Ressourcenknappheit fordert Architekten und Generalunternehmer zum Umdenken

Seit nunmehr eineinhalb Jahren begleitet uns die Covid-Krise und hat auf viele Branchen starke Auswirkungen.

Fotocredit: Martin Croce

In der Baubranche zeigt sich das aktuell vor allem durch Ressourcenknappheit, Fachkräftemangel und Preissteigerungen. Der Baustoffmangel ist für uns Architekten seit dem 4.Quartal 2020 spürbar und zunehmend mit erheblichen Einschränkungen und Auswirkungen verbunden. Seit Anfang des Jahres hat sich die Lage verschärft. Diese Engpässe sind bei fast allen Baukomponenten feststellbar – von Stahl, Holz, Kunststoff über Dämmstoffe bis hin zu Bitumen, Asphalt und Energie. Damit einhergehend sind massive Preissteigerungen bei den Baustoffen: Bei Stahl sind es aktuell rund 40 bis 60 Prozent, bei Dämmstoffen bis zu 35 Prozent und beim Holz rund 20 Prozent. Die erhöhten Preise betreffen aber nicht nur die Baustoffe. Es ist generell mit Verteuerungen entlang der gesamten Lieferkette zu rechnen.

Eine Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: es ist eher davon auszugehen, dass die Preise auf diesem Niveau bleiben werden – zumindest für die kommenden Monate.

Der Rohstoffmangel führt zu einer Verlangsamung der Produktions- und damit der Lieferzeiten. Viele Produktionsfirmen haben ihre Betriebe während der Lockdowns auf ein Minimum reduziert, bis diese wieder ihren Vollbetrieb aufnehmen können, dauert es eben.

System- und Materialwechsel bei laufenden Projekten

Aufgrund der Lieferschwierigkeiten müssen nun bei laufenden Projekten oft Material- und Systemwechsel vorgenommen werden, da eingeplante Baustoffe erst Monate später verfügbar sind. Bisher lagen die üblichen Lieferzeiten durchschnittlich bei wenigen Wochen. Dachstühle werden beispielsweise bei laufender Baustelle auf andere Konstruktionshölzer umgeplant, bei Wandaufbauten muss vollständig auf verfügbare Dämmstoffe umgestiegen werden.

Mehraufwand und wirtschaftliches Risiko

Für Architekten bedeutet dies einen massiven Mehraufwand in der Planung. Die zusätzlichen Kosten für den Mehraufwand geltend machen zu können, ist oft eine Herausforderung.

Generalunternehmer sind mit einem wirtschaftlichen Risiko konfrontiert, da bisher kalkulierte Baustoffkosten, die die Auftragsgrundlage darstellten, nicht mehr beziehbar sind.  Mehrkosten und Bauzeitverlängerungen sind daher als Kontroverse mit Auftraggebern vorprogrammiert.

Aus unserer Sicht ist ein Umdenken bzgl. bisher üblicher kurzfristiger Umplanungen durch Auftraggeber erforderlich, um so erhöhte Vorlaufzeiten sicherstellen zu können.

Mehr Zeit und Flexibilität bei neuen Projekten nötig

Bei neuen Projekten setzt unser Büro von Anfang an auf noch mehr Flexibilität, insbesondere was den Einsatz der zu verwendenden Materialien und Systeme anbelangt. Das ermöglicht uns, bereits in der Planungsphase projektspezifisch auf Baustoffverfügbarkeiten zu reagieren.

Generalunternehmer wiederum sind gefordert, ihre Subplaner deutlicher früher in vollem Umfang zu beauftragen. Alles in allem bedeutet das, mehr Zeit für Bauprojekte einplanen zu müssen.

Wir sehen hier einen Lernprozess für Entwickler, Architekten und Ausführende.

Potenziale und Chancen

Eine Vielzahl der heimischen Baustoff- und Bauproduktproduzenten hat bereits Lehren aus der Corona-Krise gezogen und mit Umstellungen begonnen. Wirtschaftliche und terminliche Abhängigkeiten von globalen Lieferketten werden durch regionale Anbieter oder Eigenproduktionen im Unternehmen ersetzt. Mit diesen Veränderungen kommt es zu  Wertschöpfungen sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen im Land. Die regionale Produktion mit kurzen Lieferwegen und ökologischen Technologien leisten einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Aus unserer Sicht gibt es für die Baubranche darüber hinaus ein großes Potenzial in der umfassenden Wiederverwendung von hochpreisigen Baustoffen und Produkten.

Meistgelesen in den letzten 7 Tagen:

Artikel

27.03.2024 06:30

Gerhard Popp

Rechtliche Einschränkungen für Green Claims: Vermeidung von Greenwashing in der Werbung

Aufgrund des wachsenden Interesses der Verbraucher an umweltfreundlichen und nachhaltigen Produkten gewinnen Green Claims in der Werbung zunehmend an Bedeutung. Green Claims sind Aussagen oder Kennzeichnungen, die darauf hindeuten, dass ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen umweltfreundlich oder nachhaltig ist. Dieses steigende Bewusstsein trägt zur Notwendigkeit bei, Greenwashing zu vermeiden, eine Praxis, die Konsumenten über die Umweltauswirkungen eines Unternehmens in die Irre führt, ethisch fragwürdig ist und möglicherweise illegal sein kann.

JETZT LESEN
Views: 4173
Lesezeit: 7 min
0

Artikel

24.03.2024 06:30

Gerhard Popp

Die Zukunft der Immobilienbranche: Wie Gen Y Veränderungen vorantreibt

Die Immobilienbranche ist im Begriff, eine bedeutende Veränderung zu erleben. Mit der Generation Y, die in den nächsten fünf bis acht Jahren die Führung übernehmen wird, wird erwartet, dass sie neue Kommunikationswege und -stile einbringt, die das traditionelle Geschäft der Immobilienvermarktung revolutionieren.

JETZT LESEN
Views: 3250
Lesezeit: 3 min
0

Artikel

29.03.2024 06:00

Karl-Heinz Goedeckemeyer

Rückblick MIPIM 2024: Wie sich der Markt verändert

Die MIPIM war dieses Jahr weniger von Deals geprägt, sondern viel mehr eine Basis, um sich über neue Entwicklungen und Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft zu informieren. Hier noch einmal die wesentlichen Aspekte einer Messe, auf der ein Blick in die kommenden Jahre geworfen wurde.

JETZT LESEN
Views: 1441
Lesezeit: 4 min
0

Kategorie: Inland

Artikel:744

Views: letzte 30 Tage73.690

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    03.11.2021
  • um:
    07:00
  • Lesezeit:
    3 min
  • Aufrufe:
    221
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten
Geschrieben von:

Philipp Janes

DI Philipp Janes ist Mitgründer des Architekturbüro A2K Architekten. A2K ARCHITEKTEN ist ein etabliertes Architekturbüro mit Sitz in Wien. Gegründet wurde A2K ARCHITEKTEN von DI Bernhard Rapf und DI Philipp Janes im Jahr 2000. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre ist das Architekturbüro stetig gewachsen und beschäftigt mittlerweile rund 20 MitarbeiterInnen, davon 3 Ziviltechniker. Das Architekturbüro ist auf Wohnbau, Hotellerie und Gastronomie sowie Bürobau und Revitalisierung spezialisiert. Philipp Janes:  1973 in Wien geboren  Matura Gymnasium Stubenbastei in Wien  Studium der Architektur an der TU Wien und der UEL London  2000 Gründung von A2K Architekten mit Bernhard Rapf  Geschäftsführender Gesellschafter von A2K Architekten Janes Rapf ZT GmbH  Staatlich befugter und beeideter Ziviltechniker  Mitglied der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgendland  Lebt mit Familie in Wien

Werbung