Der Marktbericht 2022 H1 analysiert regionale Unterschiede auf verschiedenen Ebenen. So variiert nicht nur die Anzahl an Zwangsversteigerungen nach Bundesland stark, sondern auch bezüglich der Einwohnerdichte verschiedener Regionen. Weiterhin werden saisonale Schwankungen des Gesamtvolumens von Zwangsversteigerungen betrachtet und in Relation mit der Gesamtzahl an Zwangsversteigerungen gesetzt. Weiterhin wurden Analysen bezüglich des Meistgebotes bei Objekten durchgeführt, für die das Meistgebot in der Ediktsdatei Österreich veröffentlicht wurden. Auch die durchschnittliche Streuung der Verkehrswerte wird nach Objekttypen aufgeschlüsselt und analysiert. Dabei werden auch erhebliche regionale Unterschiede nach Objekttyp und Region sichtbar.
Geschäftsführer Thomas Mahn beobachtet ein gleichbleibend hohes Interesse an Zwangsversteigerungen und betont die Besonderheiten des österreichischen Marktes. “Österreich ist das einzige Land in der DACH-Region, in dem Daten zu Meistgeboten von Zwangsversteigerungen veröffentlich werden. Analysen dieser Daten eröffnen wertvolle Einblicke in den Markt für Zwangsversteigerungen in Österreich. Dass Meistgebote im Durchschnitt rund 146 % des angesetzten Verkehrswertes betrugen, verdeutlicht die hohe Bewertung von Immobilien am Markt. Auch wenn nicht zu erwarten ist, bei Zwangsversteigerungen den Zuschlag unter dem Verkehrswert zu erhalten, bieten Zwangsversteigerungen dennoch weiterhin eine interessante Alternative gegenüber dem klassischen Immobilienkauf.”
Die Kernerkenntnisse zusammengefasst:
Im 1. Halbjahr 2022 fanden 405 Zwangsversteigerungen in Österreich statt. Damit sank die Anzahl um rund 6 % im Vergleich zur ersten Hälfte des Vorjahres.
Im Januar lag die Anzahl der terminierten Versteigerungen mit 88 Objekten am höchsten, während sie im Februar (54 Termine) und Juni (57 Objekte) am niedrigsten lag.
Besonders im Osten (Bundessländer Niederösterreich und Steiermark) fanden viele Zwangsversteigerungen statt. Die höchste Anzahl an Zwangsversteigerungen pro 100.000 Einwohner wies mit Abstand Niederösterreich auf, gefolgt von Kärnten und der Steiermark.
Einfamilienhäuser und Grundstücke machten zusammen etwa 56 % aller Zwangsversteigerungen aus, gefolgt von Eigentumswohnungen.
Bei Grundstücken war das Meistgebot prozentual zum Verkehrswert mit 194 % mit Abstand am höchsten. Mehrfamilienhäuser (121 %) und Eigentumswohnungen (123 %) hingegen erzielten im Durchschnitt ein geringes Meistgebot in Relation zum festgesetzten Verkehrswert. Gewerbeobjekte wurden durchschnittlich sogar unter dem angesetzten Verkehrswert verkauft (70 %).
Im Vergleich zum Jahr 2021 war das Meistgebot bei fast allen Objekttypen ein geringerer Prozentsatz des Verkehrswertes. Besonders drastisch war der Rückgang der Prozentzahl bei Grundstücken (rd. -39 %) und sonstigen Objekten (rd. -38 %). Nach Bundesländern war der Rückgang besonders im Burgenland (rd. 30 %), in Niederösterreich (rd. -26 %) und im Vorarlberg (rd. -24 %) sehr hoch.
In Oberösterreich war der Abstand zwischen Meistgebot und Verkehrswert mit rund 430 Tsd. € im Durchschnitt am größten, gefolgt von Vorarlberg (rd. 410 Tsd. €). Schlusslichter waren Salzburg (rd. -22 Tsd. €), Kärnten (rd. -17 Tsd. €) und das Burgenland (rd. -5.000 €), wo Meistgebote im Durchschnitt unter dem angesetzten Verkehrswert lagen.
Rund 26 % aller Objekte mit veröffentlichtem Meistgebot wurden unter dem angesetzten Verkehrswert versteigert.
Gewerbeobjekte (rd. 1.03 Mio. €) und Wohnhäuser (rd. 576 Tsd. €) waren im Durchschnitt die teuersten Objekttypen. Gefolgt wurden sie von Mehrfamilienhäusern (rd. 418.200 €), Einfamilienhäusern (rd. 271.700 €) und Eigentumswohnungen (rd. 265.200 €).
In den Bundesländern Tirol und Kärnten waren Eigentumswohnungen im Durchschnitt am teuersten, während Einfamilienhäuser in Wien und Vorarlberg im Durchschnitt den höchsten Verkehrswert aufwiesen.
Das Gesamtvolumen der Versteigerungsumsätze im 1. Halbjahr 2022 lag bei rd. 113,46 Mio. € (1. Halbjahr 2021: rd. 110,32 Mio. €).