Crowdinvesting für Immobilien war vor fünf Jahren noch ein Phänomen. Jetzt hat es sich etabliert. Haben Sie allgemeine aktuelle Zahlen, und auch von Ihrem Unternehmen?
Schneider: Immobilien-Crowdinvesting hat sich in den vergangenen Jahren auch in Deutschland etabliert. Was unsere Plattform BrickVest angeht, können wir uns ebenfalls nicht über mangelndes Interesse beschweren. Wir haben aktuell acht Deals auf unserer Plattform, von denen bereits sechs geschlossen sind.
Unsere ersten drei Deals waren damals aufgrund des großen Interesses bereits in kürzester Zeit geschlossen. Insgesamt wurden so über BrickVest bereits sechs Millionen Euro investiert. Aktuell stehen Anlegern noch zwei Investitionsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir arbeiten aber bereits mit Hochdruck an neuen Deals, die wir in Kürze auch bekannt geben werden.
Was macht Immobilien-Crowdfunding so populär?
Schneider: Die Popularität bei den Anlegern basiert sicher auf der Attraktivität, in Immobilien investieren zu können, ohne eine Direktinvestition in Form eines Kaufes zu tätigen. Zudem ist die Assetklasse „Immobilien“ in Zeiten des Niedrigzinses im Allgemeinen sehr attraktiv und verspricht in der Regel bessere Renditen als alternative Investmentprodukte wie z.B. festverzinsliche Wertpapiere.
Das Immobilien-Crowdinvesting ist in diesem Kontext unter anderem auch deshalb so populär, weil man bereits mit geringen Mindestanlagesummen einsteigen kann. Bei BrickVest sind es gerade mal 1.000 Euro. Diese niedrigen Beträge ermöglichen den Anlegern eine gute Diversifikation des Investitionsportfolios und damit eine entsprechende Risikostreuung.
Gibt es verschiedene Formen von Crowdinvesting?
Schneider: Crowdinvesting ist ganz klar diversifiziert. Grundlegend besteht der Unterschied insbesondere in der Qualität der angebotenen Investitionsmöglichkeiten und der Anlageform. Wir setzen bei BrickVest im Vergleich zu anderen Plattformen vorwiegend auf Eigenkapital anstatt auf Nachrangdarlehen. Somit sind die Anleger zum ersten Mal tatsächlich in Immobilien investiert.
Angebote mit Nachrangdarlehen sind dagegen keine echten Immobilien-Investments, da Anleger kein Eigentum an einer Immobilie erwerben und diese lediglich als Sicherheit des Darlehens zur Verfügung steht. An einer potentiellen Wertsteigerung der Immobilie ist der Anleger mit solchen Produkten nicht beteiligt. Ein weiterer Unterschied ist, dass alle BrickVest-Deals von institutioneller Qualität sind. Immobilien-Crowdinvesting ist so, in dieser Form, bisher einzigartig.
Wie werden die Projekte ausgewählt?
Schneider: Wir arbeiten nur mit Deal-Sponsoren von institutioneller Qualität zusammen. Diese stellen uns ihre Club-Deals vor, und wir suchen uns dann die Deals aus, die unserer Meinung nach ein faires und attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis aufweisen. Zudem überlegen wir uns genau, in welchen Märkten und Sektoren unsere Kunden investieren sollten. In Zeiten des Brexit wäre mir z.B. ein Büroinvestment in London zu riskant.
Auch schenken wir der Objektfinanzierung viel Beachtung, indem wir sicherstellen, dass diese nicht zu aggressiv finanziert sind. So stellen wir sicher, dass unsere Immobilien-Investments auch für eine Abkühlung des momentan sehr heißen Immobilienmarktes gewappnet sind.
Bis zu welcher Größenordnung könnte man sich Immobilien-Projekte in Zukunft vorstellen?
Schneider:Fakt ist, dass die Immobilien-Deals in jedem Fall an Volumen gewinnen werden. Idealerweise liegt die Größenordnung zwischen 2 und 15 Millionen Euro pro Deal. Vereinzelt kann es sogar noch weitaus größere Deal-Summen geben.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung von Immobilien-Crowdinvesting?
Schneider: Die Zukunft des Immobilien-Crowdinvestings liegt ganz klar in der Professionalisierung, Institutionalisierung und weiteren Digitalisierung. Zudem bin ich davon überzeugt, dass auch auf Seiten der großen Deal-Sponsoren und der gesamten Immobilienwirtschaft, die teilweise noch zurückhaltend und skeptisch ist, ein Umdenken stattfinden wird. Wir haben bereits einige etablierte, renommierte Projektentwickler und Deal-Sponsoren für BrickVest gewinnen können. Immobilien-Crowdinvesting kann in den nächsten Jahren zu einer eigenen Assetklasse aufsteigen und zu einer festen Größe unter den Investitionsformen werden.
BrickVest investiert aktuell vermehrt in Forschung sowie Weiterentwicklung seiner Plattform. Welche technischen Neuerungen werden kommen, und wie wird die technische Entwicklung Crowdinvesting verändern?
Schneider: Zurzeit arbeiten wir an einem eigenen Ratingsystem, welches auf Algorithmen basieren wird. Es soll Anfang 2017 für Nutzer unserer Plattform verfügbar sein. Wir wollen nicht nur den Zugang zum institutionellen Immobilieninvestment mit BrickVest demokratisieren, sondern auch Immobilien-Investitionen transparenter machen.
Ziel ist es, dass Anleger mit einem Algorithmen-basierten Risikobewertungsmodell Immobilien-Investitionen nach Risiko klassifizieren können– wie es sonst auch klassische Ratingagenturen tun. Die technologische Entwicklung macht das Immobilien-Crowdinvesting damit Anleger-freundlicher und die Investitionsmöglichkeiten vergleichbarer.
Mit welchen Veränderungen ist in naher Zukunft zu rechnen?
Schneider: Algorithmen, künstliche Intelligenz, Chatbots– alles hochaktuelle und viel diskutierte Technologiethemen. Diese werden zunehmend auch Einzug in die bisher noch recht altbackene Immobilienwirtschaft halten. Denn neben dem neuen Ratingsystem arbeiten wir an einem computergestützten Beraterprogramm für Anleger. Ab Frühjahr 2017 wird es daher auf der BrickVest-Plattform eine automatisierte, Algorithmen-basierte Portfolio-Management-Beratung geben.
Ein Blick in die weitere Zukunft …
Schneider: In fernerer Zukunft sehe ich insbesondere kryptische Währungen auf dem Vormarsch. Die Blockchain-Technologie kann zum absoluten Game Changer für Investments werden. Sie ist bereits dabei, an den Stellschrauben der bisherigen Spielregeln des traditionellen Investmentmarktes zu drehen. Als dezentrale Datenbank macht die Blockchain zumindest schon jetzt den Online-Investmentmarkt wesentlich liquider.
Wir haben unser erstes Blockchain-Patent bereits vor zwei Monaten eingereicht und arbeiten bereits mit einer Beta-Version. Neben dem ökonomischen Aspekt macht die Blockchain-Technologie den gesamten Transaktionsprozess zudem viel Investorenfreundlicher, da alle Prozesse vollautomatisch ablaufen.