Wie viele Projekte hat ZBI derzeit in Österreich?
Christian Reißing: Aktuell haben wir fünf Neubauprojekte in Österreich, es kommen allerdings demnächst noch zwei weitere dazu. In Summe stehen wir derzeit bei rund 1.600 Wohneinheiten, die wir in Österreich im Auftrag unserer Anleger managen und entwickeln. Diese Projekte werden innerhalb des Publikumsfonds „UniImmo: Wohnen ZBI“, der schwerpunktmäßig in Deutschland und Österreich investiert, entwickelt. Mit rund fünf Milliarden Euro Fondsvermögen ist er einer der größten offenen Publikumsfonds im Segment Wohnen in Europa.
Wer ist im Fonds investiert?
Christian Reißing: Es handelt sich um einen Publikumsfonds, in dem im Wesentlichen Kleinsparer investiert sind. Deshalb sind wir stark auf Sicherheit ausgerichtet. Die Neubauprojekte, die wir kaufen beziehungsweise errichten, sind für die langfristige Mietwohnraumbewirtschaftung vorgesehen. Die ZBI Gruppe ist das Kompetenzzentrum „Wohnen“ von Union Investment.
Welche Projekte kaufen oder entwickeln Sie in Österreich?
Filip Rosa: Es sind Objekte mit überwiegend wohnwirtschaftlicher Nutzung, die wir zum einen als Forward-Deals erwerben und aktiv bis zur Fertigstellung begleiten; zum anderen sind wir auch verstärkt an Grundstücken interessiert. Bisher haben wir hauptsächlich Forward-Funding-Deals akquiriert, werden aber in Zukunft auch vermehrt in die Eigenentwicklung gehen. Wir kaufen die Grundstücke, machen diese dann baureif und errichten die Wohnbauten.
Christian Reißing: Die Neubauprojekte, die wir entwickeln, sind für den Fondsbestand in unserem Portfolio. Wir haben aktuell ein Entwicklungsvolumen über alle Fonds hinweg von rund 1,2 Milliarden Euro, verteilt auf etwa 4.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten. Wir wollen weiterwachsen und sehen insbesondere in Österreich viele Chancen.
Filip Rosa: Für viele deutsche Fonds ist Österreich meistens nur eine Beimischung im Portfolio. Bei uns stellt sich das anders dar. Ein Drittel unseres Projektvolumens befindet sich in Österreich. Da sind aber die beiden zukünftigen Projekte, die Christian Reißing bereits angesprochen hat, noch gar nicht dabei.
Wieso hat Österreich eine so prominente Stellung?
Christian Reißing: Zunächst einmal ist Österreich eine gute Diversifikation, und die Einstiegsfaktoren sind attraktiv. Wir haben eine höhere Verzinsung, und der große Vorteil ist, dass wir im Vergleich zu Deutschland von der Baukostenentwicklung weniger tangiert werden. In Österreich kann man aktuell im Schnitt rund 20 bis 30 Prozent günstiger zu bauen als in Deutschland.
Filip Rosa: Zudem sind die Behördenwege schneller. Wir konnten sehr positive Erfahrungen mit den Behörden in Österreich sammeln. Wenn wir in Deutschland zum Beispiel in den Gestaltungsbeirat gehen, so ist das ein langwieriger Prozess. In Österreich kommen wir rasch mit einem für alle Beteiligten positiven Produkt heraus. Tatsache ist: Da wir Mietwohnungen schaffen, sind wir in den Städten gerne gesehen.
Christian Reißing: Wir glauben zudem, dass die Mieten in den Landeshauptstädten – im Kontext der Attraktivität von Metropolen – noch nicht ihr Maximum erreicht haben, und sehen daher für die nächsten Jahren gute Perspektiven. Das gilt nicht nur für Wien, sondern auch für andere österreichische Städte.
ZBI kauft ja nicht nur in Wien.
Filip Rosa: Wir haben außer in Wien auch bereits Projekte in Linz und Graz im Entwicklungsportfolio. Für uns sind aber auch andere Landeshauptstädte und auch andere spannende Regionen ein Thema, wie zum Beispiel Villach oder Wiener Neustadt. Es sind zwar kleinere Städte, aber sie sind in ein sehr interessantes Umfeld eingebunden.
Kommen für ZBI neben Wohnimmobilien auch andere Projekte infrage?
Christian Reißing: Nein. Alles, was mit dem Schwerpunkt Wohnen zu tun hat, ist unser Metier. In diesem Bereich bringen wir auch unsere Kompetenz ein.
Wie schätzen Sie die aktuellen Entwicklungen ein?
Christian Reißing: Es gibt im Augenblick eine Situation mit vielen Unsicherheitsfaktoren. Aber wir gehen davon aus, dass im ersten Halbjahr 2023 insbesondere im Bereich der Baukostenentwicklung Licht am Ende des Tunnels erkennbar sein wird. Es wird sich die Projektentwicklerseite noch ausdünnen. Jetzt ist die Zeit der eigenkapitalstarken Investoren. Das ist für uns eine Chance, das Entwicklungsportfolio weiter auszubauen.
Filip Rosa: Wir wollen diese Chance nutzen und – wie schon erwähnt – neben der Entwicklung über Forward-Deal- oder Joint-Venture-Strukturen vermehrt in die Eigenentwicklung gehen, aus der wir ja kommen. Wir stellen fest, dass wieder mehr Angebote von Marktteilnehmern auf den Tisch kommen, die ihre Projekte unter den jetzigen Marktgegebenheiten nicht umsetzen und auf diesem Weg einen zügigen Exit suchen. Ich bin überzeugt, dass wir in Österreich gute Karten haben.
Christian Reißing: Wir haben es geschafft, uns in den letzten Jahren einen guten Namen zu machen, weil wir mit den lokalen Unternehmen und Behörden stets partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Aufgrund unserer Entwicklerkompetenz können wir komplexe Entscheidungen fundiert und zügig treffen. Und wir sind mit unseren Mitarbeitenden direkt ansprechbar und vor Ort. Das ist sicherlich ein Grund, warum wir auch in Österreich erfolgreich unterwegs sind.