Die zunehmende Monotonie unserer Innenstädte ist das Ergebnis der Übermacht des stationären Handels der letzten 30 Jahren. Überwiegend große Handelsketten, multinationale Marken und globale Franchiseunternehmen bevölkerten die Innenstädte und verdrängten andere städtische Funktionen und ihre Akteure. Schließlich machte diese Tendenz viele Deutsche Städte unattraktiv und monoton: Handelsstraßen wurden generisch und austauschbar.
Nun bedroht der boomende E-Commerce den stationären Handel immer stärker. Denn Online-Shopping ist schnell mal zwischendurch erledigt, ob zu Hause auf dem Sofa, unterwegs zum Büro oder in der Mittagspause. Und in puncto Auswahl und Service unschlagbar. Heute bestellt, morgen geliefert. Kein nerviger Stau, keine Parkplatzsuche, kein hektisches Herumrennen von Kaufhaus zu Kaufhaus. Um überleben zu können, braucht der Offline-Handel dringend neue Perspektiven.
Einen großen Vorteil hat der stationäre Handel gegenüber dem Online-Handel: das sensorische Erlebnis. Und genau hier setzt retail in transition an und denkt Stadt neu: „Einkaufen, Arbeiten, Leben, Genießen und alles auf sinnvolle Art miteinander zu verbinden. Das ist die Chance des Handels gegen die Online-Übermacht, das Rezept gegen die Monotonisierung der Stadt.“, so Caspar Schmitz-Morkramer, Gründer und Geschäftsführer der Architekturmarke caspar. Die passgenaue Brille aus dem 3D-Drucker, die eigene Müsli-Mischung zusammenstellen und probieren, das eigene Parfüm kreieren – der Laden muss zum Medium werden, als Ort der interaktiven Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Mensch und Marke. Etablierte Marken brauchen also den stationären Handel, weil er ihren Online-Vertrieb sinnvoll ergänzen kann. Man spricht vom Omni-Channel-Effekt. Das reine Anbieten von Ware hat ausgedient.
Solche innovativen Geschäftsmodelle werden mit einem cleveren Neuarrangement kombiniert: Die Fläche für den Handel wird reduziert. Und mehr Raum geschaffen für Kultur, Leben oder Produktion. In den Laufzonen wird aufgrund der Nachfrage an Geschäfte vermietet, in den Etagen darüber wird qualitätvolles Wohnen und Arbeiten subventioniert. Etablierte Marken könnten daneben ganzheitliche Erlebnisse bieten, wie John Cloppenburg – Mitglied der Unternehmensleitung von Peek & Cloppenburg – es in einem der vielen Interviews im lab report formuliert.
Mit retail in transition gibt caspar. Einblicke in seine städteplanerische Arbeits- und Gedankenwelt. Und nimmt die Leser mit auf eine Reise in die Stadt der Zukunft.
Alles Utopie? Nein, sondern fassbare, naheliegende Lösungen, die das ForschungsTeam caspar.esearch weltweit gesammelt und ausgewertet hat – von Shanghai über New York bis Berlin.
Hinweis Der lab report wird auch zum kostenlosen Download angeboten auf www.caspar.archi/esearch
ÜBER: caspar. ist ein international arbeitendes Architekturbüro mit Sitz in Köln, Düsseldorf und Hamburg. Entstanden aus dem 2004 gegründeten Büro meyerschmitzmorkramer, zählt das von Caspar Schmitz-Morkramer und Christoph Wolf geleitete Unternehmen heute rund 80 Mitarbeiter und entwickelt zukunftsweisende Projekte. Caspar Schmitz-Morkramer wurde international bekannt für den Umbau und die Sanierung der mehrfach ausgezeichneten Abtei Michaelsberg in Siegburg. Das Büro entwickelt sowohl Lösungen für Neubauten als auch Umnutzungsideen für Bestandgebäude und innenarchitektonische Konzepte. Die aktuellen Projekte von caspar. reichen von städtebaulichen Planungen, Wohngebäuden, Büros und Einzelhandel bis hin zu Kulturbauten. Die Arbeit von Caspar Schmitz-Morkramer wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt. Darunter der renommierte MIPIM Award 2018, in der Kategorie Best Hotel & Tourism Resort und der MIPIM Special Jury Award für die Abtei Michaelsberg.