Dass die Covid-Pandemie den weltweiten Wirtschaftslauf umgekrempelt hat, ist allgemein bekannt. Wie sich Corona konkret auf die Immobilienbranche auswirkt, wird jetzt auch empirisch immer klarer belegt. Etwa durch die aktuelle „Global Buyer Survey“ des Immo-Unternehmens Knight Frank – die englische Firma hat Dependancen in 57 Ländern weltweit, auch in Österreich mit dem Partner OTTO Immobilien. Kernaussage des Papiers: Corona hat einen Investitionsstau ausgelöst – der Damm dieser aufgestauten Nachfrage beginnt jetzt zu brechen. Käufer und Investoren wollen Zweitwohnsitze sowie nachhaltige Gebäude in der Stadt – und sie rechnen mit steigenden Preisen.
Nach dem Stau folgt die Dynamik
Seit Ausbruch der Pandemie hat sich die Nachfrage nach neuen Wohnsitzen aufgestaut – dieser sogenannte „pent-up demand“ zeigt sich jetzt in absoluten Zahlen. Jede/r fünfte Befragte sieht es realistisch an, noch im Jahr 2021 einen neuen Wohnsitz zu kaufen bzw. zu beziehen. Dabei liegt die Stadt im Trend: Sieben von zehn Kaufwilligen wollen in den urbanen Raum ziehen (vier von zehn in die Stadt, weitere drei von zehn in den Speckgürtel).
Dabei spielt auch die Wohnform eine Rolle: Weltweit suchen 46 Prozent Investoren nach Einfamilienhäusern („detached homes“), aber auch die Nachfrage nach Wohnungen steigt: von zwölf Prozent im Vorjahr auf mittlerweile 19 Prozent; so viele Kaufinteressierte suchen Apartments. Knight Frank sieht hier eine Nachfrage-Schere aufgehen: Einerseits gibt es den Wunsch nach mehr Wohnfläche, andererseits einen Bedarf an kleinen Wohneinheiten im Stadtzentrum.
„Greener Living“ wird und darf mehr kosten
Der Wunsch nach Nachhaltigkeit ist kein Lippenbekenntnis mehr, sondern schlägt sich in konkreten Zahlen nieder. Die „Buyer Survey“ nennt mit 84 Prozent einen Spitzenwert, was die persönliche Befindlichkeit betrifft: So viele Befragte nennen die Energieeffizienz (Stichwort erneuerbare Energie) als wichtigen Faktor für das künftige Eigenheim. Dass das in der Errichtung mehr kostet, wird einkalkuliert: Ein Drittel der Käufer ist bereit, mehr zu bezahlen – wenn das Heim dafür „grüner“ und energieeffizienter wird. Das macht sich später bezahlt – für 28 Prozent der Befragten ist eine spätere Wertsteigerung durch nachhaltiges Bauen von Relevanz.
Apropos Wertsteigerung: Zwei Drittel der weltweit befragten Hausbesitzer und Investoren rechnen schon im laufenden Jahr mit einer Wertsteigerung ihrer Immobilie. Die Spannweite reicht dabei von ein bis neun Prozent. Weltweit zeigt die Studie eine Wertsteigerung von Wohnhäusern um vier Prozent.
Expatriates und ihr Zeitwohnsitz zu Hause
Knight Frank beleuchtet in der „Buyer Survey“ auch die Situation von Expatriates, also gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften, die im Ausland arbeiten. Der Trend zeigt: Vor allem Expats, die zu Beginn der Pandemie im asiatischen Raum gearbeitet haben, investieren jetzt in Immobilien ihrer Heimat. Nicht nur, um langen Lockdowns zu entgehen, sondern auch, um näher bei der Familie zu sein (wie 36 Prozent der Expats sagen) und um in ihrem Heimatland eine höhere Lebensqualität zu genießen (24 Prozent).
Dieser internationale Ausblick zeigt auch: Während die Eurozone die Niedrigzins-Politik weiterfährt, stehen andere Währungsregionen vor einem langsamen, aber steten Zinsanstieg. Knight Frank sieht den US-Dollar zum Euro in zwei Jahren bei 1 USD zu 1,40 Euro – der „schwache“ Euro wird demnach zum Lockmittel für internationale Käufer, in Europa (und damit in Österreich) zu investieren.
Mehr zur Studie von Knight Frank
Knight Frank vermittelt nicht nur Immobilien, das Unternehmen berät auch Investoren und erarbeitet Studien zum internationalen Immobilienmarkt. Die „Global Buyer Survey 2021“ wurde unter knapp 1.000 Investoren bzw. Käufern in 49 Ländern durchgeführt.
Den kompletten Report gibt es hier (englisch): https://www.knightfrank.com/research/article/2021-08-25-moving-plans-global-buyer-survey-2021.