Globaler Immobilienmarkt-Ausblick: Suche nach Sicherheit in unsicheren Zeiten

Von Timothy Bellman – Global Research Strategist, Invesco Real Estate. Bei Ausbruch dieser Krise erschienen die fundamentalen Rahmenbedingungen der globalen Immobilienmärkte weitgehend robust.

In den meisten Städten und Sektoren war die Nachfrage ausreichend hoch, um das moderate Neuangebot zu absorbieren. Wir hatten in rund 80% der von uns weltweit regelmäßig beobachteten Markt-Sektor-Kombinationen (mit Ausnahme des Einzelhandels) mit einem zumeist leicht nachlassenden Mietpreisanstieg gerechnet. Inzwischen tun wir das nicht mehr. Angesichts der wirtschaftlichen Lockdowns und der Tatsache, dass sich viele Mieter im Krisenmodus befinden, werden sich die Marktmieten jetzt vermutlich erst dann wieder stabilisieren oder steigen, wenn die Pandemie überwunden ist und sich die Wirtschaft nachhaltig stabilisiert hat.

In Europa und Nordamerika blieb das Transaktionsvolumen nach Beginn der Krise zunächst relativ hoch, da viele bereits weit fortgeschrittene Deals wie geplant abgeschlossen wurden. In jüngster Zeit ist es aber vermehrt zu Verzögerungen, Absagen oder Repricings gekommen.  Dieser  Trend dürfte sich noch weiter verstärken. Den aktuellen RCA-Daten zufolge lag das Transaktionsvolumen in Nordamerika bis zum 10. April um nur 5% unter dem Wert des gleichen Vorjahreszeitraums. In Europa betrug der Rückgang 24%. Dabei wird es kaum bleiben. Im asiatisch-pazifischen Raum ist das Transaktionsvolumen im Vergleich zu 2019 um 60% eingebrochen. Bislang gibt es in dieser Region auch kaum Hinweise auf eine Normalisierung der Transaktionstätigkeit. Im kommenden Quartal dürften die Entwicklungen in anderen Regionen den Vorgaben aus der Region Asien-Pazifik folgen.

Sollte die COVID-19-Krise von relativ kurzer Dauer sein, wäre auch eine relativ schnelle Erholung denkbar, auch wenn die Wirtschaftsaktivität das Vorkrisenniveau vermutlich zunächst noch nicht wieder erreichen würde. Sollte die Krise länger andauern oder es eine zweite Infektionswelle geben, dürften die Folgen erheblich gravierender sein. Kurzfristig sieht eine umsichtige Investmentstrategie für Immobilienanlagen in beiden Fällen ähnlich aus, mit drei zentralen Themen:

Die zentralen Themen

  • „Cash is King“ – Liquidität im Fokus. Der Schwerpunkt sollte auf einem umsichtigen Cashflow-Management liegen – durch effizientes Einziehen der Miete, eine gute Mieterbetreuung, das Vorhalten hoher Liquiditätsbestände, die Aufrechterhaltung der Vermietungsquoten und die Minimierung diskretionärer Betriebsausgaben.

  • „Care for Capital“ – „Kapitalpflege“. Eine häufige Kommunikation mit den Investoren ist unerlässlich; außerdem sollten sowohl auf Objekt- als auch auf Portfolioebene genau auf die Kreditvereinbarungen geachtet, Stresstests durchgeführt und das Niveau der langfristigen Fremdfinanzierung niedrig gehalten werden.

  • „Chancen identifizieren und nutzen“. Wenn – vor allem durch Marktverwerfungen, Stress oder Notlagen – in Sektoren mit guten langfristigen Aussichten Qualitätsobjekte zu günstigen Konditionen an den Markt kommen, werden wir investitionsbereit sein. Eines, was wir aus früheren Abschwüngen  gelernt haben, ist, wie wichtig es ist, handlungsbereit zu sein, bevor absehbar ist, wann der zyklische  Tiefpunkt erreicht sein wird. Ist erst einmal  klar, dass die Talsohle erreicht ist, dürfte die günstige Gelegenheit verstrichen sein.

Wozu lässt sich mit Blick auf die Zukunft etwas sagen? Zu langfristigen Trends. Trotz oder vielleicht aufgrund der aktuellen Ungewissheiten scheint angebracht, sich auf eine Handvoll klarer Teilmarkt-/Teilsektorkombinationen zu konzentrieren, die sich langfristig überdurchschnittlich entwickeln und stabilere Immobilienwerte aufweisen dürften und in denen sich bei einer Neubewertung bessere Chancen ergäben. Es gibt viele Immobilienthemen, die sich aus strukturellen technologischen und demographischen Trends ergeben. Drei Sektor-Beispiele mit wohl weltweiter Relevanz sind:

Drei Sektor-Beispiele

  • Industrie-/Logistikimmobilien haben zuletzt eine starke Outperformance verzeichnet und dürften sich auch weiter überdurchschnittlich entwickeln (die Nachfrage ist weiterhin robust, die Lieferketten werden neu ausgerichtet, künftig könnte stärker auf eine lokale Produktion gesetzt werden und der E-Commerce ist noch weiter gestärkt worden).

  • Büroimmobilien an erstklassigen CBD-Standorten und in Innovations-/Life-Sciences-Hubs waren in den letzten zehn Jahren die Gewinner in diesem Sektor (klare Outperformance, möglicher Anstieg der Fläche pro Mitarbeiter – dieser könnte zwar durch vermehrte Homeoffice-Tätigkeiten kompensiert werden, in innovativen Branchen aber vermutlich eher nicht).

  • Wohnimmobilien könnten kurzfristig durch schwächere Haushaltsfinanzen belastet werden, sollten längerfristig aber robust bleiben  (könnten sich im Abschwung als resilienter erweisen, da Vermietungsquoten gewahrt werden können, Mieterumzüge weniger wahrscheinlich sind und die meisten Mieter hochwertiger Immobilien weniger von Arbeitslosigkeit und Einnahmenverlusten betroffen sind – allerdings könnten säumige Mieter von potenziellen neuen gesetzlichen Mieterschutzbestimmungen profitieren).

Ohne COVID-19 wären der Klimawandel und die Resilienz gegenüber Klimaherausforderungen die zentralen Themen unserer Global House View für H1 2020  gewesen. Dieses Thema ist in den letzten Wochen zwar in den Hintergrund gerückt, ist aber weiterhin relevant. In den nächsten zehn Jahren wird eine umfassende Berücksichtigung des Klimawandels in Immobilienstrategien und der Ausführung objektspezifischer Maßnahmen weiterhin höchste Priorität haben. In diesem Zusammenhang könnte eine Lehre aus der COVID-19-Krise auch sein, wie wichtig Resilienzstrategien mit Blick auf die potenziell erheblichen Risiken des Klimawandels sind.

Fazit

Die COVID-19-Krise ist ein beispielloses Ereignis. Die Pandemie hat die Weltwirtschaft in den Ausnahmezustand versetzt. Mit einer typischen Rezession haben wir es hier nicht zu tun. Bis Ausmaß und Dauer der Krise klarer sind, lässt sich auch wenig über Ausmaß und Dauer des Abschwungs oder die Form der anschließenden Erholung sagen. Vermutlich wird der Verlauf nicht rund um die Welt identisch sein.

Ungeachtet der unterschiedlichen Anlagetypen sind Immobilien immer eine langfristige Anlageklasse. In der langfristigen Betrachtung stammt die Gesamtrendite aus weltweiten börsennotierten Immobilienanlagen und Immobilien-Direktanlagen zu 53% bzw. 80% aus den Mieteinnahmen1. Im Nachgang der Corona-Krise, in einer Phase anhaltend niedriger Inflationsraten, Zinsen und Wachstumsraten, dürfte die generell durch Mietverträge abgesicherte Ertragsrendite aus Immobilien für Investoren sehr attraktiv sein.

Invesco

Rotenturmstraße 16-18, 1010 Wien

Noch keine Beschreibung vorhanden.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

11.09.2025

REIWAG erneut als Leitbetrieb Austria zertifiziert – Ein Zeichen nachhaltiger Unternehmensführung

Die erneute Zertifizierung als Leitbetrieb Austria unterstreicht die herausragende Position der REIWAG Facility Services GmbH in der österreichischen Wirtschaftslandschaft. Diese Auszeichnung, die nur an maximal 200 Unternehmen in Österreich vergeben wird, bestätigt einmal mehr den nachhaltigen Unternehmenserfolg und die vorbildliche Unternehmenskultur des Facility-Service-Spezialisten.

08.09.2025

Ländliche Baustrukturen als Ressource gegen urbane Wohnungsengpässe

Die wachsende Wohnungsnot in städtischen Regionen steht in starkem Kontrast zum Gebäudebestand auf dem Land, der vielerorts leer steht. Während in Großstädten viele Menschen hohe Mieten für begrenzten Raum akzeptieren, bleiben in ländlichen Gemeinden ganze Anwesen unbewohnt. Dort verlangt das Unterhalten alter Häuser viel Aufwand, die Immobilien verfallen schleichend und erzeugen hohe Kosten, sowohl finanzieller als auch ökologischer Art. Der Fokus sollte sich daher stärker auf den Umgang mit vorhandener Bausubstanz richten, statt auf immer neue Bauprojekte zu setzen.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    09.05.2020
  • um:
    13:00
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Keine weiteren Inhalte in dieser Pressemappe.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 36/2025

Wir Gratulieren EHL Immobilien Gruppe zu erreichten 24 Punkten!

EHL Immobilien Gruppe

Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien

EHL Immobilien ist einer der führenden Immobiliendienstleister Österreichs und auf Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie Investment spezialisiert. Das Spektrum reicht von Immobilienvermittlung über Immobilienbewertung, Asset- und Portfolio Management bis zu Market Research und Investmentberatung. Die exklusive Partnerschaft mit dem globalen Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate sichert der EHL-Gruppe ein globales Netzwerk und Markt Know-how in 23Ländern.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

ARE Austrian Real Estate GmbH

Trabrennstraße 2B, 1020 Wien

Mit einem Portfolio von 582 Bestandsliegenschaften und rund 35 Projekten in Entwicklung zählt die ARE Austrian Real Estate zu den größten österreichischen Immobilienunternehmen. Eine ihrer Kernkompetenzen ist die Entwicklung zukunftsweisender Stadtteile und Quartiere mit durchdachter Infrastruktur. Bei der Bewirtschaftung ihres breitgefächertes Portfolio an erstklassigen Büro-Objekten setzt die ARE auf kontinuierliche Bestandsoptimierung und individuelle Nutzungskonzepte mit bestmöglichem Service für ihre Kund*innen. Höchste Nachhaltigkeitsstandards und das Bekenntnis zum Klimaschutz stehen dabei stets im Zentrum des Wirtschaftens.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3