dies zeigt sich bei einer Untersuchung der Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungssektoren. Private Unternehmen haben am Aktienmarkt mehr als zehn Milliarden US-Dollar aufgenommen und diese in Grundstücke, Bankvorhaben und neue Wohn- und Gewerbeobjekte investiert. Darüber hinaus hat die Regierung während der letzten drei Jahre im Rahmen ihres sozialen Wohnbauprogramms „Minha Casa Minha Vida“ weitere zehn Milliarden US-Dollar investiert, und bis 2014 ist mit weiteren Investitionen in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar zu rechnen. Die Stadien und die Infrastruktur für die Fußballweltmeisterschaft 2014 erfordern zudem weitere Investitionen in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar. Diese beispiellose „Euphorie“ innerhalb eines so kurzen Zeitraums hat, kombiniert mit der internationalen Krise, erhebliche Veränderungen am Immobilienmarkt des Landes provoziert. Sowohl ausländische Finanzinvestoren als auch globale Immobilienfirmen unternehmen bedeutende Schritte: Sie erwerben nationale Unternehmen, fusionieren mit anderen oder lassen sich einfach vor Ort bei der Gründung neuer Unternehmen beraten.
Investitionen in Wohn- und Gewerbebauten
Im letzten Jahr wurden in Brasilien 40 Milliarden US-Dollar allein in neue Wohn- und Gewerbebauten investiert, was gegenüber 2011, als 43 Milliarden US-Dollar investiert wurden, einen Rückgang um lediglich 7% darstellt. Auf São Paulo und Rio de Janeiro entfielen mit jeweils 14 Milliarden US-Dollar und 5,5 Milliarden US-Dollar insgesamt 50% dieser Investitionen. Bei den neuen Einheiten, die 2012 auf den Markt kamen, handelte es sich zu 80% um Wohnungen mit einem Wert von durchschnittlich 187.500 US-Dollar und einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 2.000 US-Dollar. Nach drei Jahren ununterbrochenen Wachstums verzeichnete der Markt für Büroobjekte im vergangenen Jahr gegenüber 2011 einen Rückgang um 23%. Hiervon waren insbesondere die Märkte in São Paulo und Rio de Janeiro betroffen.
Auffälliger Rückgang der Leerstände
Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Leerstände. Im Gegenteil: In São Paulo sind die Leerstandsraten für Büroräume von 17% im Jahr 2004 auf weniger als 3,5% im Jahr 2012 zurückgegangen. Auch die Mieten konnten ein erhebliches Wachstum verbuchen. So konnte ein Gebäude in Rio de Janeiro, das noch 2009 zu einem Preis von 50 US-Dollar pro Quadratmeter vermietet wurde, 2012 beispielsweise einen Preis von 90 Dollar pro Quadratmeter erzielen. In São Paulo haben Triple-A-Gebäude in der Finanzstraße Faria Lima inzwischen Quadratmeterpreise von 200 US-Dollar erreicht.
Unerwartet hohe Preissteigerungen
Die Preise sind über die optimistischsten Bewertungen hinaus angestiegen. In Rio de Janeiro sind angesichts der Investitionen in Pre-Salt-Öl- und Gasvorkommen Preise von 10.000 US-Dollar pro Quadratmeter für Wohnungen in der Nähe des Strands (Copacabana, Ipanema, Leblon) keine Seltenheit. Wohnungen mit Meeresblick am Strand von Ipanema können durchaus Preise von 20.000 US-Dollar pro Quadratmeter erzielen. In São Paulo zeichnet sich ein ganz ähnliches Bild ab– die Preise sind rapide angestiegen. Im Stadtteil Jardins (beste Wohnlage) kosten Wohnungen zwischen 5.000 und 15.000 US-Dollar pro Quadratmeter.
Blick in die Zukunft
Trotz der Preisanstiege ist der Ausblick für den Immobilienmarkt in Brasilien auch weiterhin robust. Angesichts einer Bevölkerung von 190 Millionen, einer niedrigen Arbeitslosigkeit (5%), einem jährlichen Zinssatz von 7,25%, erheblichen Mitteln zur Vergabe von Darlehen (mehr als 81 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012), öffentlichen Verbesserungsmaßnahmen in Großstädten (Ringstraßen, U-Bahnen) und öffentlichen Anreizmaßnahmen für den Sektor kann auch weiterhin mit einer hohen Nachfrage gerechnet werden. Für das Jahr 2013 werden zahlreiche Neubauprojekte für den Wohn- und Bürosektor erwartet. Das Einzige, was dieses optimistische Szenario trüben könnte, ist die Inflation. Brasilien hat während der letzten zwölf Monate ein konstantes Wachstum der Inflationsraten verzeichnet. Wenn diese Tendenz anhält, könnte die Lage am Markt turbulenter werden.