In Deutschland kennen nur 22 Prozent der Befragten das Konzept der 15-Minuten-Stadt. Damit ist die Bundesrepublik fast Schlusslicht. In Rumänien und Irland sind bereits 45 Prozent mit der urbanen Stadtplanungsidee vertraut, in Großbritannien 41 Prozent und in Kroatien 43 Prozent. In der Türkei hingegen wissen zwei von drei Befragten (64 Prozent), was es mit der 15-Minuten-Stadt auf sich hat. Dabei können sich viele Umfrageteilnehmer in Deutschland mit den Vorteilen der 15-Minuten-Stadt anfreunden. Da viele Deutsche die Pendelzeiten verkürzen möchten, wäre der dezentralisierte Aufbau solcher Städte für 66 Prozent der Befragten attraktiv. 48 Prozent schätzen die Bequemlichkeit, alle wichtigen Dienste und Annehmlichkeiten in der Nähe des Wohnorts zu haben. Andererseits ist die Möglichkeit, aktiver an der Gemeindeplanung und Entscheidungsfindung beteiligt zu sein, nur für 15 Prozent der Deutschen ein Argument.
Stadt der kurzen Wege: Warum die 15-Minuten-Stadt für Deutschland Potenzial birgt
„Dass die Mehrheit der Menschen urbane Stadtviertel bevorzugt, zeigt sich an der Nachfrage und den Preisen. Interessenten suchen meistens in den belebten und fußläufig erschließbaren Quartieren nach Wohnungen. Die Idee der 15-Minuten-Stadt kann insbesondere abgehängte Viertel oder Stadtrandgebiete lebenswerter machen. Mit dem Lebenswert steigt wiederum der Immobilienwert“, sagt Samina Julevic, CEO von Remax Germany.
Der Begriff der 15-Minuten-Stadt wurde 2015 erstmals von dem Sorbonne-Professor Carlos Moreno geprägt. Die Idee: In einer Stadt sollten alle täglichen Bedarfe der Menschen innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad vom eigenen Zuhause erfüllt sein. Unterstützer befürworten, dass die Menschen nicht jede Woche mehrere Stunden damit verbringen sollten, zur Arbeit, zu Arztterminen, Bildungseinrichtungen und Freizeitaktivitäten zu pendeln. Viele betonen die ökologischen Vorteile einer solchen Stadtgestaltung.
Ein Beispiel für die 15-Minuten-Stadt ist das Pariser Viertel Clichy-Batignolles: ein Viertel mit 3.400 Wohneinheiten und einem sozialverträglichen Mix aus freiem und gefördertem Wohnraum. 85 Prozent der Wohneinheiten werden mit erneuerbarer Energie betrieben. Das Viertel umfasst Schulen, Fitnessstudios, Supermärkte und sogar ein Theater; die Gebäude sind um einen Park mit Gemüsegärten gruppiert, in dem Regenwasser aufgefangen wird, um Bewässerungsbedarf zu reduzieren. Das Gebiet ist mit Lastenfahrrädern erreichbar, aber nicht mit Autos. F
rankfurt und Düsseldorf vor München und Hamburg
In Deutschland erfüllen Frankfurt und Düsseldorf schon die meisten Anforderungen an 15-Minuten-Städte, während Hamburg und München entsprechende Maßnahmen ergreifen. Zum Beispiel wurde das Werksviertel in München, ein ehemaliges Fabrikgelände, im vergangenen Jahrzehnt in ein autofreies, gemischt genutztes Gebiet mit Geschäfts-, Wohn- und Unterhaltungsgebäuden umgebaut. Samina Julevic, CEO von Remax Germany erwartet, dass angesichts des immensen wirtschaftlichen Potenzials der 15-Minuten Städte weitere benachteiligte Stadtteile nach diesem Konzept geplant werden.
Über den Remax-Europa-Wohnimmobilien-Trendreport 2023
Das Maklernetzwerk Remax hat eine Befragung unter 22.759 Personen verschiedenen Geschlechts (männlich, weiblich, divers) zwischen 18 und 65 Jahren im Juli 2023 durchgeführt, um aufkommende Trends zu erkennen und zu verstehen, die den Immobilienmarkt und damit auch den Maklermarkt in den kommenden Jahren beeinflussen werden. Die Befragung wurde in 23 europäischen Ländern und Regionen – Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Israel, Italien, Kroatien, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweiz, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ungarn, dem Vereinigten Königreich (UK) und Wales – durchgeführt.