Weitere Erhöhung der Kategoriemieten

Obmann Gerald Gollenz: "Die in kürzester Zeit durchgeführten drei Erhöhungen haben damit zu tun, dass 2020 und 2021 diese Wertanpassungen nicht durchgeführt wurden."

Fotocredit: www.gollenz.com

Aktuell steht wieder eine Verteuerung der Wohnkosten an. Das ist die dritte Erhöhung innerhalb der letzten sieben Monate und es trifft die Mieterinnen und Mieter. Grund für die Teuerung ist aber „keine willkürliche Mieterhöhung, wie sie manchmal kolportiert wird, sondern die gesetzliche Wertanpassung“, betont Gerald Gollenz, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder Steiermark: „Eine Teuerungskeule, die zuschlägt oder eine Preisexplosion, wie in einer Aussendung der AK zu lesen war, ist die typische Propaganda. Wir lehnen solche Aussagen ab, da sie nur dazu dienen, die Menschen zu verunsichern.“ 

Der Grund, warum die Wertanpassung im laufenden Jahr so kräftig ausfällt und bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde, liegt darin, dass diese Pandemie bedingt drei Jahre aufgeschoben wurden. Die zwei bereits erfolgten Erhöhungen waren die Nachzügler für 2020 und 2021, die aktuelle ist dem Jahr 2022 zuzurechnen. „Wir haben uns immer gegen eine Aufschiebung der Anpassungen ausgesprochen, weil es das Problem in die Zukunft verschiebt“, sagt Gerald Gollenz: „Jetzt ist natürlich ein schlechter Zeitpunkt für eine dreifache Anpassung, da diese in eine wirtschaftlich sehr schwierige Zeit fallen.“ Dass die Eigentümerinnen und Eigentümer von vermieteten Wohnungen – laut AK – Übergewinne machen, ist schlichtweg falsch. Sogar das Gegenteil ist der Fall, wie Johannes Wild, Fachgruppenobmann der Immobilien-und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Niederösterreich erklärt: „Viele private Vermieter führen schon aus Angst von Leerstehungen und sozialer Rücksicht keine Erhöhungen durch. Es besteht ja keine Verpflichtung zur Anpassung! Daran sollten sich staatliche und gemeinnützige – rund 50 % aller Mietwohnungen – ein Beispiel nehmen.“ 

Davon sei man tatsächlich weit entfernt, meint Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder Wien. Bei der Mietanpassung darf nicht übersehen werden, dass diese die gesetzlich preisgeregelten Mieten, Kategorien oder Richtwerte betrifft. Hier gibt es die Gemeindewohnungen, die auch nach dem Richtwert vermietet werden, die geförderten Mietwohnungen, die ebenfalls gesetzlich preisgeregelt sind und dazu kommen knapp 70 Prozent privaten oder gewerblichen Mietwohnungen die ebenfalls einer gesetzlichen Preisreglung unterliegen. Damit sind über 80 aller Mietwohnungen in Österreich gesetzlich preisgeregelt. Das sollte auch die Arbeiterkammer wissen. 

Nun zu den privat bzw. gewerblichen Mietwohnungen: „Das sind Mietwohnungen, die die ohnehin günstig bis sogar sehr günstig vermietet werden, je nachdem wie lange das Mietverhältnis schon besteht“, erklärt Michael Pisecky. Damit gibt es auch von privater bzw. gewerblicher Seite einen wesentlichen Beitrag zum leistbaren Wohnen.  

Tatsächlich wohnen nur knapp 30 Prozent der Mieter im gewerblichen Bereich in Wohnungen mit freier Mietzinsvereinbarung. Im freien Mietzins, hier sind die Mieten oft höher, es handelt sich aber auch um neuern, hochwertigen Wohnraum mit geringen Energiekosten werden die Vermieter sehr vorsichtig mit den Mieterhöhungen umgehen damit ihre Mieter in den Wohnungen bleiben können. Einen Leerstand möchte keine Vermieter und einen neuen Mieter finden ist sicher schwer. „Wo hier eine Mietpreis-Explosion, wie bereits die letzten beiden Anpassungen in diesem Jahr bezeichnet wurden, zu finden ist, bleibt rätselhaft“, so Michael Pisecky. 

In diesem Zusammenhang machen die Fachgruppenobmänner noch auf ein weiteres Problem aufmerksam, das in den nächsten Jahren zu einem Dauerbrenner werden könnte, da auch bisher keine wirkliche Regelung beziehungsweise Lösung gefunden wurde. Die Richtwertmiete, wie sie auch in den Gemeindebauten in Wien angewendet wird, ermöglicht keinesfalls Investitionen in den Wohnbauten und Wohnungen, wie sie auf Grund des Klimawandels und der Dekarbonisierung erforderlich sind. „Wenn wir also die Mieten für bereits begünstigte Mieterinnen und Mieter nicht anpassen würden, erhöhen sich die Forderungen nach Unterstützung aus öffentlichen Mitteln für die Umrüstung der Heizsysteme“, erklärt Johannes Wild: „Leistbar darf nicht zu nicht mehr beheizbar führen!“ 

„Wir sollten in Zukunft nachdenken wie wir die enormen Investitionen in thermischer Sanierung und Umrüstung der Heizsysteme bewältigen. Die Nutznießer, wir alle im Sinne des Klimas und wirtschaftlich vor allem die Mieterinnen und Mieter, die auf Grund der Erneuerungen weniger Energiekosten zu tragen haben, müssen dazu beitragen. Da ist zumindest die Wertsicherung der Mieteinnahmen die Unterkante“, plädiert Johannes Wild.  

Gerald Gollenz appelliert zum Schluss: „Wir müssen alle dazu beitragen, um die Energiewende zu schaffen. Den einzelnen Menschen, die Unterstützung brauchen, muss individuell geholfen werden. Nicht mit der Gießkanne für alle Mieterinnen und Mieter das Wohnen billiger machen und dafür ist die Substanz bald nicht mehr erhaltbar! Es ist mir auch nicht klar, warum gerade in herausfordernden Zeiten von Seiten der AK Missgunst geschürt wird, anstatt die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.“

Meistgelesen in den letzten 7 Tagen:

Artikel

14.04.2024 06:30

Gerhard Popp

Willkommen zu einem Gespräch mit Vincent Prenner, dem Senior-Projektmanager bei teamgnesda

Wir hatten das Vergnügen, ein Gespräch mit Vincent Prenner, dem Senior-Projektmanager bei teamgnesda, zu führen. Er teilt seine Erfahrungen und gibt Einblicke in seine Karriere und die Immobilienbranche.

JETZT LESEN
Views: 4039
Lesezeit: 2 min
0

Artikel

16.04.2024 06:00

Roman Grüssmer

Warum Liebe auf den ersten Blick entscheidend ist – auch beim Hauskauf!

Obwohl das Traumhaus derzeit für viele außer Reichweite zu liegen scheint, vertrete ich die Meinung, dass durch Flexibilität, ein tiefes Verständnis für Nachhaltigkeit und einen strategischen Blick auf den Immobilienmarkt das perfekte Zuhause für jede Familie erreichbar ist.

JETZT LESEN
Views: 3740
Lesezeit: 3 min
0

Artikel

19.04.2024 06:00

Dominik Zöhrer

Die Zinsfalle der Zentralbanken: Gefangen zwischen Inflation und Hilflosigkeit

In der komplexen Welt der Finanzen spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Zinsen. Neben der Geldpolitik der Zentralbanken und der Fiskalpolitik der Regierungen sind auch die allgemeinen Finanzbedingungen (Financial Conditions) von großer Bedeutung.

JETZT LESEN
Views: 1845
Lesezeit: 4 min
0
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    15.11.2022
  • um:
    12:30
  • Lesezeit:
    4 min
  • Aufrufe:
    88
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten
Rückfragekontakt

Bitte erst um die Kontaktdaten zu sehen.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 15/2024

Wir Gratulieren RE/MAX Austria zu erreichten 20 Punkten!

Platz 2

Platz 3