Unter dem Motto "Neue Wege - Neues wagen - Gemeinsam Barrieren überwinden" trafen sich 200 Interessierte aus unterschiedlichen Bereichen, um über die berufliche Teilhabe von Frauen mit Behinderungen zu diskutieren und Lösungen zu finden.
Situation bislang nicht verbessert
Christina Schneyder, Geschäftsführerin von dabei-austria, äußerte in ihrem Eingangsstatement die Sorge darüber, dass sich trotz zahlreicher Bemühungen die Situation für Frauen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt in den letzten Jahren kaum verbessert hätte. Sie betonte die Notwendigkeit von geeigneten Instrumenten zur beruflichen Inklusion, die auf die individuellen Bedürfnisse von Frauen mit Behinderungen zugeschnitten sind.
"Wir müssen individuelle Unterstützung für Frauen mit Behinderungen bieten, da der Arbeitsmarkt so vielfältig ist und es an entsprechenden Inklusionsinstrumenten fehlt", betonte Christina Schneyder von dabei-austria. "Trotz früherer Diskussionen und Forderungen wurden inklusive Arbeitszeitmodelle und Lohnausgleichszahlungen bisher nicht umgesetzt."
Zukunft inklusiv(e)
Die hochkarätig besetzte Podiumsrunde bot eine Vielfalt an Perspektiven und Lösungsansätzen. Unter anderen waren Vertreter:innen des AMS, der Österreichischen Gesundheitskasse, des Sozialministeriumsservice, des EU-Parlaments und des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz anwesend.
Daniela Rammel, stellvertretende Vorsitzende des Unabhängigen Monitoring Ausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, betonte den schwierigen Zugang zum Arbeitsmarkt für Frauen mit Behinderungen aufgrund von Mehrfachdiskriminierung. Dies führt unter anderem zu erhöhter Armutsgefährdung.
Sarah Galehr vom AMS hob hervor, dass Frauen mit psychischen Problemen oft eine schrittweise Eingliederung in den Arbeitsmarkt benötigen, und betonte die Wichtigkeit von Unterstützungsmaßnahmen.
Sabine Knopf vom Sozialministeriumsservice unterstrich die Bedeutung von ganzheitlicher Beratung und Unterstützung, um die individuellen Stärken von Frauen mit Behinderungen hervorzuheben und ihnen den Weg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Bundesminister Johannes Rauch machte deutlich, dass Österreich noch weit von der Gleichberechtigung entfernt ist und dass eine Veränderung der Perspektive sowie Investitionen in das Gesundheitssystem essenziell sind.
"Frauen sind in vielen Bereichen unserer Gesellschaft benachteiligt. Besonders betroffen sind Frauen mit Behinderungen. Mit vielfältigen Unterstützungsangeboten arbeiten wir daran, die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu stärken – unabhängig vom Geschlecht", betont Sozialminister Johannes Rauch. „Diese Angebote werden wir speziell für Frauen mit Behinderungen weiterentwickeln. Im Herbst werden wir Unternehmen mit einer Kampagne zeigen, welches Potenzial diese starken Frauen für sie darstellen.“
Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse sprach die Problematik der Schnittstellen zwischen verschiedenen Begutachtungsstellen an und plädierte für eine stärkere Berücksichtigung der individuellen Stärken und Schwächen von Menschen mit Behinderungen.
Hilde Wolf, Vizepräsidentin des Berufsverbandes österreichischer Psychologinnen und Psychologen, betonte die Wichtigkeit von erfolgreichen Projekten und deren Umwandlung in bundesweite Programme sowie die Vermeidung von Mehrfachdiskriminierung.
Katrin Langensiepen, Abgeordnete zum EU-Parlament, betonte die Notwendigkeit von politischem Mut und finanzieller Unterstützung für inklusive Projekte und Maßnahmen. „Inklusion ist kein fester Aggregatszustand, es ist ein laufender Prozess und nie fertig. Dessen müssen wir uns alle bewusst sein“.
Seid mutig und laut
Die Teilnehmer:innen wurden ermutigt, die Ergebnisse und Ideen des Forums über dessen Grenzen hinaus zu tragen und gemeinsam für echte Veränderungen zu kämpfen, um die berufliche Teilhabe von Frauen mit Behinderungen zu verbessern.
Ein Tag ist nicht genug
Mit dem 2. Forum "Berufliche Teilhabe von Frauen mit Behinderungen" setzte dabei-austria einen wichtigen Schritt hin in Richtung einer inklusiven Arbeitswelt. Denn es reicht nicht aus, einen Tag im Jahr medial über die Barrieren und Hindernisse zu berichten - Frauen und besonders Frauen mit Behinderungen müssen 365 Tage im Jahr gleichberechtigt behandelt und gefördert werden.