Rückblick MIPIM 2024: Wie sich der Markt verändert

Die MIPIM war dieses Jahr weniger von Deals geprägt, sondern viel mehr eine Basis, um sich über neue Entwicklungen und Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft zu informieren. Hier noch einmal die wesentlichen Aspekte einer Messe, auf der ein Blick in die kommenden Jahre geworfen wurde.

Fotocredit: Pressmaster

Die 1990 gegründete MIPIM bringt die einflussreichsten Akteure aus allen Bereichen der internationalen Immobilienbranche zusammen. Sie bietet einen fast schon konkurrenzlosen Zugang zu der größten Anzahl von Entwicklungsprojekten und Kapitalquellen weltweit. Die MIPIM hat sich als größtes Event für die Immobilienbranche etabliert, wenngleich sie nicht unumstritten ist), schreibt die Beratungsgesellschaft PWC in einem Kommentar. Obwohl die Teilnehmerzahl 2024 das Vorjahresniveau nicht erreicht hat, war die MIPIM auch heuer wieder ein wichtiger Treffpunkt und eine bedeutende Business-Plattform für die internationale Immobilienbranche. In den vier Tagen drehte sich alles um Trends, Innovationen und Investments, aber auch um die Herausforderungen in der Branche. Dass anders als in den Boomjahren keine rechte Partystimmung aufkommen wollte, dürfte neben den geopolitischen Unsicherheiten auch am veränderten Zins- und Konjunkturumfeld gelegen haben. 

Dass die MIPIM 2024 weniger besucht war als vor einem Jahr, sagt auch Marius Schöner, Head of EMEA Residential Operator Division, CBRE Investment Management. Gleichwohl scheint der Tiefpunkt erreicht zu sein. Allerdings fehle noch immer Kapital für Core-Investments. In anderen Assetklassen wie Wohnen zeichne sich jedenfalls zunehmend ab, wo die neuen Marktpreise liegen werden. Aus CBRE-Sicht sei 2024 ein gutes Jahr, um Investments in Wohnimmobilien zu tätigen.

Zarter Optimismus und Zuversicht

Durchaus optimistisch zeigt sich auch Sven Olaf Eggers, Vorstand der AIF Kapitalverwaltungs-AG. Nach seiner Einschätzung hat die MIPIM 2024 zarten Optimismus und Zuversicht für die Zukunft vermittelt, da sich die Immobilienwirtschaft erkennbar aus ihrer Schockstarre gelöst hat. Positiv stimmt ihn, dass insbesondere ausländische Investoren schon wieder den deutschen Markt sondieren und mit klaren Vorstellungen nach passenden Partnern sowie dem passenden Produkt suchen. Dabei seien nicht nur Core-Produkte gefragt, sondern es gehe auch um selektives Investieren in Assets mit Potenzial und attraktivem Rendite/Risiko-Profil.

Ein Forum, um sich über Themen auszutauschen

 Dennoch war die MIPIM in diesem Jahr weniger ein Treffpunkt, um über Deals oder Transaktionen zu sprechen oder solche anzubahnen, sondern vor allem ein Forum, um sich über andere Themen wie beispielsweise ESG auszutauschen, sagt Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland. Dazu passen die Ausführungen von Jan Bewarder, Vorstand bei der REM CAPITAL AG: „Nicht das Wort ‚Krise‘ haben wir am häufigsten gehört, sondern das Wort ‚Transformation‘.“ Gemeint ist der Weg der Immobilienwirtschaft zur CO2-Neutralität. Deshalb ist für ihn als Fördermittelberater klarer als je zuvor: Ohne zielgerichtete Fördermittel werde das nicht funktionieren. Laut Bewarder ist die Förderlandschaft in den vergangenen Jahren erheblich komplexer geworden, und die aktuelle Situation der Neubauförderung ist mehr Katastrophe als Herausforderung.

Ein sich verändernder Markt

 In vielen Diskussionsrunden sei es um die Herausforderungen eines sich verändernden Markts gegangen – zwischen steigenden Baukosten und den „neuen“ Renditen bei Gewerbeimmobilien, sagt Thomas Beyerle, Head of Research bei Catella Investments. Der Immobilienexperte verwies darauf, dass die Europäische Zentralbank sich ja bekanntlich nicht in die Karten schauen lasse, wenn es um die Zinssenkung gehe. Da könnten die Marktvertreter noch so sehr von „Juni 2024“ ausgehen.

Neue Möglichkeiten

Durchwegs war zu hören, dass der Markt beginnt, sich mit einer neuen Ära höherer Zinsen zu arrangieren. Insgesamt seien die Aussichten für Immobilien in den nächsten Jahren aufgrund der klareren Geldpolitik etwas optimistischer, wobei sich vor allem an der Schnittstelle zwischen Immobilien und Infrastruktur Möglichkeiten ergeben würden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Energiewende, Kommunikation und Daten, sagt Lisette van Doorn, CEO des Urban Land Institute (ULI) Europe.

2024 – das Jahr der "zweiten Hälfte"

Das Jahr 2024 dürfte ein „Jahr der zwei Hälften“ werden, da sich die Handelsbedingungen für globale Immobilien in der zweiten Jahreshälfte verbessern werden, so die führenden Stimmen auf der diesjährigen MIPIM in Cannes. Aber was bedeutet das für die einzelnen Sektoren? Während Anlageklassen wie der Einzelhandel und die Büroimmobilien in den nächsten Jahren strukturelle Reformen durchlaufen werden, waren Betriebsimmobilien wie Hotels einer der wenigen Lichtblicke auf der Fachmesse. Neben der Hotellerie scheint das Sentiment für die Logistik nach wie vor gut zu sein. Die Stimmung in der Branche sei besser als erwartet, insbesondere für einzelne Nutzungsklassen wie Logistik & LEH, betont Andreas Freier, Geschäftsführer GRR Real Estate Management GmbH. Die internationale Perspektive zeige Unterschiede, aber auch Parallelen auf und liefere damit wichtige Impulse für mögliche Weiterentwicklungen im Retail-Markt Deutschland. Freier berichtete über einen sehr effizienten Messeverlauf mit zahlreichen wirklich guten Terminen.

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  • Erschienen am:
    29.03.2024
  • um:
    06:00
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Geschrieben von:

Karl-Heinz Goedeckemeyer

Karl-Heinz Goedeckemeyer ist Real Estate Investment Analyst und Freier Autor in Frankfurt am Main.

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