Zur Einstimmung hielt Anna-Vera Deinhammer eine Keynote, die unter anderem die Vor- und Nachteile der Omnibus-Verordnung 2025 und deren Relevanz für Bestandssanierungen behandelte. Zudem ging der kurze Vortrag auch auf die Themen Sanierungsstandards und Berichtspflichten sowie die Problematik von zu niedrigen Sanierungsraten ein. Im Anschluss tauschten sich die Expert:innen auf dem Podium unter der Moderation von Rainer Nowak über die Zukunftsfähigkeit der Bestandssanierung aus. Ferner stellen sie sich die Frage, ob und wie der Gebäudebestand zukunftsfähig gemacht und gleichzeitig wirtschaftlich attraktiv gestaltet werden kann und wie der Spagat zwischen Effizienz und Wirkung gelingen kann.
Das informative Diskussionsformat, welches nun bereits zum vierten Mal stattfand, hat sich in der Branche etabliert. Hiervon zeugten die knapp 200 Besucher:innen, die sich zur Veranstaltung in das Kunden- und Verwaltungszentrum der BUWOG in der Rathausstraße eingefunden hatten. Zu den zahlreichen Gästen aus Wirtschaft, Bau- und Immobilienbranche zählten etwa Markus Engerth (Unternehmensbereichsleitung Österreich & Vorstandsmitglied Strabag), Daniela Witt-Dörring (Partnerin bei WEBER & Co.), Sandra Bauernfeind (Geschäftsführerin Heimat Österreich), Karina Schunker (Geschäftsführerin EHL Wohnen), Gregor Puscher (Geschäftsführer Wohnfonds Wien), Franz Panwinkler (Geschäftsführer UBM Development) und Sne Veselinović (Architektin).
Nachhaltige Bestandssanierung: zukunftsfähig, innovativ, wirtschaftlich!
Eine Vielzahl der Gebäude, die wir im Jahr 2050 bewohnen werden, sind bereits gebaut. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Gebäudesektors für das Erreichen der Klimaschutzziele ist die nachhaltige und energetisch hochwertige Sanierung des Gebäudebestands ein entscheidender Hebel, um CO₂-Emissionen zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und die Energieeffizienz maßgeblich zu verbessern.
Doch so einfach wie es klingt, ist es nicht. Eine Umsetzung der notwendigen Sanierungen und Erfüllung der entsprechenden Quoten sind unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nur schwer möglich – politische Zielsetzung und wirtschaftliche Realisierbarkeit gehen hier weit auseinander. Während die regulatorischen Ambitionen hoch sind, bleiben diese ohne einer wirtschaftlichen Darstellbarkeit unter Fair-Value-Bedingungen wirkungslos. Sentiments des Abends sind neben dem Einverständnis darüber, dass der Gebäudebestand saniert werden muss, auch die Appelle an die Politik. So sind sich die Podiumsgäste einig, dass es funktionierende Rahmenbedingungen braucht, um wirksame Anreize für die Bestandssanierung zu schaffen. Benötigt wird vor allem eine zukunftsfähige Umbauordnung, die den Bestand nicht hemmt, sondern rechtlich, technisch und wirtschaftlich tragfähige Entwicklungen ermöglicht.
Kevin Töpfer ist überzeugt, dass Sanierungen und Umstellungen auf nachhaltige Energieversorgung in Bestandsobjekten ein enormes Wirkungspotenzial darstellen. „Wir sehen uns als Teil der Lösung: Für uns bedeutet nachhaltige Bestandssanierung Verantwortung zu übernehmen, sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen, die in unseren Gebäuden leben, aber auch für den langfristigen Werterhalt unserer Immobilien. Der Weg zum klimaneutralen Wohnungsbestand wird maßgeblich davon abhängen, dass regulatorische und gesetzliche Vorgaben mit sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Machbarkeit in Einklang gebracht werden.“
Ähnlich sieht es auch Peter Engert und hebt hervor: „Nachhaltige Bestandssanierung ist ein wichtiger Schritt, um leistbares Wohnen über gesenkte Betriebskosten zu realisieren. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass Sanierung auch für Bestandshalter wirtschaftlich sinnvoll sein muss. Das geht, wenn Aufstockung, Verdichtung, Anbau möglich gemacht wird und wirtschaftliche Vorteile bringt." Anna-Vera Deinhammer fügt hinzu: „Die nachhaltige Bestandssanierung ist kein technisches Detailthema mehr, sondern ein systemischer Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele – europäisch wie national. Doch ohne konsistente regulatorische Vorgaben, verlässliche Finanzierungsmodelle und eine praxisgerechte Umsetzung auf kommunaler Ebene bleibt sie weit hinter ihrem Potenzial zurück.“
Ursula Schneider blickt aus künstlerischer Sicht auf das Thema und ist der Meinung: „Unsere Welt und die Anforderungen ändern sich kontinuierlich. Sanieren und weiterbauen ist ein Gesamtpaket: mit Respekt vor dem Alten die Zukunft im Blick haben.“
Die nächste „BUWOG im Gespräch“-Veranstaltung findet im Herbst 2025 statt.