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Auslaufmodell Tankstelle

Nicht nur der sinkende Ölpreis stellt die Tankstellen vor große Herausforderungen, sondern auch ein strukturelles Problem. Tankstellen in der heutigen Form sind ein Auslaufmodell. Vor allem werden nicht mehr so viele benötigt – zumindest nicht zum Tanken –, daher sind neue Konzepte notwendig. Die Bandbreite ist groß und eröffnet findigen Geistern neue Geschäftsmodelle abseits der Zapfsäulen-Romantik.

„An der Tankstelle der Zukunft wird Benzin womöglich nicht mehr verkauft werden. Tankstellen in der heutigen Form sind ein Auslaufmodell; es gilt, über neue Formen des ,Auftankens‘ von Energie, Erlebnissen und Events nachzudenken.“ Dieses radikale Statement ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer Studie über die Tankwelten der Zukunft, durchgeführt von der privaten deutschen Universität Witten/Herdecke. Bis wir diese neuen Formen der Tankstellen vorfinden, werden noch viele Liter Benzin aus den Zapfhähnen fließen, aber die Tendenz ist bereits heute erkennbar.

Der Tankstellenmarkt ist im Wandel

Die Ertragsmöglichkeiten aus dem Treibstoffgeschäft werden immer geringer. Der Verbrauch geht zurück, die Kosten und Auflagen für den Betrieb steigen, gleichzeitig sinken die Margen durch den verschärften Wettbewerb der letzten Jahre in Form von Automaten und Diskontern. „Beim deutschen Marktführer Aral macht der Verkauf von Benzin oder Diesel zum Beispiel schon jetzt nur noch 12% des Ertrags aus“, erklärt Wolfgang Schmitzer, Geschäftsführer der SIDE PROJEKT Immobilienmanagement GmbH. Das Unternehmen hat spezielles Know-how und langjährige Erfahrung im Bereich der Entwicklung und dem Management von Tankstellen. (www.side-projekt.at)

500 Tankstellen werden noch schließen

„Das Konzept der herkömmlichen Tankstelle ist nicht überlebensfähig“, ist Schmitzer überzeugt. Mittelfristig würden in Österreich noch weitere 500 Stationen zusperren. Jene, die die Konsolidierungswelle überstehen, müssten ihr Geschäftsmodell überdenken. „Die Tankstelle der Zukunft ist ein Servicecenter für den täglichen Bedarf und hat mit Benzin womöglich gar nichts mehr zu tun“, so Schmitzer. In Österreich geht die Schere der Tankstellen-Formaten immer stärker auseinander: Entweder die Kunden wollen billig tanken (und das geschieht automatisiert) oder sie suchen bewusst eine Tankstelle mit Mehrwert, also ein multifunktionales Dienstleistungszentrum, auf.

Die neuen Funktionen der Tankstelle

Eine Tankstelle von Propel Fuels, einem US-amerikanischen Hersteller von Biotreibstoff, zeigt das jetzt schon vor: An der Servicestation kann das eigene Fahrrad repariert werden, mehrere Info-Bildschirme informieren, wann der nächste Bus fährt, und falls getankt wird, kommt nur Biosprit in den Wagen. Was die neue Tankstelle in der kalifornischen 500.000-Einwohner-Stadt Fresno jedoch besonders macht, ist die Ausstattung abseits der Zapfsäulen. Hier soll es in Zukunft nicht um das Tanken gehen, sondern um eine möglichst umweltfreundliche Fortbewegung.

Höherwertige Gastronomie, Arbeitsmöglichkeiten, Bankservices, verschiedene Formen der Autopflege und -reinigung, Marken-Showrooms und seit Kurzem sogar eine „dr.ive in Ordination“ in Wien-Döbling– die Palette der Dienstleiser ist breit. Die zentrale Lage der Tankstellen hat Regus, ein Anbieter von Bürolösungen, genutzt und diesen einen zusätzlichen Nutzen als „Dritt-Arbeitsplatz“ beschert– Regus hat bei 70 Shell-Tankstellen in Berlin diese räumliche Möglichkeit geschaffen. Alisa Kapic, Country-Manager in Österreich: „Die Kunden suchen einen Arbeitsplatz zwischen Büro und Home-Office. Diese Entwicklung wird für viele Unternehmen immer wichtiger.“ Nicht jeder kann zu Hause aus in Ruhe arbeiten, wenn man zum Beispiel kleine Kinder hat, und manchmal ist der eigentliche Arbeitsplatz zu weit entfernt. „Daher wird es wichtiger, in der Nähe des Wohnorts ein Büro zu haben, in dem man in Ruhe arbeiten kann.“ An der Tankstelle eben.

Strategische Bedeutung am Flaschenhals

Aufgrund der lokal zentralen Lage der meisten Tankstellen wird ihnen eine strategisch-logistisch wichtige Bedeutung zukommen. Der steigende Internethandel zieht eine bei Weitem noch nicht ausgereifte Logistik nach sich, und ähnlich wie bei Strom- oder Telekommunikationsnetzen liegt der Flaschenhals in der letzten Meile. Zwischenlagerflächen, Paketboxen, Abholmöglichkeiten von großen Internet-Retailern (mit oder ohne Personal), Servicestationen von Markenunternehmen (man denke nur an die boomenden Apple- oder Mobilfunk-Shops) etc. werden regional-zentrale Plätze brauchen.

Die neue Mobilität und die Tankstellen

Wie die E-Mobilität die Tankstellen von heute verändern wird, steht noch in den Sternen. Eines aber ist sicher: Sollte sich die E-Mobilität durchsetzen, wird wohl kein Stein auf dem anderen bleiben. Denn Strom kommt aus jeder Steckdose. Das Aufladen kann, muss aber nicht mehr bei eigenen „Tankstellen“ erfolgen. Ladestationen werden sich bei Shoppingcentern, Gasthäusern, Garagen, aber auch im öffentlichen Raum realisieren lassen. Die Veränderungen am Energiemarkt bieten aber auch Vorteile: Stichwort alternative Energien. In diesem Umfeld könnten Tankstellen eine wichtige Rolle spielen, indem sie als Lade- bzw. als Akku-Wechselstation fungieren und eine ganze Palette an alternativen Kraftstoffen anbieten.

Von der Zapfsäule zur Event-Tankstelle

Trotz all dieser Möglichkeiten– oder vielleicht gerade deshalb– stehen Investitionen in Standorte noch viele Unsicherheiten entgegen. Eine Tankstelle, in der Business-Meetings stattfinden, in der Waren des täglichen Bedarf eingekauft werden und die gastronomisch verführt, hat auf jeden Fall mit der nach Benzin stinkenden Verkaufsstelle nichts mehr zu tun. Daher kann sie auch nicht mehr so aussehen. So wie es für Einkaufszentren nicht mehr reicht, Geschäftsflächen anzubieten, werden sich auch Tankstellen zu modernen Einrichtungen mit hoher Aufenthaltsqualität wandeln müssen. Die groß angelegte Studie der Universität Witten/Herdecke spricht sogar von „Event-Tankstellen“, die auch kulturelle Bedürfnisse befriedigen.

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Geschrieben von:

Ferdinand Kalt

Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    16.12.2014
  • um:
    08:43
  • Lesezeit:
    4 min
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