Die Kontrahenten
Der Event fand in der City Hall nahe der Tower Bridge vor rund 200 geladenen internationalen Besuchern statt– als einziger Österreicher war Prof. Alfons Metzger unter den Gästen. Die beiden Kontrahenten kannten nicht nur ihre eigene Stadt, sondern auch die des Gegners sehr genau. Londons Bürgermeister Boris Johnson wurde nämlich in New York geboren und Robert K. Steel lebte sechs Jahre in London. Unterstützt wurde Boris Johnson von Tim Campbell, Londons Ambassador for Training and Enterprise, während Robert K. Steel den zweiten stellvertretenden Bürgermeister Howard Wolfson an seiner Seite hatte. So versuchten sie das Auditorium von den Vorzügen ihrer jeweiligen Heimatstadt zu überzeugen.
Der Gewerbeimmobilienmarkt
New York City hat mit rund 400 Millionen Square Feet (37,16 Millionen Quadratmeter) den größten Gewerbeimmobilienmarkt der Welt. Londons Markt ist mit 270 Millionen Squeare Feet (25 Millionen Quadratmeter) weitaus geringer. Die Größe des Marktes alleine macht aber einen Finanzplatz nicht aus, denn die Unternehmen benötigen auch die entsprechenden Mitarbeiter. In diesem Punkt hat London die Nase vorne, wie Johnson betonte: „325.000 Personen sind im Finanzsektor beschäftigt, während es in New York City trotz Wall Street nur 319.000 sind.“ Im Bereich Finanzdienstleistungen hat die britische Hauptstadt in allen Sektoren die meisten Unternehmen– mit Ausnahme von Rechtsanwaltskanzleien.
Internationale Unternehmen und Stadtentwicklungsprojekte
New Yorks Vizebürgermeister Steel: „Die Mieten bei uns sind mit durchschnittlich 66 Dollar pro Square Feet (706 Dollar/m2/Jahr) weitaus erschwinglicher als in London, wo der Durchschnittspreis bei rund 86 Dollar (920 Dollar/m2/Jahr) liegt.“ Selbst Google hat sich in New York angesiedelt und das war das größte Immobilieninvestment in der Geschichte des Internet-Unternehmens. Wenn es aber um die Anzahl der internationalen Unternehmen geht, die seit dem Jahr 2003 diesseits und jenseits des Atlantiks ihre Hauptquartiere errichtet haben, so hat London die weitaus bessere Bilanz. Während es in New York lediglich 33 internationale Unternehmen waren, zog es 189 Firmen an die Themse. Mit der Canary Wharf und Battersea hat die britische Hauptsstadt in den letzten 20 bis 30 Jahren auch bewiesen, welch unglaubliches Entwicklungspotenzial in ihr steckt. Das hat allerdings auch die Stadt New York gezeigt, „die seit den Anschlägen vom 9/11 riesige Entwicklungsschritte gemacht hat“, so Steel.
Womit fahren die Einwohner?
„Als die geografisch weitläufigste Stadt in Europa mit einer Ausdehnung von 650 Square Miles (1.683 Quadratkilometer), als grüne Stadt mit sehr hoher Lebensqualität“ pries Johnson die britische Metropole. Teilweise seien die verschiedenen Stadtgebiete aber schwer zu erreichen, konterte Wolfson, „denn London hat ein veraltetes Transportsystem“. Zudem stünden der Stadt dafür pro Jahr „nur 14 Milliarden Pfund zur Verfügung, während für die Verkehrswege des Big Apple 65 Milliarden Dollar jährlich bereitstehen“. Daher benützen auch mehr Menschen die New Yorker U-Bahn: 1,5 Milliarden seien es jährlich, so Wolfson, gegenüber einer Milliarde in London. Ein Drittel weniger also, was auch die Einwohnerzahl widerspiegelt. Im Big Apple und seinem Umfeld leben rund 22 Millionen Menschen, während es im Einzugsgebiet der britischen Hauptstadt 14 Millionen sind.
Zur Ansage von Johnson, dass London eine Zeitzone zwischen Ost und West sei, meinte Steel, dass seine Stadt „in einer 24 Stunden-Welt lebt und Zeitzonen irrelevant sind“. Selbst das übersichtlich gestaltete Straßennetz von New York City wurde zu guter Letzt von Howard Wolfson noch als Plus für seine Stadt ins Treffen geführt. „Dafür hat Londons Straßensystem mehr Charakter, weil es gewachsen ist“, so die Antwort von Johnson.
Der Sieger der „Battle of the Giants“
Wer der „Gewinner“ der „Schlacht der Giganten“ war, wurde letztendlich vom Publikum durch Aufzeigen ermittelt. Sieger wurde London. Gewinner des Abends war aber auch LandAid, das rund 50.000 Pfund für wohltätige Zwecke einnehmen konnte.
Die Diskussion aus anderer Sicht
Eine Gruppe hat sich auch bereits entscheiden: Laut Wealth Report 2012 von Knight Frank und der Citi Private Bank sind für die Superreichen dieser Erde London, New York, Hongkong und Paris aktuell die bedeutendsten Weltstädte. Den stärksten Bedeutungszuwachs für diesen Personenkreis verzeichnen jedoch die Städte Peking und Shanghai, die in den nächsten zehn Jahren an die Weltspitze rücken werden. Der Wealth Report bestätigt auch die unaufhaltsame Verlagerung von Reichtum zugunsten von Asien und dem pazifischen Raum: In der Region China, Südostasien und Japan gibt es bereits mehr Personen mit einem Vermögen von über 100 Millionen US-Dollar als in Nordamerika bzw. Westeuropa.
Die weltweit größten Unternehmen entscheiden sich auch vermehrt für eine Niederlassung in den boomenden Metropolen Asiens und unterstreichen damit das zunehmende ökonomische Gewicht der Region im weltweiten Wirtschaftsgefüge, wie aus einer Untersuchung von CBRE hervorgeht. Die Studie „Business Footprints“ analysiert die Präsenz der 280 größten Unternehmen in 232 Städten weltweit. Hongkong ist dabei die Stadt, in der die meisten Unternehmen über eine Niederlassung verfügen, Singapur und Tokio folgen. An vierter Stelle liegt London und lediglich auf dem 11. Platz befindet sich New York, was aber an der Größe der Vereinigten Staaten liegt, da Unternehmen über eine Vielzahl von Standortoptionen verfügen. New York ist aber die bedeutendste Business-Location in Nordamerika und gehört mit London zu den „Giants“ unter den Finanzplätzen.