Das Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern ist 2024 um 2,4 Prozent auf rund 2,2 Billionen Euro gesunken. Damit war der Rückgang sogar noch kräftiger als die 1,3 % im Jahr davor. Mit Ausnahme von Irland und Portugal war die Bauwirtschaft in sämtlichen Euroconstruct-Ländern schwächer als die Gesamtwirtschaft. Dafür verantwortlich war wie im Jahr zuvor vor allem der Hochbau und dabei in erster Linie der Wohnbau. »Wie im Vorjahr wirkten sich auch 2024 die anhaltend hohen Bau- und Finanzierungskosten dämpfend aus, wenngleich sich die Finanzierungsbedingungen bereits leicht verbesserten«, erklärt WIFO-Experte Michael Weingärtler. Deutlich besser geht es dem europäischen Tiefbau, der sich dank öffentlicher Investitionen in die Infrastruktur expansiv entwickelte und in den 19 Euroconstruct-Ländern um 1,1 % auf 480 Milliarden Euro zulegte. Mit einem Anteil von 22 % am Bauvolumen insgesamt konnte damit der Rückgang im Hochbau aber nur teilweise abgefedert werden.
Sanfter Turnaround
2025 dürfte laut Euroconstruct auch für die Bauwirtschaft ein Jahr der zumindest leichten Erholung werden. Dabei profitiert die Branche von der prognostizierten gesamtwirtschaftlichen Erholung in den 19 Euroconstruct-Ländern von durchschnittlich + 1,5 %. »Die Stabilisierung der Baukosten sowie die zu erwartenden weiteren Leitzinssenkungen der EZB dürften die Finanzierungsbedingungen verbessern und damit die Nachfrage beleben«, so Weingärtler. Regional stark wachsen wird das Bauwesen in Ostmitteleuropa aufgrund des Aufholbedarfs im Wohnbau und unterstützt durch EU-Fördermittel für den Tiefbau, stark um voraussichtlich 3,5 % expandieren. Die deutlichste Expansion der Bauproduktion erwartet Euroconstruct mit + 4,6 % aber für die skandinavischen Länder. »Dies kann als Rebound-Effekt zu den Einbrüchen in den Vorjahren interpretiert werden«, erklärt Weingärtler. Allein in den Jahren 2023 und 2024 schrumpfte die Bauproduktion in der nördlichen Ländergruppe um knapp 14 %. Dämpfend wirken hingegen ausgerechnet die Big 5. In Frankreich und Deutschland wird es auch 2025 zu einem leichten Rückgang kommen. Deutlich negativer wird sich die Entwicklung in Italien auswirken. Euroconstruct rechnet mit einem Minus von 5 %, geschuldet vor allem der Rücknahme von Subventionen im Wohnbau, insbesondere im für Italien wichtigen Renovierungssegment.
2026 und 2027 sollte die Bauwirtschaft in den 19 Euroconstruct-Ländern um 1,8 % bzw. 1,7 % wachsen. Wachstumsregionen bleiben der skandinavische Raum sowie Ostmitteleuropa. Die Big 5-Länder werden dagegen weiter etwas hinterherhinken.
Fokus Österreich
Im Jahr 2024 setzte sich die Krise in der österreichischen Bauwirtschaft fort, es gab aber auch erste Anzeichen einer Stabilisierung. Zwar lag der Beschäftigtenstand um rund 10.000 niedriger als in den Boomjahren 2016–2022, dafür flachten aber die Produktionsrückgänge ab. »Die Umfrageergebnisse des WIFO-Konjunkturtests zeigten zuletzt keine weitere Schrumpfung der Bauproduktion an, und die Lageeinschätzungen verharrten auf einem niedrigen, aber stabilen Niveau«, so Weingärtler. 2025 wird mit einem Plus von 0,4 % mit einer Seitwärtsbewegung gerechnet. Im besonders krisengebeutelten Wohnungsneubau sind nur noch leichte Rückgänge zu erwarten. »Vor diesem Hintergrund dürfte Österreichs Bauwirtschaft 2026 um 1,6 % und 2027 um 0,9 % wachsen«, so Weingärtler.