Was den Hamburgern der Planten un Blomen, ist den Australiern der Royal Botanical Garden. Kaum eine Stadt verzichtet heute auf die beliebten Freizeittreffs bzw. „grünen Wohnzimmer“ für die sonst so naturentwöhnten Vollblutstädter, die begeisterten „Jünger“ des Hipsterkults der Generation 2.0 oder für die Bevölkerung älteren Jahrgangs. Stadtparks bieten sowohl Erholung als auch Sportmöglichkeiten sowie eine sonst bei manchen Städtern ohnehin nicht so häufig vorkommende Begegnung mit Fauna und Flora und steigern ganz nebenbei das Wohlbefinden.
Durch Parks ein Drittel mehr Lebensglück
In beinahe jeder Stadt befinden sich heute die für die Psychohygiene so wichtigen Grünzonen. Dass Natur glücklich und ausgeglichen macht, konnten viele Menschen schon immer, zumindest halb bewusst, an sich selbst beobachten. Forscher der University of Exeter fanden nun in einer 18 Jahre dauernden Langzeitstudie heraus, dass urbanes Wohnen die heutige Volkskrankheit Depression sowie Schizophrenie begünstigt und der Umzug in Parknähe zu einem Drittel des Lebensglücks verhilft, das man durch eine Hochzeit verspürt. Diese Erkenntnis ist auch für Stadtplaner und Umweltökonomen von großer Bedeutung, gilt es doch, die Lebensqualität der Stadtbevölkerung zu steigern, um sowohl in ökonomischer als auch in soziologischer Hinsicht eine positive Wirkung zu entfalten. Grünzonen werden wohl auch zukünftig eine entscheidende und im wahrsten Sinne des Wortes „größere“ Rolle in der Stadtplanung spielen. Denn: Grün macht gesund! Und in einigen Städten gibt es bereits Parks gigantischen Ausmaßes. Neben Museen, Bildungseinrichtungen, Cafeterias und Sportplätzen findet man großzügig angelegte Obstgärten, Teiche, wilde Wiesen und bewirtschaftete Felder.
Die teuerste Lage New Yorks
Der bekannteste Park der Welt ist wohl der New Yorker Central Park, der immerhin über 94 Kilometer Fußweg verfügt und jährlich mehr als 20 Millionen Jogger, Inlineskater, Spaziergänger und auch Touristen der ganzen Welt anlockt. Der Blick in grüne Baumkronen ist noch bezahlbar, wenn auch für eine kleiner werdende Gesellschaftsschicht. Denn New Yorks Immobilienpreise rund um den Central Park gehören zu den teuersten der Stadt. Das „grüne Herz“ Manhattans, der Central Park, ist rund 3,5 Quadratkilometer groß und gehört damit zwar zu den Stadtparks größeren Formats, aber bei weitem nicht zu den größten. Diese sind nämlich der Nationalstadtpark Stockholm (27,0 Quadratkilometer), der Londoner Richmond Park (10,0 Quadratkilometer), der Sutton Park in Birmingham (9,0 Quadratkilometer) sowie der Amsterdamse Bos (9,0 Quadratkilometer).
Größter Stadtwald Europas
Die Eilenriede, einer der größten zusammenhängenden Stadtwälder Europas mit mehr als 600 Jahren Geschichte, befindet sich mitten in der Stadt Hannover. Mit 6,5 Quadratkilometern Grünfläche ist sie fast doppelt so groß wie der New Yorker Central Park. Neben der Funktion als Naherholungsgebiet der Stadt Hannover mit einem Wegenetz von 80 Kilometern ist die Eilenriede auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, deren nachhaltige Waldbewirtschaftung größere Kahlschläge verbietet. Früher hauptsächlich als Waldweide und zur Holzgewinnung genutzt, dient die Eilenriede heute auch als „grüne Lunge“ zur Luftverbesserung der Stadt Hannover.
Eisbach und Chinesischer Turm: Münchens Englischer Garten
Deutschland kann aber auch sonst mit gepflegten und außerordentlich großflächigen Stadtparks für mehr Lebensqualität punkten. Der weithin bekannte Englische Garten in München ist nach dem hannoverischen Stadtwald Eilenriede der größte Stadtpark der Nation. Auf 3,7 Quadratkilometern Fläche findet man nicht nur das Wahrzeichen des Parks, den Chinesischen Turm, sondern auch Biergärten mit bis zu 7.000 Plätzen. Neben dem berühmten Eisbach, der von Surfern zum Wellenreiten genutzt wird, schlängelt sich der Schwabinger Bach durch die Parkwiesen, der dank seiner wärmeren Temperaturen auch für ein kurzes Badevergnügen geeignet ist. Innerhalb des 78 Kilometer langen Wegenetzes für Jogger und Spaziergänger ist ein zwölf Kilometer langes Streckennetz für Reiter vorgesehen.
Spielen auf Rollbahnen: Früher Flughafen – heute Stadtpark
Ein Park der besonderen Art ist der Tempelhofer Park in Berlin. Ehemals der Flughafen Tempelhof, ist das Gelände heute ein Vorzeigeprojekt städtischer Umnutzung und Neubegrünung, das 2010 ins Leben gerufen wurde. Die heute noch erkennbaren Rollbahnen sind nun Treffpunkt der Berliner. 3,5 Quadratkilometer Fläche misst der Tempelhofer Park, in dem nicht nur ein Tiergarten und zahlreiche Cafés angesiedelt sind, sondern auch unzählige Open-Air-Veranstaltungen abgehalten werden.
Ökopark Stockholm: Erster Nationalstadtpark der Welt
Trotz ihrer durchaus unbescheidenen Maße wirken diese Stadtparks wie kleine Vorstadtgärten, wenn man sie mit dem schwedischen Stadtpark der Superlative vergleicht. Der Ökopark Stockholm, der 27 Quadratkilometer riesige und weltweit erste Nationalstadtpark, übertrifft alle Erwartungen, betritt man ihn das erste Mal. Er ist viel zu groß und viel zu weitläufig, als dass man ihn an einem einzigen Tag durchwandern könnte. Schließlich erstreckt er sich unter anderem über die Stockholmer Stadtteile Skeppsholmen, Kastellholmen, Ulriksdal, Brunnsviken und den bekannten Djurgården. Der Großteil des Ökoparks ist im Besitz der öffentlichen Hand und beherbergt mittlerweile über 800 Pflanzen- und 1.200 Käferarten. 15 Millionen Besucher jährlich belegen die ungebrochene Popularität des Naturstadtparks. Im Ökopark findet man einerseits erwartungsgemäß Apfelhaine, Parks, Seen, mächtige Eichenwälder, andererseits jedoch auch Wohnsiedlungen, Industriegebiete, die Universität Stockholm, Schlösser und sogar Stockholms Stadtautobahn. Der Ökopark Stockholm vereint Natur und Kultur und soll somit zu einer zukunftssicheren Entwicklung Stockholms beitragen.
Ein Regenwald als Stadtpark
Viel kleiner als der schwedische Ökopark, aber ebenfalls spektakulär ist der kanadische Stanley Park in Vancouver. Große Bekanntheit erlangte der größte Stadtpark Kanadas nicht nur wegen der rund halben Million Bäume, die in dieser ausgedehnten Erholungslandschaft wachsen, sondern auch wegen des legendären Weges entlang des „Seawall“, einer 22 Kilometer langen Ufermauer, die direkt an der English Bay des Nordpazifischen Ozeans entlangführt. Der Stanley Park ist ein 4,04 Quadratkilometer großer Regenwald, der direkt am Ozean und nahe der Innenstadt von Vancouver liegt. Der Stadtpark lockt jährlich mehr als acht Millionen Einheimische und Touristen an.
Wovon wird das Stadtbild der Zukunft geprägt sein? Übereinander verlaufende Autobahnen, nicht enden wollende Hochhäuser, Gärten auf den Dächern? Ganz nach dem Vorbild der großen Stadtparks werden hoffentlich noch weitere Städte den Beispielen von London oder Stockholm folgen. Denn Grün macht glücklich– nicht ganz wie eine Hochzeit, aber immerhin. Und das käme unserer modernen Single-Kultur doch zugute, oder?