Entertainment und Kasinos bescherten der Stadt, die mitten in der Wüste errichtet wurde, einen schnellen Aufstieg. 550.000 Einwohner hat die größte Stadt im US-Bundesstaat Nevada heute und mit dem Einzugsgebiet sind es zwei Millionen. Las Vegas verkörperte wie nur wenige Städte in den USA den amerikanischen Traum. In den Jahren 2002 bis 2004 wurden in Las Vegas im privaten Immobiliensektor Renditen von bis zu 50% pro Jahr erzielt. Es gab in dieser Zeit im Durchschnitt 3.000 Objekte am Markt, jedoch 12.000 Käufer. Viele „Glücksritter“ und Spekulanten nutzten diesen Trend, um praktisch ohne Eigenkapital eine oder mehrere Immobilien zu erwerben, um sie nach zwei Jahren wieder abzustoßen.
Von der Krise hart getroffen
Dann kam die Wirtschaftskrise, die durch einen Bankenskandal ausgelöst wurde. Die fetten Jahre waren vorbei und sind es weiterhin, denn kaum eine andere Stadt spürt die Wirtschaftskrise so stark. Die klassischen Kurzurlauber aus den USA bleiben aus, Bauprojekte, nicht nur der Wohnbau, wurden gestoppt und werden in absehbarer Zeit nicht mehr aufgenommen. Die Immobilienpreise in der Wüstenstadt sind in den letzten zwei bis drei Jahren teilweise zwischen 55 und 60% abgesackt. Einbrüche dieser Art sind für einen Österreicher fast unvorstellbar. Mittlerweile sind die durchschnittlichen Preise einer Las-Vegas-Immobilie auf dem Stand von 1995 angelangt, nämlich bei 113.000 Dollar. Und die Stadt ist noch nicht am Ende angekommen: Der Markt für neue Las-Vegas-Eigenheime brach im 1. Quartal 2011 zusammen– und zwar um 31% gegenüber der Vorjahres-Periode. Am stärksten waren die Developer im Süden betroffen– in Mountain’s Edge oder Southern Highlands–, die einen Absatzrückgang von 43% zu verbuchen hatten. Die ortsansässigen Makler sprechen von der größten bisherigen Krise des Immobilienmarktes in Nevada, die sich noch durch eine Arbeitslosenrate von fast 16% verschärft, und von der höchsten Zahl an Zwangsvollstreckungen in Nevada, und da hauptsächlich in Las Vegas. Viele Siedlungen stehen zu großen Teilen leer und verkommen immer mehr.
Weitere Probleme
Las Vegas, die Stadt mitten in der Wüste, könnte aber noch weitere Probleme bekommen. Zwar sind die Immobilienmakler der Meinung, der Markt werde sich wieder bessern, aber vielleicht wird ein allgemeiner Trend übersehen: der Trend zur Nachhaltigkeit. In einer Stadt, die bar jeder ökologischen Verantwortung aus dem Wüstenboden gestampft wurde, könnte auf absehbare Zeit das Interesse nachlassen. Ohne brachialen Energieaufwand ist die Stadt nicht zu beleben und wenn man die Energiepreise in den letzten Jahren betrachtet, dann sieht das nicht gut aus für Las Vegas. Auch die Investoren sind vorsichtig geworden, selbst wenn jetzt die Zeit für Schnäppchenjäger wäre. Nur wer will ein Schnäppchen, bei dem die Gefahr besteht, dass es auf absehbare Zeit ein solches bleibt, denn es stellt sich die Frage: Was muss passieren, damit Las Vegas wieder aufblüht?
Wie geht’s weiter?
Was muss in der US-Wirtschaft passieren, damit eine Zwei-Millionen-Metropole, die mitten in der Wüste steht und auf Entertainment und Casinos aufgebaut ist, wieder „hip“ wird und die Gäste in Massen anzieht? In der aktuellen Wirtschaftslage werden die US-Kurzurlauber weiterhin ausbleiben, denn der wirtschaftliche Aufschwung in den USA kommt am unteren Ende der Gesellschaft nicht an. So sind rund 44 Millionen US-Bürger auf die Nutzung von Lebensmittelmarken angewiesen, um über die Runden zu kommen. Das entspricht rund 14,3% der Bevölkerung. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert um 11,6% angestiegen. Es wird vermutet, dass Las Vegas die Stadt mit der höchsten Obdachlosenanzahl in den USA ist. Sie wird auf bis zu 100.000 geschätzt und stellt im Vergleich zur Einwohnerzahl der Stadt ein enormes Problem dar. Die größten Arbeitgeber sind die Glücksspielindustrie und der Tourismus, dann die Behörden der Stadt mit 20.000 Angestellten– wie alle amerikanischen Kommunen schwer überschuldet. Aufwand und Kosten für die Errichtung der Hotels werden auch immer höher– zuletzt investierte die MGM-Mirage-Gruppe rund 7,4 Milliarden US-Dollar in das im Dezember 2009 eröffnete CityCenter Las Vegas. Die Hotels zu betreiben wird immer aufwendiger und teurer und diejenigen, die kommen sollen, werden weniger und geben, wenn sie kommen, weniger aus. Wie es sich für die Glücksspielmetropole gehört, warten alle auf das Ende der Pechsträhne.