Dieser Standort in Wien Hernals war über ein Jahrhundert lang eine innovative Produktionsstätte für Mikroskope. Das funktionale Industriegebäude aus den 1960er Jahren beherbergte auf vier Geschossen Produktion und Verwaltung. Nach der Verlagerung der Produktion nach Deutschland entschied sich Leica Microsystems GmbH, ein Unternehmen des weltweit führenden Konzerns im Bereich Biowissenschaften und Diagnostik, Danaher Corporation, das Gebäude in ein führendes Zentrum für Life Sciences umzuwandeln. Zudem sollten drei weitere Tochterunternehmen von Danaher dort angesiedelt werden.
Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Innovation
Für den Auftraggeber kam ein Neubau zu keinem Zeitpunkt in Betracht sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht: „Mit der Sanierung konnten wir unsere 124 jährige Tradition am Standort in Hernals fortschreiben, massiv Emissionen vermeiden und aus einer soliden Gebäudesubstanz eine bessere Umweltbilanz schaffen“, so Michael Mullen, Projektinitiator und Geschäftsführer von Leica Microsystems Österreich. Ein weiterer Vorteil besteht darin, „dass eine Sanierung schrittweise durchgeführt werden kann.“ Das bietet im Gegensatz zu einem Neubau die Möglichkeit, Investitionen zu staffeln und Flexibilität zu gewinnen.
Leica hat sich der Nachhaltigkeit verpflichtet: „Wir müssen unsere Emissionen messen und kennen, um sie effektiv reduzieren zu können. Nach der Sanierung sind unsere Energiedaten nun im Detail verfügbar und wir können so jederzeit nachjustieren. Das rundumsanierte Haus bringt unseren Teams optimale Arbeitsbedingungen und verringert gleichzeitig unsere CO2 Emissionen um 40 Prozent“, erklärt Mullen.
Strukturelle Herausforderungen meisterhaft gelöst
Mit der Neugestaltung und umfassenden Sanierung wurden REISINGER KUTSCHER beauftragt. Die Planerinnen behielten die Bausubstanz der 1960er Jahre bei und integrierten die neuen Bereiche Forschung und Entwicklung, Produktmanagement, Applikation, Verkauf und Service.
REISINGER KUTSCHER standen vor der Aufgabe, die Bausubstanz den modernen Anforderungen anzupassen. „Wir mussten vorweg prüfen, ob die bestehenden Strukturen den neuen Belastungen standhalten können“, erklärt Doris Kutscher, „da im Gebäude medizinische Geräte mit großen Gewichten zum Einsatz kommen“. Nach erfolgreicher Prüfung der Tragfähigkeit begann die Entkernung des Gebäudes, wobei die tragenden Bauteile erhalten blieben.
Flexibilität durch moderne Architektur
Die offene Skelettstruktur ermöglichte größtmögliche Flexibilität in der Raumaufteilung, sodass für jedes der drei Tochterunternehmen individuelle Lösungen geschaffen werden konnten. Auf insgesamt 3400 Quadratmetern entstanden Büros, Arbeits- und Forschungsräume ganz nach den Wünschen des Auftraggebers.
„Es war uns wichtig, die großen Fensterflächen zu erhalten, um viel Licht in die Räume zu bringen“, sagt Rita Reisinger. Die Büros und Labore sind entlang der Fensterfronten angeordnet und durch Mittelgänge erschlossen. Die teils in Holz ausgeführten Trennwände mit Glaselementen erlauben den Lichtdurchfluss bis in die zentralen Bereiche. „Die Farbgestaltung in Weiß, Beige und Eiche Natur schafft eine ruhige Arbeitsatmosphäre, während Möbel in den Logofarben der Unternehmen Akzente setzen“, ergänzt sie.
Investition in zukunftsweisende Technologien
Um die Räume vor Überhitzung zu schützen, wurde ein außenliegender Sonnenschutz angebracht. Die thermische Sanierung und eine Photovoltaikanlage, die etwa 60% des Strombedarfs abdeckt, steigern zudem die Nachhaltigkeit des Gebäudes. Zusätzlich wurden E-Ladestationen für PKW und Fahrräder im Innenhof errichtet.
Showroom: Ein Fenster zur Welt der Wissenschaft
Im Erdgeschoss öffnet sich das Gebäude mit einem einladenden Showroom, der durch seine Glasfassade das städtische Umfeld miteinbezieht. Dieser Ausstellungsraum bietet Einblicke in die neuesten Entwicklungen der Biowissenschaften und dient als kommunikative Schnittstelle zwischen Forschung und Öffentlichkeit.
Die Planerinnen hinter dem Projekt
Rita Reisinger und Doris Kutscher, die Architekturschaffenden hinter diesem Projekt, sind seit mehr als 20 Jahren auf die Sanierung und Neugestaltung von Gebäuden spezialisiert. Mit einem Fokus auf Wiederverwertung und Aufwertung von bestehenden Bausubstanzen realisierten sie zahlreiche Bauprojekte im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Seit Juni 2024 führen sie ihre langjährige Zusammenarbeit unter der gemeinsamen Marke REISINGER KUTSCHER fort und setzen damit ein starkes Zeichen für nachhaltige Architektur in der modernen Stadtplanung.