Auch wenn der Aufwand enorm ist– wer hier wohnt, kann es sich leisten. Laut dem Immobiliendienstleister Savills sollen die Immobilien in den zehn begehrtesten Londoner Stadtvierteln genauso viel wert sein wie der Häuserbestand in Schottland, Wales und Nordirland zusammen– insgesamt rund eine halbe Billion britische Pfund. Da kommt es dann auf den Kellerausbau auch nicht mehr an, obwohl es dieser in sich haben kann, wie Spiegel online berichtet (www.spiegel.de).
Natürlich wäre es leichter aufzustocken, aber aus Gründen des Stadtbilds sind Aufbauten in den meisten Fällen nicht erlaubt. Grenzen gibt es allerdings bei dieser Art der Immobilien nicht. Gebaut wird, was machbar ist: egal, ob ein repräsentativer Ballsaal, ein Tennisplatz, ein Swimmingpool mit Sprungturm und Spa, ein Weinkeller für Erlesenes oder eine Garage für wertvolle Autos. Dass es dabei um entsprechend große Flächen geht, ist klar, und so kann ein „Keller“ in einem Londonder Nobelviertel schon einmal 900 Quadratmeter haben. „Eisberghäuser“ nennen die Londoner diese Immobilien sehr treffend, da ein großer Teil der „Wohnfläche“ unter der Erde verborgen ist.
Hohe Belastung, hohe Nachfrage
Für die Bewohner der Gegenden, in denen gebaut wird, sind die Belastungen enorm. Die Bauarbeiten dauern im Normalfall relativ lange– oft Jahre–, da es sich um sehr heikle Tiefbauten handelt und auch die Entfernung des Aushubmaterials meist sehr kompliziert ist– in Straßen, in denen die Häuser dicht gedrängt stehen. Beschwerden über Tiefbauarbeiten zählen daher zu den fünf häufigsten Anliegen, die Greg Hands, der konservative Unterhausabgeordnete des Wahlkreises Fulham und Chelsea, auf seinen Tisch bekommt: Alles geht dann doch nicht. So wurde ein Antrag von der Baubehörde abgelehnt, bei dem sogar die Straße unterkellert werden sollte. Dem Eifer der Eigenheimbesitzer tut dies aber keinen Abbruch. Allein in Kensington und Chelsea ist die Zahl der Keller-Anträge von 13 im Jahr 2001 auf 307 im vergangenen Jahr gestiegen. Die Nachfrage hat in den letzten Monaten noch zugenommen, weil viele Hausbesitzer ihren Keller ausbauen wollen, bevor die Bauvorschriften verschärft werden. Doch hier trifft Geld auf Lobbyismus, und so liegen nach Protesten von Baufirmen die Pläne für eine Verschärfung derzeit auf Eis.
Gefragt wäre nun, einen „Sinn für Verhältnismäßigkeit“ zu finden, denn Simon Jenkins, Kolumnist und Vorsitzender der Denkmalschutz-Stiftung National Trust, kam bereits 2011 zu dem Schluss: „Die bescheidenen Reihenhäuser, die den Charakter Westlondons prägen, sind für eine Palastausstattung nicht geeignet.“