1. Die Stadt
Die Stadt wächst und damit wird es eng! Großstädte wie Wien kommen mit dem Bau von Wohnungen kaum nach. Die Widmung von Bauland dauert zu lang. Die Assetklasse Wohnimmobilien boomt. Bleibt dann aber die Stadt lebenswert, wenn die Infrastruktur nicht mit weiterentwickelt wird? Verdichtung in den innerstädtischen Gebieten ist die Herausforderung. Denkmalschutz, Widmung und Bauordnung schützen Substanz, die nicht optimal auf die modernen Anforderungen in Sachen Energie und Raum passen.
2. Leistbares Wohnen
2/3 gefördert 1/3 freifinanziert – so heißt eine der Antworten der Stadt Wien auf die Frage. Doch Preisregulierung kann auch zu einem Rückzug der Investoren führen und damit zu einer Angebotsverknappung. Der soziale Wohnbau in Wien ist als Modell über die Jahrzehnte hinweg erfolgreich gewesen. Jedoch sind mittlerweile viele soziale Wohnungen zweckentfremdet. Für den freifinanzierten Markt bedeuten die neuen Regulierungen enorme Unsicherheit. Wie wird z.B. das Veräußerungsverbot in der Praxis gehandhabt werden? Was passiert nach der Wien-Wahl?
3. Die Mobilitäts- und Infrastrukturanforderungen der Zukunft
Verkehrstechnisch sind viele Großstädte bereits jetzt an ihren Grenzen. In den letzten 10 Jahren ist der Motorisierungsgrad der Wiener Haushalte um mehr als 10% gesunken. Die Bauordnung hat schon mit einer Erleichterung in Sachen Stellplätze reagiert. Gleichzeitig haben aber die erhöhten logistischen Anforderungen durch Onlinehandel enorm zugenommen. Wie wird sich die Mobilität und das Verkehrsaufkommen in den nächsten Jahren entwickeln? Was bedeutet das für die Immobilie? Welche Services sollten bereitgestellt werden für Elektromobilität, Carsharing usw.?
4. Baupreise
Die Baupreise haben sich explosionsartig nach oben bewegt. Die intensive Bautätigkeit, die Konsolidierung der Baubranche und immer wieder auch die Knappheit entscheidender Ressourcen sind die Ursachen. Subunternehmen sind knapp und verhandeln aus einer starken Position heraus. Noch ist die Investorennachfrage hoch, auch die Preise sind gestiegen und das Bauen lohnt sich. Wenn sich diese Situation jedoch verändert – z.B. durch eine Zinsänderung – könnte das Geschäft für Bauträger und Developer unrentabel werden. Was dann?
5. Bauprojekte modernisieren
Prozessoptimierung in allen Phasen des Bauprozesses wird ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Zu viel Zeit wird verschwendet, zu viel gestritten, zu viel zu spät oder unzureichend entschieden. Immer noch ist die Bau- und Immobilienbranche in ihren Prozessen ungenau. Verschwendung kann jedoch mit der Anwendung von Lean-Prinzipien verbessert werden. Dazu braucht es auch eine Veränderung in der Kultur der Zusammenarbeit. Misstrauen soll durch Respekt ersetzt werden. Kooperation und Transparenz sin notwendig um den Bauprozess zeitgemäß zu machen. Funktionale Ausschreibung konzentrieren sich auf das gewünschte Ergebnis. Gemeinsam aus Fehlern und Erfolgen lernen – das ist die große Herausforderung.
6. Vorfertigung und Modul-Bau
Durch Vereinheitlichung und die Einhaltung gemeinsamer Standards kann eine enorme Effizienzsteigerung erzielt werden. Das ermöglicht eine Steigerung des Vorfertigungsgrades und den modularen Bau. Daten sind dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Toleranz für Abweichungen fällt weg – BIM kann helfen. Ob es ganze Gebäudemodule über Land transportiert werden, oder ob vorgefertigte Wände auf der Baustelle zusammengeschraubt werden, gilt es im Einzelfall zu entscheiden. Wichtig dabei: Individualität und Qualität müssen durch die verwendeten Systeme gewährleistet sein.
7. Digitalisierung
Die Digitalisierung ist enorm vorangeschritten. Momentan orientieren sich die Bau- und Immobilienunternehmen eher an Insellösungen, bzw. an der Integration von Proptechs. Daraus entsteht aber eine Schnittstellenproblematik. Die Systeme kommunizieren nicht ausreichend. Dabei gibt es noch jede Menge Potential z.B. im Einsatz von BIM, KI und Plattformen. Die Geschwindigkeit des Wandels in allen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen macht es notwendig, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Daneben darf aber nicht auf die Weiterentwicklung der eigenen Dienstleistungen und die Kundenorientierung vergessen werden. Die entsprechende Kultur muss ebenfalls gefördert werden.
8. Fachpersonal und Motivation
Die richtigen MitarbeiterInnen zu finden und für das Unternehmen und die Leistungen zu begeistern, ist eine immer größere Herausforderungen. Junge Menschen müssen für die Bau- und Immobilienwelt gewonnen werden.
9. Neue Arbeitswelten
Das neue Arbeiten ist in der Berufswelt nicht mehr nur Schlagwort. Viele praktische Umsetzungen zeigen den Nutzen. Die Veränderungen schreiten fort und es gilt am Puls der Zeit zu bleiben.
10. Klimaziele
Die wichtigste Herausforderung unserer Zeit bildet doch das Schlusslicht der Top 10 der Bau- und Immobilienbranche. Das liegt u.a. daran, dass viele strenge Normen sowieso schon zu beachten sind. Nachhaltigkeit ist Teil jedes Projekts, sei es durch Energieeinsparungsmöglichkeiten im Betrieb, oder sei es der Einsatz unbedenklicher Baustoffe. Immer noch werden aber zu viele schädliche Substanzen verwendet und im Bau und in der Immobilie Energie verschwendet. Komfort schlägt Klimaschutz in der Prioritätenliste vieler Nutzer.
Mit uns diskutiert haben:
- Johannes Endl, Geschäftsführer, ÖRAG Immobilien Vermittlungs-GmbH
- Marc Guido Höhne, Geschäftsführer, Drees & Sommer
- Andreas Holler, Geschäftsführer BUWOG Group
- Alexander Kopecek, Vorstand, Wien 3420 Aspern Development AG
- Andreas Köttl, CEO, value one holding AG
- Michael Pech, Vorstand, ÖSW AG
- Roland Pichler, Geschäftsführer, DWK Die Wohnkompanie GmbH
- Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter Immobilien, Flughafen Wien
- Ronald Sirch, Leitung Vermarktung, KALLCO BAUTRÄGER GMBH
- Georg Spiegelfeld, Geschäftsführer, Spiegelfeld Immobilien GmbH
- Herwig Teufelsdorfer
- Peter Christian Ulm, CEO, 6B47 Real Estate Investors AG
- Gernot Wagner, Geschäftsführer, Porr Design & Engineering GmbH
- Weiteren Input von Stephan Barasits, Geschäftsführer der WSE