EHL-Immobilieninvestmentmarkt-Update Q1 2023

Im ersten Quartal des Jahres hat der österreichische Immobilieninvestmentmarkt mit einem Transaktionsvolumen von ca. EUR 500 Mio. eine nur mäßige Performance geliefert. Das Transaktionsvolumen lag damit mehr als 50 % unter dem Vergleichswert des ersten Quartals 2022.

Die EHL Investment Consulting vermittelte das baubewilligte, nachhaltige Wohnentwicklungsquartier „Alvorada“ südlich von Wien an die BUWOG..

© Office le Nomade

Die Gründe für dieses historisch schwache Quartalsergebnis sind zwar komplex, jedoch eng miteinander verknüpft und treffen die Marktteilnehmer nicht nur hierzulande, sondern auf europäischer bzw. globaler Ebene gleichermaßen in verschieden starken Ausprägungen. Ausgelöst durch die geänderte Zinspolitik der EZB, die Mitte letzten Jahres zur Bekämpfung der stark angestiegenen Inflation mit sehr schnell aufeinander folgenden Leitzinsanhebungen die Trendwende eingeleitet hat, sehen sich die Investoren mittlerweile mit einem völlig geänderten Marktumfeld konfrontiert. Als Konsequenz daraus wurden Finanzierungen nicht nur signifikant teurer, sondern sind für viele Marktteilnehmer auch deutlich schwieriger zu erlangen. In weiterer Folge hat dadurch auch ein starker Anstieg der Renditen bzw. Rückgang der Preise stattgefunden, der auch durch die inflationsbedingt gestiegenen Mieten nicht kompensiert werden kann.

Marktvolumen - Die Herausforderungen steigen

Vor diesem Hintergrund warten viele Investoren derzeit ab, wann und ob es zu einem Ende der Zinsanhebungen der EZB kommen wird. Die nach wie vor sehr hohen Baukosten und die seit ca. einem Jahr stark angestiegene Inflation bestärken sie in dieser Haltung. Die Preisfindung bei den meisten Objekten ist noch immer schwierig bzw. noch nicht möglich, da die Vorstellungen potenzieller Käufer und Verkäufer nach wie vor deutlich auseinanderklaffen. 

Da „Nichts tun“ jedoch keine langfristige Strategie sein kann und die Kosten aus Finanzierung, Bau und Erhaltung inflationär weiter laufen, ist zu erwarten, dass es bei Objekten, die nicht ausreichenden Cash-Flow aufweisen, in den nächsten Monaten wieder zu erhöhter Transaktionstätigkeit kommen wird, jedoch auf einem angepassten Preisniveau, das für den ein oder anderen Verkäufer Ernüchterung bringen dürfte. Nach Erreichen des neuen Marktgleichgewichts blicken wir allerdings mit einiger Zuversicht auf die Zeit danach. Wir erwarten, dass sich der österreichische Immobilieninvestmentmarkt nach dieser Phase der Anpassung wieder stabilisiert und zu alter Stärke zurückfindet.

Entwicklung der Assetklassen

Während in den vergangenen Jahren die Assetklasse Wohnen durch die starke Nachfrage nach institutionellen Wohnprojekten an der Spitze der Statistik lag und die meistgehandelte Assetklasse war, hat sich das seit dem Marktumbruch Mitte 2022 deutlich geändert. Im ersten Quartal 2023 wurde Wohnen erstmals wieder von Büroimmobilien überholt, die nun mit beachtlichen 45 % des Transaktionsvolumens die stärkste Assetklasse darstellen.

Eine erwähnenswerte Transaktion im Bürosegment, welche durch EHL erfolgreich vermittelt wurde, war der Verkauf des „Bureau am Belvedere“. Die Liegenschaft wurde von der Immofinanz AG an die Real Treuhand Immobilien verkauft und unterstreicht die grundsätzlich anhaltende Nachfrage nach gut vermieteten Büroimmobilien in zentralen, gut erschlossenen Lagen.

Zum Verkauf stehen im Bürosegment aktuell zumeist aber nicht die stark nach- gefragten, neuwertigen Prime-Objekte in prominenten Lagen, sondern vielmehr Bestandsobjekte, die in vielen Fällen den aktuellen Anforderungen an ESG und EU-Taxonomie nicht mehr entsprechen. Diese Objekte werden überwiegend von institutionellen Bestandshaltern an Investoren veräußert, die durch gezielte Investments die Zukunftsfähigkeit der Immobilien im Sinne der EU-Taxonomie sicherstellen („manage to ESG“).

Hinter Büroobjekten belegten Wohnimmobilien im Ranking der Assetklassen den zweiten Platz und konnten knapp 15 % des Transaktionsvolumens für sich verbuchen. Knapp dahinter liegen mit 14 % des Transaktionsvolumens Gesundheitsimmobilien gefolgt von Hotels mit rund 13 %.

Die weiterhin sehr stark nachgefragte Assetklasse Logistik, die in der jüngsten Vergangenheit ein starkes Volumswachstum vorweisen konnte, verzeichnete rund 12 % des Investitionsvolumens. Dieser Wert liegt wie schon im letzten Jahr aufgrund des unzureichenden Angebots an neuen Logistikimmobilien weit unter dem möglichen Potenzial. Einzelhandelsimmobilien sind insbesondere bei institutionellen Investoren nach wie vor wenig gefragt und wurden lediglich 2 % des Gesamttransaktionsvolumens in diese Assetklasse investiert.

Investoren

Aktuell sind mit knapp 80 % vorrangig österreichische Investoren aus den Bereichen Spezialfonds, öffentliche Hand und Projektentwickler aktiv. Der historisch starke Einfluss von Investoren aus Deutschland ist durch die Marktverwerfungen auf knapp 16 % zurückgegangen. Internationale, nicht deutschsprachige Investoren zeichneten für rund 4 % des Transaktionsvolumens verantwortlich.

Trotz des weiterhin hohen Interesses sämtlicher Investorengruppen für den österreichischen Immobilienmarkt ist zu beobachten, dass insbesondere für die großen, internationalen Investoren die relative Attraktivität von Immobilieninvestments im aktuellen Kapitalmarktumfeld abgenommen hat. Die bessere Performance insbesondere von Veranlagungen im Bereich „fixed income“ und die beim aktuellen Zinsniveau negativen Leverageeffekte haben sicherlich wesentlich zur Zurückhaltung am Immobilienmarkt beigetragen. Diese Faktoren führen dazu, dass Kapital teils in andere Märkte und Anlageklassen umgeschichtet wird, insbesondere in festverzinsliche Wertpapiere im US-Dollar-Raum, die im Moment zum Teil als attraktive Alternative gesehen werden. 

Obwohl Immobilien in Zeiten hoher Inflation und negativer Realzinsen normalerweise besonders gefragt sind, besteht aktuell noch eine spürbare Zurückhaltung bei Immobilieninvestitionen, die vor allem der aktuellen Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Zinsentwicklung geschuldet sind.

Entwicklung der Renditen

Obwohl die Marktteilnehmer in vielen Fällen bereits einen weiteren Zinsschritt der EZB in ihre Erwartungen und den Businessplänen antizipiert haben, überwiegt die Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Dies führt zur deutlich spürbaren Zurückhaltung der Investoren, was nicht nur in der Preisfindung selbst, sondern auch in der Nachfrage ihren Niederschlag findet. Während der Renditeauftrieb im Spitzensegment vergleichsweise moderat war und sich die Preisanpassungen der vergangenen Monate in dem Bereich auch in Grenzen gehalten haben, sind die nachgelagerten Qualitätssegmente deutlich stärker betroffen.

Dementsprechend ist die Transaktionsaktivität derzeit sehr verhalten, was auch das erste Quartal 2023 bestätigt. Auch wenn viele, vor allem internationale Investoren den österreichischen Investmentmarkt sehr genau beobachten, wird es noch einige Monate dauern, bis es wieder vermehrt tatsächlichen Abschlüssen kommt. Gerade aber im großvolumigen Core+ Bereich finden Käufer und Verkäufer derzeit nach wie vor preislich nicht zusammen. 

Die Spitzenrenditen für institutionelle Wohn- und Büroobjekte liegen für Top-Produkte bei etwa 3,75 % bzw. 4,00 %. Bei weniger attraktiven Lagen, ineffizienten Grundrissen, schlechter Infrastruktur oder Nachhaltigkeitsthemen bei den Gebäuden werden jedoch höhere Risikoaufschläge berechnet, die im Wohnbereich bis zu 100 bzw. im Gewerbebereich bis zu 150 Basispunkten und mehr betragen können.

Im Logistikbereich verharren die Renditen für ausgewählte, langfristig vermietete Objekte im Spitzensegment auf einem niedrigen Niveau von 4,00 % bis 4,50 %. Im Bereich Einzelhandel zeigt sich eine differenzierte Entwicklung: Während Lebensmittelmärkte und Fachmarktzentren sich weiterhin guter Nachfrage erfreuen, sind große Einkaufszentren für Investoren derzeit weniger attraktiv. Daher gestaltet sich die Bestimmung des Preisniveaus in diesem Segment als schwierig, da mangels vorliegender Vergleichstransaktionen das aktuelle Renditeniveau praktisch kaum auszumachen ist.

Die noch bevorstehenden bzw. bereits angekündigten Zinsschritte der EZB und die damit verbundene Unsicherheit beeinflussen die Preisentwicklung in allen Segmenten. Es ist daher davon auszugehen, dass sich die Renditen tendenziell weiter erhöhen werden.

Ausblick 

Der österreichische Immobilieninvestmentmarkt durchlebt derzeit eine Phase des Abwartens. In den kommenden Monaten ist zu erwarten, dass die Liquidität und die Transaktionstätigkeit tendenziell auf einem niedrigeren Niveau verharren werden.

Das deutlich veränderte Markt- und Zinsumfeld hat bisher nicht zu Zwangsverkäufen oder Restrukturierungen geführt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Druck aufgrund dieser Entwicklungen in allen Assetklassen zunehmen wird - insbesondere getrieben durch auslaufende Finanzierungen. Für Investoren mit klaren Zielvorstellungen und gefüllter „Kriegskassa“ ergeben sich dadurch attraktive Chancen. Zum Teil werden die Wertrückgänge durch die gute Performance der Vermietungsmärkte, getrieben von der erstarkten Flächennachfrage und der auch inflationsbedingten Mietsteigerungen, kompensiert. Dies ist vor allem bei hochwertigen Büroimmobilien, modernen Logistikhallen und insbesondere im Bereich Wohnen zu beobachten. Dies kann allerdings den Renditeanstieg wie erwähnt nicht gänzlich kompensieren. 

Wir erwarten, dass sich die Preisvorstellungen auf Käufer- und Verkäuferseite im Laufe der kommenden Monate zu- nehmend annähern werden. Viele Analysten gehen davon aus, dass die Turbulenzen rund um die Rettung der Credit Suisse und die Angst vor ähnlichen Problemen bei weiteren systemrelevanten Banken die EZB dazu veranlassen werden, die Dynamik der Zinsanhebungen merklich zu verlangsamen. Dies könnte den Investoren eine „guidance“ hinsichtlich der weiteren Entwicklung geben, sodass das Transaktionsgeschehen wieder in Gang kommt. Wir nehmen derzeit jedenfalls wieder mehr Interesse seitens potentieller Käufer wahr und auch die Pitch- und Vermarktungsaktivitäten nehmen zu.

 

EHL Immobilien Gruppe

Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien

EHL Immobilien ist einer der führenden Immobiliendienstleister Österreichs und auf Gewerbe-, Investment-, und Wohnimmobilien spezialisiert. Das Spektrum reicht von Immobilienvermittlung über Immobilienbewertung, Asset- und Portfolio Management bis zu Market Research und Investmentberatung. Die exklusive Partnerschaft mit dem globalen Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate sichert der EHL-Gruppe ein globales Netzwerk und Markt Know-how in 23Ländern.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

22.02.2025

ImmoDienstag zur Bauordnung – Information und Netzwerken

Die Vorträge und vor allem die Diskussion beim ImmoDienstag zum Thema „Bauordnungsnovelle 2023 – ein Jahr danach“waren wieder äußerst informativ – zum Netzwerken blieb aber auch noch genügend Zeit.

21.02.2025

Datacenter – ein Investment für die Zukunft?

Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts, diese vielzitierte Weisheit bezweifelt mittlerweile kaum noch jemand. So rasant, wie die weltweiten Datenmengen zunehmen, wächst auch das Interesse an der Assetklasse Rechencenter.

19.02.2025

Projektsanierung in verschiedenen Entwicklungsstadien

Zahlreiche Projekte befinden sich weiterhin in Schieflage und damit tut sich ein breites Betätigungsfeld für Profis auf. Wie sich diese Entwicklung auf den Markt auswirkt, beziehungsweise welche Herausforderungen es für alle Beteiligten gibt, darüber spreche ich mit Bernhard Ebner, Geschäftsführer von Ebner Real Estate Consulting.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    22.04.2023
  • um:
    09:00
  • Lesezeit:
    6 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 7/2025

Wir Gratulieren Raiffeisen Immobilien Österreich zu erreichten 34 Punkten!

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Sangreal Properties Immobilientreuhand GmbH

Friedrichstraße 7, 1010 Wien

Kurz vor ihrem Studienabschluss im Jahr 2017 gründete Kristina Giacomelli, im Alter von 24 Jahren, das Einzelunternehmen Sangreal Properties, welches seit 2020 als Sangreal Properties Immobilientreuhand GmbH operiert und bekannt ist. Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich das Wiener ImmobilienmaklerInnenbüro am heimischen Immobilienmarkt und wächst stetig an großartigen MitarbeiterInnen und Auftraggebern. Wenn es um die Vermittlung von hochwertigen Wohnbauprojekten, spektakulären High-End-Immobilien oder An- und Verkauf von einzigartigen Gründerzeitzinshäusern in Wien und Wien-Umgebung geht, ist Sangreal Properties der richtige Partner, auf den man sich verlassen kann. Wir selbst sehen uns nicht als klassische Immobilienvermittlung sondern als Matchmaker. Wie auch privat bei der Partnersuche, muss es auch bei der Wohnungssuche „Klick“ machen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

Korte Immobilien Fröndenberg

Winschotener Straße 12, 58730 Fröndenberg/Ruhr

Immobilienmakler Fröndenberg. Mehr als nur ein Makler. Erfolgreich seit 1975! Familienunternehmen in zweiter Generation. Verkauf von Häusern, Wohnungen und Baugrundstücken. Persönliche Beratung. Individueller Service. Tätig in Fröndenberg, Menden, Unna und Umgebung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News